DeAD: Drama über einen jungen Mann, der sich nach dem Selbstmord seiner Mutter auf die Suche nach seinem wahren Vater begibt.
Handlung und Hintergrund
Als der 30jährige Patrick seine am Strick baumelnde Mutter findet, bricht für ihn eine Welt zusammen. Nach der Beerdigung der Frau, die ihn nie geliebt hat, rast er mit seinem Freund Elmar im alten Ami-Schlitten zum „Erzeuger“, der nichts von seinem Glück weiß und stört dessen Geburtstagsfeier zum 60. mit erster und zweiter Frau, verwöhntem Sohn und jungfräulichem Töchterchen ganz gewaltig. Bald pflastern Leichen seinen Weg, kracht die kleinbürgerliche Fassade der Familie zusammen. Der Rachefeldzug endet in Blut und Tränen.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
Co-Produzent
Darsteller
- Tilman Strauß,
- Thomas Schendel,
- Judith Rosmair,
- Niklas Kohrt,
- Ruby O. Fee,
- Suzanne von Borsody,
- Tobias Kay,
- Prof. Hark Bohm,
- Anette Hellwig,
- Matthias Wiebalck,
- Simon Görts
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
Casting
- Sven Halfar,
- Suse Marquardt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Sven Halfars Debütfilm "DeAD" verspricht mit einem flotten Animationsvorspann im Tarantino/Rodriguez-Stil samt treibender Bluesrock-Ouvertüre viel, vermag es aufgrund seines artifiziellen Konstrukts in Folge nicht einzuhalten. Ein überraschender Mord stellt anfangs die Weichen für die zu erwartende Konfrontation, doch zunächst begnügen sich die ungebetenen, rachsüchtigen Besucher einer Familienfeier lange damit, ihre unfreiwilligen Gastgeber nachhaltig zu provozieren und sie vorzuführen.
Im Grunde erzählt das titelgebende Wortspiel "Dead - Dad", worauf die Tricksequenz explizit hinweist, schon die ganze Handlung: Zwei angebliche Schauspieler, durch ihren Look mit Sonnenbrille, Tatoos, Ted-Frisur, Country-Hemd, Lederjacke und Revolver als aufsässige Outlaws erkennbar, mischen eine auf scheinheilige Harmonie getrimmte Jubel-Geburtstagsfeier auf und lassen die Lebenslügen des Hausherren platzen.
Durch arrogante Sprüche und ein überhebliches Auftreten wirken die beiden jungen Protagonisten ähnlich negativ gezeichnet wie die Opfer ihrer Attacken. Ein untreuer Ehemann mit Vorliebe für Sadomaso-Sex, seine vernachlässigte zweite Ehefrau, deren pubertierende, desinteressierte Tochter, eine versoffene Ex-Gattin mit High Society-Allüren (Susanne von Borsody agiert bewusst am Rande der Karikatur) und ein blasierter Sohn, der seinen Wagen ("Ein Porsche kein Auto") mehr schätzt als menschliche Beziehungen, erscheinen als leichte Zielscheiben.
Wie die deutschen "Reservoir Dogs" schreiten Patrick und Elmer anfangs in Zeitlupe über die Straße. Ohnehin arbeitet Sven Halfar mit steten cineastischen und symbolhaften Verweisen: Unheilschwanger baumelt eine Teufelsfigur am Rückspiegel im blutrot glänzendem Ami-Schlitten der Freunde. Immer wieder werden Namen wie Patrick Swayze, John Travolta oder Natalie Portman sowie Anspielungen auf Klassiker wie "Der schwarze Falke" eingeflochten.
Wie die Zierfische in Reimunds Aquarium zappeln die Charaktere letztlich auf der Bühne dieser Versuchsanordnung. Da auch Schuldirektor Reimund sein Hobby im abgeriegelten Freizeitdomizil höher einstuft als seine brüchigen Bindungen zur restlichen Familie, kommt ihm dies teuer zu stehen. Wenn der zornige Patrick seinen Erzeuger mit dessen Verfehlungen konfrontiert, geht es zwar nicht dem verehrten Aquarium, aber zumindest einem teuren Fisch ans Leder.
Zwischen "Funny Games" und "Pulp Fiction", teutonischem Familiendrama und theatralischen Charakterskizzen fehlt "DeAD" insgesamt die klare Linie. Gleichsam wirken die Darstellerleistungen unausgewogen. Besonders Ruby O Fee, die etwa in der Jugendbuchadaption "Die schwarzen Brüder" überzeugender agiert, trägt als verführerisches Trotzköpfchen ihre theatralischen Dialoge zu emotionslos vor. Wenn dann die Story einmal auf der Stelle tritt, muss eine unmotivierte Tanzeinlage für Dynamik sorgen. Talent ist in "DeAD" zwar vorhanden, aber keine überzeugende Ausführung des Konzepts. Symptomatisch dafür erscheint der verschenkte Gastauftritt von Hark Bohn, Sven Halfars Lehrer an der Hamburger Filmhochschule, da man ihn fast nur an der Stimme erkennt.
Fazit: Nach einem vielversprechenden Beginn krankt das Rache-Drama "DeAD" an papiernen Dialogen, unsympathischen Charakteren und einer mitunter zähen Dramaturgie.
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DeAD Kritik
DeAD: Drama über einen jungen Mann, der sich nach dem Selbstmord seiner Mutter auf die Suche nach seinem wahren Vater begibt.
Pulp aus Hamburg: Eine kleinbürgerliche Geburtstagsfeier wird zum monströsen Rache-Schlachtfeld à la Tarantino.
„Erst lässt sie sich von jedem bumsen und dann verpisst sie sich“. Trauer sieht anders aus nach dem Selbstmord der Mutter. Aber bei Patrick und seinem Freund Elmer ticken die Uhren sowieso anders. Nach der Beerdigung geht’s zum Leichenschmaus, einer fetten Wurst am Kiosk. Ansonsten sind sie nicht gut drauf. Der Sohnemann kriegt Name und Adresse seines Erzeugers raus, der von den Folgen des One Night Stands vor 30 Jahren nichts weiß. Erst einmal knallt er dessen Boutique-Freundin ab und kleidet sich samt Freund schick ein, dann brettert das Duo mit einem alten roten Ami-Schlitten zum neu entdeckten „Dad“ und platzt mitten in dessen 60. Geburtstagsfeier. Auftakt zu einer Zerstörungsorgie und Abschied von der Familienidylle in der schicken Vorstadt- Villa.
Der Absolvent der Hamburger Filmhochschule Sven Halfar liefert in seinem ersten Langfilm eine wüste Dosis Trash mit Drastik erster Güte. Pate stand wohl Quentin Tarantino mit seinen durchgedrehten Protagonisten. Aber „DeAd“ ist trotz cooler Herumballerei, seltsamen Todesfällen und durchgeknallten Typen mehr als schlichtes Epigonentum. Die Dialoge kommen rabenschwarz auf den Punkt, der Horror entwickelt sich langsam, erst geht ein Foto des glücklichen Paares „zufällig“ zu Bruch, dann krepiert ein Fisch im „heiligen“ Aquarium des Pater Familias, endet dessen verwöhnter Filius aus erster Ehe, auf dessen schickem Porsche steht „Eure Armut kotzt mich an“, unglücklich im Hirschgeweih. Anschließend brechen alle Dämme.
Beim Rachefeldzug des Rockabilly-Rebellen, der am liebsten mit Haartolle, spitzen Texas-Schuhen und Cowboyhut herumläuft, kämpft jeder gegen jeden. Den Geburtstags-Crashern Tilman Strauß als pervers narzisstisch veranlagtem Bösewicht mit Niklas Kohrt als perfidem Adlatus gelingt es, zwischenmenschliche Abgründe aufzudecken und die Scheinwelt der netten Familie als Lüge zu entlarven. Da TV-Anstalten keinen Cent zahlen wollten, wurde der Film privat finanziert, etwas Geld kam durch die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Und wenn’s ans Tanzen geht, ist der Hamburger Sänger Jan Delay mit „Oh Johnny“ dabei. Das Publikum sollte sich beim Pulp deutscher Provenienz amüsieren. mk.
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