Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.

Das Zimmermädchen Lynn: Der "Berliner Schule" verpflichtetes Kammerspiel, das das Porträt einer "verlorenen" Frau zeichnet, deren Part Vicky Krieps perfekt auszufüllen versteht.

Handlung und Hintergrund

Lynn lebt fürs Putzen. Ob zu Hause oder ihrem Arbeitsplatz im Hotel, ihr entgeht kein Staubkorn. Still und gewissenhaft geht sie ihrer Arbeit nach - sie ist die perfekte Angestellte. Wäre da nicht ihr kleines Geheimnis: Jeden Mittwoch kriecht sie unter ein anderes Hotelbett, lauscht Gesprächen und Geräuschen. Eines Tages liegt sie unter dem Bett eines Gastes, der sich das Callgirl Chiara aufs Zimmer bestellt hat. Lynn ist so fasziniert von dieser Frau, dass sie sich zum ersten Mal aus ihrem Versteck wagt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Ingo Haeb
Produzent
  • Ingmar Trost,
  • Olaf Hirschberg
Darsteller
  • Vicky Krieps,
  • Lena Lauzemis,
  • Steffen Münster,
  • Christian Aumer,
  • Christine Schorn,
  • Sonja Baum,
  • Cornelia Dörr,
  • Lisa Guth,
  • Franziska Schubert,
  • Bernhard Schütz,
  • Julian Simons
Drehbuch
  • Ingo Haeb
Musik
  • Jakob Ilja
Kamera
  • Sophie Maintigneux
Casting
  • Susanne Ritter

Kritikerrezensionen

  • Das Zimmermädchen Lynn: Der "Berliner Schule" verpflichtetes Kammerspiel, das das Porträt einer "verlorenen" Frau zeichnet, deren Part Vicky Krieps perfekt auszufüllen versteht.

    Eine Frau auf der Suche nach sich selbst. Ingo Haeb hat den Roman von Markus Orths kongenial fürs Kino adaptiert - mit Vicky Krieps als perfekter Titelheldin.

    „Weißt du was das Schöne am Putzen ist?“ - „Dass es immer wieder dreckig wird.“ Schon dieser knappe, ungewöhnliche Dialog weckt Interesse. In Markus Orths‘ Roman „Das Zimmermädchen Lynn“ ist er zu finden, Ingo Haeb („Neandertal„) hat ihn nach eigenem Drehbuch als formal streng durchkomponiertes, dem kühlen Stil der „Berliner Schule“ verpflichtetes Kammerspiel fürs Kino adaptiert. Um Entfremdung geht es, das schwierige Verhältnis von Nähe und Distanz, ums Finden des eigenen Platzes im Leben.

    Die Heldin, zurückhaltend verkörpert von Vicky Krieps, die zu Recht für ihre Leistung als beste Schauspielerin mit dem Förderpreis Neues deutsches Kino ausgezeichnet wurde, war in der „Klapse“, warum erfährt man nicht - man kann es nur vermuten. Jetzt braucht sie wieder einen Job. Oralsex mit dem Manager des Hotels Eden ist die Lösung des Problems. Sie darf wieder in den Putzkittel schlüpfen. Pedantisch macht sie die Betten, entfernt methodisch jedes noch so kleine Staubkorn. Sie ist eine mustergültige, perfekte Angestellte - wäre da nicht dieses „Hobby“, dem sie jeden Mittwoch frönt. Da legt sie sich unters Bett eines Gasts, lauscht Gesprächen, löst wenn es zu langweilig wird ein Sudoku oder knabbert am mitgebrachten Snack und schlummert dann friedlich weg.

    Das Porträt einer Verlorenen wird gezeichnet, man schaut ihr beim Zuschauen zu, begleitet sie durch ihren Alltag. Man muss sich selbst ein Bild von Lynn Zapatek machen. Während sie zu Hause wienert läuft auf dem Laptop Jacques Tati. Von einer Telefonzelle ruft sie die Mutter an, tauscht mit ihr Banalitäten aus. Es „passiert“ eigentlich nichts. Bis sie Zeuge wird, wie ein Mann die S/M-Dienste des Callgirls Chiara - gut besetzt mit der wasserstoffblonden Lena Lauzemis, der Gudrun Ensslin aus „Wer wenn nicht wir“ - in Anspruch nimmt. Erstmals kriecht sie aus ihrem Versteck heraus, nimmt Kontakt mit der Prostituierten auf und entdeckt die Freuden lesbischer Liebe.

    Klar und sorgfältig kadriert sind die Bilder von Kamerafrau Sophie Maintigneux, schlicht und distanziert. So wird man nie in die Geschichte hineingezogen, bleibt kühler Beobachter wie Lynn, die sich nicht einfügt, somnambul durch Hotelflure geistert oder wie in einem Traum auf einem Bett durch die Straßen schwebt. Ein autistisches, langsam entwickeltes und mit großer Ruhe erzähltes (Thriller-)Drama, dem man geradezu hypnotisiert folgt. Immer leicht irritiert, sicher auch wegen der komplett nachsynchronisierten Tonspur, die man im Schnitt wieder perfekt den Bildern angepasst hat. Verstörend wirkt das, unbegreiflich - und zugleich faszinierend. geh.
    Mehr anzeigen
Anzeige