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Das weiße Band: 1914: In einem kleinen deutschen Dorf geschehen eine Reihe mysteriöser Vorfälle: Der Dorfarzt verletzt sich schwer bei einem Reitunfall, den ein zwischen zwei Bäumen gespannter Draht verschuldete. Eine Scheune wird abgefackelt, der Sohn des Barons wird entführt und grausam misshandelt, eine Arbeiterin stirbt bei einem Unfall in einem Sägewerk. Jeder verdächtigt schließlich jeden, ohne dass auch nur ein einziger...

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Handlung und Hintergrund

Der Erste Weltkrieg liegt bereits in der Luft. In einem scheinbar ganz normalen Dorf in Norddeutschland gehen die Dinge ihren normalen Gang. Der Dorflehrer leitet auch den Schul- und Kirchenchor, der sich aus den Kindern und Jugendlichen des Orts zusammensetzt. Sie bilden einen Querschnitt der dortigen Gesellschaft, sind die Kinder von Gutsherren, Hebammen, Ärzten und Bauern. Dann beginnen Unfälle, die sich zunächst niemand so recht erklären kann. Je mehr davon passieren, desto stärker kristallisiert sich heraus, dass eine Methode dahinter zu stecken scheint: Die vermeintlichen Unfälle scheinen Bestrafungen zu sein.

Der Erste Weltkrieg liegt in der Luft. In einem scheinbar ganz normalen Dorf in Norddeutschland gehen die Dinge ihren normalen Gang. Der Dorflehrer leitet auch den Schul- und Kirchenchor, der sich aus den Kindern und Jugendlichen des Ortes zusammensetzt. Sie bilden einen Querschnitt der dortigen Gesellschaft, sind die Kinder von Gutsherren, Hebammen, Ärzten und Bauern. Dann beginnen Unfälle. Je mehr davon passieren, desto stärker kristallisiert sich eine Methode heraus: Die vermeintlichen Unfälle scheinen Bestrafungen zu sein.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Michael Haneke
Produzent
  • Michael Katz,
  • Stefan Arndt,
  • Prof. Dr. Veit Heiduschka,
  • Margaret Ménégoz,
  • Andrea Occhipinti
Darsteller
  • Christian Friedel,
  • Ernst Jacobi,
  • Leonie Benesch,
  • Ulrich Tukur,
  • Ursina Lardi,
  • Fion Mutert,
  • Michael Kranz,
  • Burghart Klaußner,
  • Steffi Kühnert,
  • Maria Dragus,
  • Leonard Proxauf,
  • Thibault Sérié,
  • Josef Bierbichler,
  • Enno Trebs,
  • Theo Trebs,
  • Janina Fautz,
  • Rainer Bock,
  • Susanne Lothar,
  • Roxane Duran,
  • Miljan Chatelain,
  • Eddy Grahl,
  • Branko Samarovski,
  • Birgit Minichmayr,
  • Kai Malina,
  • Sebastian Hülk,
  • Aaron Denkel,
  • Kristina Kneppek,
  • Stephanie Amarell,
  • Bianca Mey,
  • Mika Ahrens,
  • Detlev Buck
Drehbuch
  • Michael Haneke
Kamera
  • Christian Berger
Schnitt
  • Monika Willi

Kritikerrezensionen

    1. Gewalt steht im Mittelpunkt von Michael Hanekes Œuvre; und um Gewalt dreht sich auch alles in den Dorfgeschichten, die Haneke im Cannes-Gewinner „Das weiße Band“ erzählt. Nicht die offene Gewalt ist es, die ihn dabei vor allem interessiert, und schon gar nicht deren Darstellung, die so oft ins Reißerische kippen kann, durch die der Zuschauer sich so gerne ins Voyeuristische verleiten lässt.

      Nein: die geheimnisvollen Gewaltakte, die die Bewohner von Eichwald aufschrecken, all die merkwürdigen Quälereien des Dorfarztes, des Baron-Sprößlings, des behinderten Kindes – all das zeigt er nicht, das belässt er im Rätselhaften. Als eine Art Einbruch des Bösen in die Dorfgemeinschaft erscheinen die Vorfälle zunächst, der Reitunfall des Arztes, hervorgerufen durch ein im Garten gespanntes Drahtseil, oder die Folterungen des Sohnes des Barons und des behinderten Kindes der Hebamme. Doch das Dorf, das dann so sehr um den Frieden im Miteinander fürchtet, ist natürlich in seinem Innersten gar nicht friedlich, und das zeigt Haneke frontal.

      Es geht in im „Weißen Band“ um die gesellschaftlich akzeptierte Gewalt, um die autoritären Strukturen, um Hierarchien und festgefügte Ordnungen, in denen die Gewalt zementiert ist. Der Pfarrer impft seinen Kindern im Namen Gottes Schuldgefühle ein, Bestrafungen sind ebenso ritualisiert wie die Gute-Nacht-Küsse; das titelgebende weiße Band, das er seinen beiden Ältesten um die Arme bindet, soll sie stets zum Artigsein herausfordern – das, was er als artig definiert. Zugleich sind diese Bänder nach außen ausgedrückte Zeichen der Sündhaftigkeit.

      Der Baron ist jähzornig, sein Gutsverwalter tritt einmal seinen Sohn halbtot, ein abhängiger Bauer ist vom Tod seiner Frau kaum berührt, wohl aber von der übergroßen Trauer seines Ältesten, den er deshalb verurteilt. Und der Arzt, dieser geile Bock… man kann gar nicht davon sprechen.

      Diese stetige Atmosphäre von Gewalt, von Distanz, von Autorität und Macht zeigt Haneke in ausgesucht künstlich arrangierten Bildkompositionen. Diese wiederum reiben sich in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis mit dem Realismus, mit dem Haneke den Alltag des Lebens im Dorf zeigt, die Arbeit auf dem Feld, die Freizeitvergnügen von Sticken bis Hausmusik, das stetige Mitführen von Lampen, die ihr schwaches Licht kaum gegen das Dunkel der Stuben behaupten können.

      Und erzählt wird dies alles im Ton der literarischen Hochsprache des 19. Jahrhunderts, der Chronist ist der junge Dorfschullehrer, der als alter Mann von den Ereignissen erzählt am Vorabend des Ersten Weltkriegs, die vielleicht ein kleines Licht auf die Vorgänge in Deutschland überhaupt werfen mögen…

      Eine große Perspektive freilich lässt Haneke außen vor, ebenso wie er – genau wie sein Chronist – jedes Moralisieren vermeidet. Womit auch der Gefahr entgangen wird, historische Ereignisse aus dem Licht der nachfolgenden Generationen rückblickend zu deuten. Dass hier keine Erklärungen gegeben werden, die dem Zuschauer ein Einordnen – sowohl was das Moralische angeht als auch das große Ganze des Historischen – erleichtern würden: Das ist das große Verdienst dieses Films, und überhaupt von Hanekes Filmwerk, das eben durch das reine Zeigen ohne vordergründige Bewertung seine beklemmende Kraft gewinnt.

      Dabei sind all diese kleinen Dorfepisoden, die hier gezeigt werden, durchaus mit einem Sinn unterlegt, der weiter geht als ihre reine Verbindung miteinander durch Ort und Zeit, in der sie spielen, und als ihre Verknüpfung zueinander durch das Thema der Gewalt, mit der sie spielen. Der Sinn steckt zwischen den Zeilen, beziehungsweise im Untertitel des Films, in Sütterlin geschrieben: Eine deutsche Kindergeschichte. Wahrscheinlich. Möglicherweise. Man muss selbst sehen, um zu entscheiden.

      Fazit: Michael Haneke hat mit diesem Film zurecht die Goldene Palme in Cannes gewonnen: Episoden in einem deutschen Dorf 1913 ergeben ein Panorama, hinter dem die stets gegenwärtige Gewalt hervorlugt.
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      1. Regisseur Michael Haneke entzieht sich mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk erneut den einfachen Kategorisierungen und liefert eine Erzählung zwischen moderner Kriminalgeschichte und historischem Sittengemälde. In einem nordischen Dorf, kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges, geschehen mysteriöse Übergriffe und Morde, die alle als Symptome eines dichten Systems aus Autorität, Unterdrückung, Böswilligkeit und Neid erscheinen. Mit einer überwältigenden Ästhetik der schwarzweißen Bildsprache und einer authentischen Rekonstruktion des Milieus vereint Haneke meisterhaft die Elemente der Filmkunst zu einem grandiosen und anspruchsvollen Opus. Unübertrefflich!

        Jurybegründung:

        Ein Sittengemälde aus dem protestantischen Norddeutschland des frühen 20. Jahrhunderts wird hier in einer meisterhaften Komplexität an Stimmungen, Konflikten und Details ausgebreitet. Ein Dorf wird seziert: man sieht, wie es bei dem Baron und dem Tagelöhner zuhause zugeht, wie vor hundert Jahren die Menschen verschiedener Schichten unter- und miteinander verkehrt sind, wie Eltern ihre Kindern erzogen, wie gearbeitet, gefeiert und geherrscht wurde. All das wirkt so authentisch, dass man die sorgfältige Recherche, auf der es fußen muss, nur bewundern kann.

        Aber von Beginn an herrscht in DAS WEISSE BAND auch ein bedrohlicher Unterton. Nicht nur weil die Erzählung mit einem hinterhältigen Anschlag auf den Arzt des Dorfes beginnt, sondern auch weil die wunderbare Erzählstimme von Ernst Jacobi weitere beunruhigende Geschehnisse prophezeit und weil die Schwarzweißfotografie eine bedrohlich, klaustrophobische Atmosphäre schafft. Dies ist eine kleine Welt, deren Bewohner in ‚Böswilligkeit, Neid, Stumpfsinn und Brutalität‘ miteinander leben. So sagt es gegen Ende des Films mit der Baronin eine Außenseiterin, aber man spürt es schon in einer der ersten Einstellungen, wenn die Kinder in einer merkwürdigen Art von Prozession von der Schule durch das Dorf ziehen.

        Mit solchen Stimmungen ist der Film wunderbar komponiert, und zudem hat er eine erstaunliche Erzähldichte. In jeder Szene passiert etwas Entscheidendes, und der Zuschauer wird durch den Krimiplot (‚Wer ist der mysteriöse Missetäter?‘) ständig in Spannung gehalten. Aber Haneke will auch an diesem Exempel zeigen, aus welchen Zuständen jene Generationen von Deutschen erwuchsen, die das Jahrhundert mit zwei Weltkriegen und einem Terrorregime traumatisierten.

        Alle Kinder werden extrem repressiv erzogen, und es herrscht eine rigide, freudlose Geisteshaltung. Nur dem Dorflehrer, der als Erzähler eher beobachtet als handelt, wird durch die zärtlich, zögerliche Romanze mit dem Kindermädchen Eva ein marginaler Wärmestrom gegönnt. Ansonsten herrscht bittere Kälte in den Beziehungen zwischen diesen Menschen, so dass zwangsläufig die Opfer zu Tätern aufwachsen.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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