Mit DAS SANDMÄNNCHEN - ABENTEUER IM TRAUMLAND kommt ein fantasievoller Animationsfilm ins Kino, der auf sympathische Weise unterhält und für die jüngsten Zuschauer überschaubare Abenteuer bereithält. Hier verschwimmen Wirklichkeit und Traum zu wunderschönen Bildern. Das Sandmännchen kennt die großen und kleinen Träume aller Kinder. Doch als ihm ein fieser Albtraum den Schlafsand stiehlt, muss schnell Hilfe her: Das aufgeweckte Schlafschaf Nepomuk und der kleine Miko aus der Wachwelt, der gern ein mutiger Kapitän wäre, steuern mit dem Sandmann einem großen Abenteuer entgegen. Mit den liebevoll gestalteten, kleinen Helden gibt es so einiges zu erfahren über Mut, Vertrauen in die eigenen Kräfte und ein versöhnliches Miteinander. Ihre ereignisreiche Reise durch die fantastischen Schlafwelten ist eine herrlich farbenfrohe Gutenachtgeschichte. Auch die eingängigen Musikstücke zum Mitsingen machen Spaß und viel gute Laune.
Jurybegründung:
Das Sandmännchen ist eine wichtige Institution im Laufe von knapp 50 Jahren mit täglichen Fernsehauftritten für viele Kindergenerationen. Jetzt wird die ultimative Geschichte seiner wichtigen Arbeit für die Traumwelten der Kinder erzählt, weil der Sand, aus dem die Träume erwachsen, dem Sandmännchen gestohlen wurde. Zur Rettung benötigt er einen realen starken Helden, dem es gelingen muss, dem bösen Habumar den Traumsand wieder abzuluchsen. Dafür schickt das Sandmännchen sein quirliges Schlafschaf Nepomuk zu den Menschen. Wie kann es anders sein, vom Leuchtturm des Traumlandes fällt es direkt in den Leuchtturm auf der realen Welt und trifft dort auf Miko. Ein kleiner Junge, der ein ebenso großer und mutiger Kapitän auf See sein will wie sein Großvater. Er hat dessen übergroße Seemannsmütze auf dem Kopf und scheint für das Schaf Nepomuk wie geschaffen, ein Retter für den Schlaf der Kinder zu sein. Doch Miko ist alles andere als mutig und das weiß er auch. Trotz all seiner Beteuerungen wird er vom Sandmännchen in seiner ihm zugedachten Mission unterstützt und erlebt viele auch gefährliche Abenteuer auf seiner aufregenden Reise durch die Traumwelten. Zum Schluss, wenn er seine Aufgabe im Kampf gegen Habumar in seinen Träumen erfüllt hat, ist Miko an seinen Herausforderungen in der Traumwelt gewachsen und hat seine Ängste überwunden. Er ist gewissermaßen in die Kapitänsmütze seines Großvaters hineingewachsen.
Entstanden ist ein Stop-Motion-Film mit realen Puppen, die in zauberhaft schönen und in schaurigen Traumwelten agieren. Der Film ist für Kinder ab drei Jahren geeignet auch wenn der böse Habumar Angst einflößen soll, will er doch den goldenen Schlafsand in einen dunklen Albtraumsand verwandeln. Doch wird der Gegensatz von Gut und Böse so gelöst, dass Kinder sich immer wieder vergewissern können, dass die Träume stärker sind, die das Gute wollen.
Liebevoll und einfallsreich wird von einer Situation in die nächste übergegangen. Und das Gute am Traum: Es ist fast alles möglich. Trotzdem bleibt diese besondere Welt für Kinder auch immer nachvollziehbar. Episodische Variationen in ähnlichen Handlungssträngen dienen dazu, dass jüngere Kinder auch bei nachlassender Aufmerksamkeit immer wieder gut in die Geschichte einsteigen können. Dabei helfen auch die kleinen Aktionen von Nebenfiguren wie die fliegenden Schirme oder die Slapstickeinlagen vom Schlafschaf Nepomuk, wenn er sich mal wieder tollpatschig verhält. Damit wird ein Grundproblem von zeitlich kinogemäßen Fassungen für diese Altersgruppe recht gut gelöst.
Lediglich die reale Welt von Miko zu Beginn und am Ende des Films wirkt überzogen abstrahiert und plakativ. In dieser Einstiegsphase gibt es zudem vermeidbare Längen. Der Vater (Ilja Richter) traut seinem Sohn nichts zu, er darf nicht auf das Schiff. Eine psychologisch gut durchdachte Idee ist es dabei allerdings, den Vater, dem der Sohn zunächst wenig abgewinnen kann und Habumar vom selben Darsteller sprechen zu lassen, wobei den meisten Kindern diese Feinheit sicherlich entgehen wird. Dafür ist er am Schluss zu euphorisch, wenn der Vater den Sohn wie verwandelt zur Seefahrt starten lässt. Die Mutter ist die Gute, die ihren Sohn versteht aber am Ende wie vergessen wirkt.
In Hinblick auf die Zielgruppe scheint dies jedoch auch sinnvoll: Man kann die Eltern, die Schwester und die Miko verhöhnenden Kinder als aus der Sicht des Jungen begreifen, wo auch die reale Welt für ein Kind nicht in der psychologischen Durchzeichnung von Charakteren aufscheinen.
Erfreulich die musikalische Unterstützung, die auf dem vorhandenen Musiktypus der Sandmännchenmelodie aufbaut. Zu erwähnen noch die gelungene Innenausstattung des Leuchtturms, die die eiserne Haut auch Innen sichtbar schroff zeigt.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)