An der neuesten US-Real-Adaption eines geliebten Anime aus Japan scheiden sich bereits im Vorfeld die Geister. Kann sich „Death Note“ von Adam Wingard mit dem Manga, dem Anime und den vier Realverfilmungen aus Japan messen? Oder wird die Grundstory um den gelangweilten Light (Nat Wolff), der sich mit dem magischen Todesbuch zum Mörder mit doppelter Moral entwickelt, arg entfremdet?
In der östlichen Welt sind Manga ein fester Teil der Kultur und genießen einen hohen Status, anders als hierzulande. Daher sind dort Adaptionen für die Leinwand keine Seltenheit und bürgen oft auch wahre Schätze in den neuen Interpretationen. Hin und wieder muss man sich jedoch wundern, was die Macher dazu bewogen hat, eine Realverfilmung zu erzwingen.
Mit dieser Liste möchten wir die erfolgreichsten Anime-Hits und ihre entsprechenden Adaptionen Revue passieren lassen. Welche Realverfilmungen von Manga und Anime sind wahre Meisterwerke und müssen sich nicht vor dem Original verstecken? Und vor welchen Realverfilmungen sollte man lieber einen Bogen machen?
Death Note
Fangen wir direkt mit einer anderen Adaption der beliebten Manga-Reihe von Tsugami Oba und Takeshi Obata an. Mit gleich zwei Kinofilmen aus dem Jahr 2006, namens „Death Note“ und „Death Note: The Last Name“, wurde die Geschichte um das Todesbuch famos für die große Leinwand adaptiert. Tatsuya Fujiwara („Battle Royale“) schlüpft in die Rolle des Light Yagami, sein Gegenspieler L wird von Kenichi Matsuyama eindrucksvoll verkörpert. Ebenfalls eine Sichtung wert: „L – Change the World“ sowie die Fortsetzung „Death Note: Light up the NEW World“.
Attack on Titan
Als der Siegeszug des Stoffes von Hajime Isayama und speziell des Anime im Jahr 2013 begann, war die ganze Welt schnell im Bann des Kampfes zwischen Menschheit und Titanen. Die zweiteilige Realverfilmung mit den Titeln „Attack on Titan“ sowie „Attack on Titan: End of the World“ war zwar ein finanzieller Erfolg und beide Filme schafften es auch in die deutschen Kinosääle, doch die kreativen Freiheiten und Veränderungen zum Originaltext verärgerten die Fans doch arg.
Blade of the Immortal
Für seinen 100. Film hat sich Filmmeister Takashi Miike („Ichi – The Killer“) nichts Geringeres als die 26 Ausgaben des Samurai-Manga „Blade of the Immortal“ von Hiroaki Samura vorgenommen. Die verwobene Geschichte um den moralisch fragwürdig handelnden Samurai Manji beginnt damit, dass er 100 Menschen tötet und darauf durch einen Fluch unsterblich wird. Nun hilft er der jungen Rin aus der Patsche, die nach dem Tod ihrer Familie auf Rache schwört. Auf dem Cannes Festival 2017 wurde die Adaption wohlwollend aufgenommen. Deutsche Zuschauer kommen im Rahmen des Fantasy Filmfest 2017 in den Genuss der detailverliebten Adaption.
Tokyo Ghoul
Halb-Mensch, halb-Ghoul. Dieses Schicksal ereilt den Jugendlichen Ken Kaneki (Masataka Kubota) nachdem er beinah tödlich von einem Fabelwesen attackiert wurde, dass sich von Menschenfleisch ernährt. Der Manga von Sui Ishida ging seit 2011 allein in Japan millionenfach über die Ladentheke, da war die Realverfilmung von „Tokyo Ghoul“ so gut wie sicher. Mit einer (fast) treuen Adaption begeistert die Kinofassung ihre Zuschauer.
Gantz
Nach dem Erfolg von „Death Note“ ließ sich Kenichi Matsuyama erneut für eine Realverfilmung begeistern. Diesmal wird er nach einer Heldenaktion mit tödlichen Ausgang unvermittelt in ein ebenso tödliches, wie faszinierendes Spiel gezogen. Vom Spielleiter „Gantz“ werden er und seine Rivalen gezwungen, Aliens auf der Erde mit Hightech-Waffen auszulöschen. In der Realfilm-Adaption sind sie schnell Meister ihres Fachs, wofür sie im Manga von Hiroya Oku weitaus länger brauchen.
I am a Hero
Während anderswo auf der Welt die Zombie-Adaption „The Walking Dead“, die Zuschauer seit mehreren Staffeln vor die TV-Geräte zieht, sind auch Japaner an guten Zombie-Geschichten interessiert. Mit dem Manga „I am a Hero“ gelang es Kengo Hanazawa die Geschichte eines Underdogs, der zum Helden aufsteigt, famos im Zombie-Narrativ unterzubringen. Die ebenso gelungene Real-Adaption schaffte es 2017 in die deutschen Kinos.
Detektiv Conan
Ob Manga, Anime oder Kinofilme: Die Krimireihe mit dem kindlichen „Detektiv Conan“ von Goshi Aoyama feiert seinen Siegeszug in östlichen wie westlichen Breitengraden seit 1994. Im Zuge der zwei Jahrzehnte wurden vier Realverfilmungen vom japanischen Fernsehen in Auftrag gegeben. Obwohl natürlich hier und dort sichtlich das nötige Kleingeld fehlte, um diese Adaptionen wirklich ernst nehmen zu können, punkten die Filme - mal mit jugendlichen, mal kindlichen Shinichi - durch Charme und einer guten Adaption des Grundmysteriums aus Manga und Anime.
Die letzten Glühwürmchen
Der schonungslose Kriegsfilm des Studio Ghibli begeisterte im Jahr 1988 Kritiker wie Zuschauer. Mit Hilfe der Geschwister Seita und Setsuko werden die Auswirkungen des 2. Weltkriegs für die japanische Bevölkerung eindringlich dargestellt und drängen sich nachhaltig in die Köpfe der Zuschauer. Anlässlich des 60. Jahrestages zum Endes des 2. Weltkrieges gab das japanische Fernsehen eine reale Neuinterpretation in Auftrag. In dieser Fassung werden „Die letzten Glühwürmchen“ nicht aus der Sicht der Geschwister, sondern ihrer Tante nacherzählt.
Lupin the Third
Seit den 1970er Jahren zieht der fiktionale Enkel des Meisterdiebes Arsene Lupin durchs Land und bestiehlt die Reichen. Ob Anime, Manga, Videospielen und TV-Specials: „Lupin the Third“ begeistert noch heute die Zuschauer. Im Jahr 2014 schickte sich Kultregisseur Ryuhei Kitamura („Versus“) an, den Dieb aus der Feder von Monkey Punch auf ein reales Abenteuer zu entsenden – mit negativer bis gemischter Resonanz von Kritikern wie Zuschauern.
Assassination Classroom
Lehrer oder Bedrohung für die Menschheit? Koro-sensei ist ein tentakelartiges Monster, dass bereits Großteile des Mondes zerstört hat und ankündigte in einem Jahr es der Erde gleich zu tun. Die einzige Hoffnung: Das Monster unterrichtet eine Schulklasse in seiner eigenen Hinrichtung. Das skurrile Setting war nicht nur ein Erfolg im Manga und Anime, die Realverfilmung „Assassination Classroom“ stieg auf Platz 1 der japanischen Kinocharts ein. „Assassination Classroom: Graduation“ folgte.
Black Butler
Nach einer grausamen Tat schwört der Jugendliche Ciel blutige Rache und verkauft seine Seele an den Dämon, der künftig als sein „Black Butler“ namens Sebastian Michaelis auftritt und seine Befehle ausübt. Während der Manga von Yana Toboso in viktorianischer Zeit spielt, wird die Handlung der Verfilmung in die Zukunft verlagert und um einen alternativen Storyarc ergänzt. Dieser wurde jedoch von Fans des Originals mit Bauchschmerzen aufgenommen.
Dragonball Evolution
Mit wenig Ruhm schrieb sich diese US-Adaption der Kult-Reihe „Dragonball“ von Akira Toriyama in die Filmgeschichtsbücher ein. Justin Chatwin wird in „Dragonball Evolution“ zu einer abgedroschenen Variation des Kämpfers Son Goku, die höchstens den Namen mit dem Original gemein hat. Auch vor den Charakteren Muten Roshi, Bulma, Chichi, Piccolo, Yamcha und Großvater Son Gohan wird nicht Halt macht und großer Schabernack getrieben. Publikumslieblinge Krillin und Vegeta wurden netterweise verschont.
Ghost in the Shell
Bildgewaltig und bahnbrechend kam der SciFi-Anime im Jahre 1995 daher, um das Genre und die Wahrnehmung von Anime in der westlichen Welt grundlegend zu verändern. Die Cyborgs sind im Jahre 2029 längst keine Seltenheit mehr, doch mit dem Hightech verschwimmen auch die Grenzen zwischen Identität, Moral und Seele. Die US-Version von „Ghost in the Shell“ mit Scarlett Johannsson legte zwar großen Wert auf die Optik des Originals, änderte jedoch Großteile der Story durch flaue Abwandlungen.
Blood: The Last Vampire
Ähnlich wie es “Ghost in the Shell“ wenige Jahre zuvor vorgemacht hatte, traf der Animefilm “Blood: The Last Vampire“ nach seiner Veröffentlichung im Jahr 2000 auf ein weltweit positives Echo. Klar, dass diese vergleichsweise kurze Geschichte (gerade einmal 45min Laufzeit!) noch Potenzial für mehr Stoff barg. Neben Videospielen und seriellen Ablegern „Blood+“ und „Blood-C“ können Zuschauer ebenfalls die Realverfilmung sichten. Diese französische Produktion in englischer Sprache versteht es zwar die Kämpfe in guter Art auf die Leinwand zu bannen, lässt jedoch große Handlungslücken offen und konnte somit nicht an den Erfolg des Anime anschließen.
Lady Oscar
Der Manga „Die Rosen von Versailles“ von Riyoko Ikeda gilt heutzutage als Klassiker und ebnete nebenbei die Behandlung von geschichtlichen Stoffen im östlichen Raum. Die Geschichte der kämpferischen Generalstochter „Lady Oscar“ inmitten der französischen Revolution wurde nicht nur als Anime adaptiert, sondern zog ihre Kämpfe auch im Kino aus.
Speed Racer
Ein weiteres Urgestein aus Japan wurde 1966 von Tatsuo Yoshida ins Leben gerufen, als „Mach GoGoGo“ erstmals erschien und Autorennen für Manga und Anime interessant machte. Die US-Adaption der Wachowski-Geschwister blieb jedoch weit hinter dem Erfolg des Originalstoffes zurück und bescherte „Speed Racer“ im Gegenzug eine Nominierung bei der Goldenen Himbeere als schlechtestes Remake.
Rurouni Kenshin
Einst war der Samuraikämpfer Battosai überall gefürchtet, doch mit Beendigung der Samuraiära hat er sich geschworen, niemanden mehr zu töten und nahm den Namen Kenshin an. Doch das Schicksal meint es anders, als sich ein Doppelgänger unter seinem gefürchteten Alterego ausgibt. Mit einer treuen Adaption des Stoffes von Nobuhiro Watsuki kamen Zuschauer nicht nur in den Genuss der Realadaption von „Rurouni Kenshin“ (2012), sondern auch zweier Nachfolger „Rurouni Kenshin: Kyoto Inferno“ und „Rurouni Kenshin: The Legend Ends“ (beide 2014).
Oldboy
Gleich zwei Realadaptionen genießt der Manga von Garon Tsuchiya und Nobuaki Minegishi. Nachdem er ein Jahrzehnt scheinbar grundlos in einem kleinem Raum eingesperrt war, wird Shinichi Goto befreit und nimmt gnadenlose Rache. Die Adaption „Oldboy“ des Jahres 2003 von Park Chan-wook genießt noch heute den Rang als eine der besten Adaptionen von Manga, und gewann seinerzeit den Großen Jurypreis in Cannes. Das US-Remake von Spike Lee des Jahres 2013 konnte die Zuschauer jedoch nicht begeistern.
20th Century Boys
Was als spaßige Kinderfantasie beginnt, entwickelt sich für vier Freunde Jahre später in ernste Realität. Als Kinder philosophierten sie über den Untergang der Welt, welche Szenarien später allesamt real werden. Nur die „20th Century Boys“ sind in der Lage die Erde vor der endgültigen Zerstörung zu bewahren. Der Manga von Naoki Urasawa schwamm im Fahrwasser der Jahrtausendwende mit, ließ auch drei Realverfilmungen folgen: „20th Century Boys: Beginning of the End“, „20th Century Boys: The Last Hope“, sowie „20th Century Boys: Redemption“.
Parasyte
Die Mischung aus Sci-Fi und Horrorelementen funktionierte bereits im Manga von Hitoshi Iwaaki wunderbar. Eine Realadaption lag seinerzeit lang auf dem Tisch des Studios New Line, brachte jedoch keinen fertigen Film hervor. Als die Rechte wieder nach Japan übergangen, erdachte sich Takashi Yamazaki eine getreue Adaption, die wohl von David Cronenberg inspiriert war. Die Filme „Parasyte“ und „Parasyte 2“ stehen folglich sowohl bei Kritik als Zuschauern in der Gunst der Anime-Realverfilmungen.
Fullmetal Alchemist
Mit Spannung erwartet wird die Anime-Realverfilmung von „Fullmetal Alchemist“, die in Japan zum Ende des Jahres 2017 veröffentlicht wurde. Die Geschichte rückt die Brüder Edward und Alphonse in den Mittelpunkt, die auf der Suche nach dem Stein der Weisen sind. Sowohl Manga als auch Anime von Hiromu Arakawa haben auch in Deutschland eine treue Anhängerschaft. Gute Neuigkeiten: Am 19.02.2018 können deutsche Zuschauer auf Netflix den Film ansehen.