Russell Crowe wird Kriegsverbrecher Hermann Göring im kommenden Film „Nuremberg“ spielen. Und er habe vor, „Menschlichkeit in etwas Unmenschliches“ zu bringen.
Russell Crowe liebt die Herausforderung, das Vorstoßen in neue schauspielerische Regionen, die er noch nie zuvor betreten hat. Der neuseeländische Schauspieler zählt zweifelsohne zu den beliebtesten Stars in Hollywood – und das, obwohl er sich nicht immer für massenkompatible Projekte entscheidet. Seine größte Zeit erlebte er Anfang der 2000er-Jahre mit Filmen wie „Gladiator“ und „A Beautiful Mind: Genie und Wahnsinn“. Seither wechselt der 60-Jährige mühelos zwischen Independent- und Blockbuster-Produktionen, kleinen Dramen und großen Actionfilmen. Nicht viele Stars seines Kalibers können eine Filmografie aufweisen, in der „Väter und Töchter – Ein ganzes Leben“ direkt neben „Man of Steel“ und „The Pope’s Exorcist“ steht. Crowes Premiere im Horrorgenre könnt ihr über Amazon streamen.
Eine richtige Herausforderung stellt die Verkörperung echter Persönlichkeiten dar. Denn hier gilt es nicht etwa, der eigenen Maxime zu folgen, sondern in den Körper und Geist einer Person zu schlüpfen, die tatsächlich gelebt hat oder sogar noch lebt; und an die sich im besten Fall nicht wenige noch gut erinnern können. Hier gilt es also, ihr optisch und charakterlich gerecht zu werden, aber auch Seiten zutage zu fördern, für die man tief in die Psyche der Persönlichkeit eintauchen muss – und seien es auch noch so feine Nuancen, die leicht zu übersehen sind. Crowe beherrscht diesen Weg, wie er mit „A Beautiful Mind“, aber auch mit „Insider“ und „Das Comeback“ bewiesen hat.
Nun schlüpft Crowe für die Verfilmung von Autor Jack El-Hais „Der Nazi und der Psychiater“ in die wohl herausforderndste Rolle seines Lebens: In James Vanderbilts („Der Moment der Wahrheit“) „Nuremberg“ verkörpert Crowe die Nazi-Größe Hermann Göring. Der designierte Nachfolger Adolf Hitlers hatte großen Anteil am Holocaust und wurde für seine Taten als Kriegsverbrecher im Nürnberger Prozess zum Tode verurteilt. Der Vollstreckung entging er letzten Endes durch Selbstmord.
Mittelpunkt des Buches sind die psychologischen Gutachten, die im Vorfeld zum Nürnberger Prozess von den Angeklagten unter anderem durch den Armeepsychiater Douglas M. Kelley angefertigt wurden. Besonders faszinierte ihn dabei der Reichsmarschall Göring. Russell sagte sofort zu, als er das Drehbuch zum Film in die Hände bekam, wie er bei einem Set-Besuch gegenüber Deadline verriet:
„Meistens sind die Dinge, die mich anziehen, auch Dinge, die mich erschrecken. Das Drehbuch hat mich sofort angesprochen, aber ich war auf eine seltsame Art und Weise auch emotional erschöpft davon. Wie sollte man überhaupt versuchen, diesen Kerl (Hermann Göring, Anm. d. Red.) zu spielen? Wenn diese Frage aufkommt, fühle ich mich für gewöhnlich angezogen.“
Das Buch geht einen gerade aus heutiger Sicht geradezu unerhörten Weg und versucht, die Beweggründe der Nazis offenzulegen, so Crowe:
„[Douglas M.] Kelley wollte sich nicht mit der damals verbreiteten Geschichte über den Nationalsozialismus abfinden, die von den Alliierten verbreitet wurde, nämlich dass es sich um eine Gruppe Wahnsinniger handelte. Diese Leute waren in einige sehr dunkle Dinge verwickelt, die aus Situationen heraus entstanden sind, die sie nicht in diese Richtung hätten lenken sollen. Diese Art von situationsbedingter Politik erleben wir heute häufig mit Menschen, die sich über bestehende Regeln hinwegsetzen, um an der Macht zu bleiben.“
Und so sei es ihm ein Anliegen, nicht bloß ein eindimensionales Abziehbild von einer historischen Figur wiederzugeben, sondern dem Ganzen eine gewisse Vielschichtigkeit zu verleihen, wie Crowe im Gespräch mit GQ betont:
„Ich werde einen der rätselhaftesten und bekanntesten Namen der Geschichte entschlüsseln und versuchen, etwas Menschlichkeit in etwas zu bringen, das sich völlig unmenschlich anfühlt.“
Oft ist es die Konfrontation mit dem Undenkbaren, das Eingestehen des Unmöglichen, das erst den Blick dafür schärft, worin sich das Böse wirklich zu verstecken vermag. „Nuremberg“ dürfte in dieser Hinsicht also ein äußerst wichtiges und mutiges Lehrstück im Filmformat werden. Ein Film, der die Sinnlosigkeit des Krieges deutlich dargestellt hat, ist die deutsche Produktion „Im Westen nichts Neues“, die ihr über Netflix streamen könnt – erhältlich im passenden Kombi-Angebot mit Sky Q. Den Trailer könnt ihr hier ansehen:
„Nuremberg“ hat ein großes Star-Aufgebot
Neben Russell Crowe als Hermann Göring ist ein wahres Star-Ensemble mit an Bord, um Regisseur James Vanderbilts Drama auch einem Publikum näherzubringen, das um diese Art Film ansonsten einen großen Bogen machen würde. So schlüpft Rami Malek in die Rolle von Douglas M. Kelley. Colin Hanks spielt dessen Kollegen Dr. Gustave Gilbert und Michael Shannon verkörpert den Chefankläger Robert J. Jackson. In weiteren Rollen zu sehen sind Richard E. Grant, John Slattery, Leo Woodall, Wrenn Schmidt, Lydia Peckham, Lotte Verbeek sowie Wolfgang Cerny und Andreas Pietschmann.
Die Dreharbeiten in Budapest sind mittlerweile abgeschlossen, einen Starttermin hat „Nuremberg“ allerdings noch nicht.
Und jetzt ist es Zeit für ein Quiz, das euer Wissen in Bezug auf (Anti-)Kriegsfilme auf die Probe stellt: