Es gibt bereits hervorragende „Death Note“-Realverfilmungen, aber keine aus Hollywood. So mancher Fan wartet mit gemischten Gefühlen. Nach den ersten Reviews werden diese auch kaum verfliegen.
„Death Note“ ist ein Manga von Tsugumi Ohba und Takeshi Obata. Nach der hervorragenden Animation folgten spannende japanische Live-Action-Verfilmungen. Jetzt kommt Hollywood am 25. August 2017 zu Netflix. Warner macht sich in diesem Fall selbst Konkurrenz, denn die 2016 in Japan erschienene Live-Action-Fortsetzung „Death Note: Light Up the New World“ unter der Regie von Shinsuke Sato haben sie auch produziert.
Die ersten Reviews zu Death Note sind da!
Es scheint eine Fehlzündung zu werden, wie es in diesem Jahr „Ghost in the Shell“ schon vorgemacht hat. Interessant bleibt aber die Debatte über Hollywood-Whitewashing und die Adaption japanischer Kulturgüter, die sich daran entzündete. Diese dürfte auch mit der Netflix-Version von „Death Note“ wieder neu entfacht werden. Ganz klar scheint schon jetzt zu sein: Wer ein echter Hardcore-Death-Note-Fan ist, kann sich mit dem neuen Streifen nicht anfreunden. Anderen macht dieser Horror-Thriller ohne psychologischen Tiefgang aber bestimmt trotzdem Spaß.
Auf der Comic Con in San Diego hatten nun ausgewählte Glückspilze die Gelegenheit eine Vorpremiere des Films genießen zu dürfen und wenn man sich die daraus resultierenden Kritiken durchliest, scheint die Produktion gar nicht so schlecht zu sein.
GameSpot: „Es gibt gute Nachrichten vom ersten „Death Note“-Public-Screening, das während der San Diego Comic Con gemacht wurde: Es gibt wenig Dinge in dem Film, die die meisten Fans aufregen könnten. Death Note ist weit weg von einer genauen Adaption, es nimmt sich große Freiheiten bezüglich des Plots und auch mit einigen der Charaktere. Der Film versucht nicht einmal die gesamte Geschichte des Anime zu replizieren, der augenscheinlich auch zu viele Episoden im Original hat. Aber es bringt schon eine Menge Elemente der Geschichte ein, was sich sowohl als gut, als auch als schlecht herausstellt.“
IGN: „Death Note ist einer der populärsten Manga-Serien in der Welt und wurde bereits als Anime und Live-Action adaptiert. Regisseur Adam Wingard („Blair Witch“) hat sich für die nordamerikanische Adaption, die nächsten Monat zu Netflix kommt, den Hut aufgesetzt. Auf der Comic Con hat Wingard seiner Hoffnung und seinem Glauben Ausdruck verliehen, dass dieser Film den Trend der qualitativ minderwertigen amerikanischen Anime-Remakes beenden könnte. Wie auch immer: er war nur teilweise erfolgreich.„
Indiewire: „Der einzige Grund, eine so eindeutig japanische Geschichte zu machen und nach Seattle zu verpflanzen, liegt darin, zu erforschen, wie seine dornigen moralischen Fragen andere Antworten in einem amerikanischen Kontext inspirieren könnten. Der Kontext ist aber abwesender als alles andere. Es ist das schrecklichste Symptom dieses Films, der seine Prämisse ganz und gar nicht erforscht, dass er ein Handvoll doofer Performances und einen unglaublichen Grad von Hypergewalt im Dienste einer totalen Sackgasse vergeudet.„
Polygon: „Death Note ignoriert seine Charaktere und wählt als Schwerpunkt den physischen Schrecken, der mit dem tödlichen Notizbuch verbunden ist, anstelle das psychologische Drama, das sich darum im Anime entwickelt. Stattdessen wird der Film in einen Horror-Film gewandelt und nicht in einen guten. Es wäre eine andere Sache, wenn Death Note das Ziel erreicht hätte, eine andere Idee umzusetzen und den Film in ein interessantes, ästhetisches Grauen zu verwandeln, aber das macht der Film nicht. Es ist ein fauler, ambitionsloser und vergessenswerter Streifen, dem es an Fantasie, Herz und Unterhaltsamkeit fehlt.„
Death Note: Trailer zum Film
Weiterhin hat Netflix noch ein Featurette veröffentlicht, in dem die Schauspieler und Regisseur Wingard ihre Gefühle und Gedanken zum Film preisgeben. Wingard betont darin, dass ihm das Original und seine Fans sehr am Herzen liegen und er hofft, dass sie von diesem epischen Werk ebenfalls begeistert sind.
Netflix: Death Note 2017 Live-Action - Start & Cast
- Start ist am 25. August 2017 nur auf Netflix
- Adam Wingard ist der Regisseur
- Nat Wolff ist der Hauptdarsteller, der in den bisherigen Veröffentlichungen Light Yagami hieß und 2017 mit Light Turner benannt ist.
- Außerdem sind im Ensemble: LaKeith Stanfield, der die Rolle des hyperintelligenten Detektivs „L“ besetzt, Paul Nakauchi, Shea Wigham, Margaret Qualley & Willem Dafoe, der auch im neuen Trailer schon als Shinigami zu sehen ist.
Im Sommer 2016 gingen Gerüchte umher, dass sich Netflix und Warner gegen die „White-Washing“-Kritik wappnen wollen, indem sie die Geschichte komplett amerikanisieren. Dazu wolle Wingard die Namen der Charaktere ändern, Schauplätze variieren und auch die Mythologie verfremden.
Neue Bilder aus Death Note 2017
Whitewashing-Vorwürfe auch bei Death Note
Was viele Fans aus aller Welt als Whitewashing kritisieren, empfindet Regisseur Wingard als künstlerische Freiheit. Gegenüber dem Collider schwärmte er - wie viele Kreative vor ihm - von den Freiheiten, die Netflix ihm lassen würde. Dies ermögliche „Nacktheit, rüde Sprache und Massen an Gewalt“. Außerdem ermöglichte es ihm, den Charakteren amerikanisierte Namen zu verpassen und keine Asiaten für den Film zu casten. Dieses Video geht der Frage nach, wie die Japaner die amerikanisierte Version von „Desu Noto“ finden. Die Antworten sind teilweise überraschend.
Wie bei „Ghost in the Shell“ wurde - wahrscheinlich um sich vor Rassismus-Vorwürfen zu schützen - eine der Hauptrollen mit einem Schwarzen besetzt. Der Rapper und Schauspieler LaKeith Lee „Keith“ Stanfield („Get Out“) stellt das menschenscheue Genie L dar.
In Japan will man übrigens die zehnjährige Lücke zwischen den Live-Action-Filmen mit einer dreiteiligen Mini-Serie „Death Note: New Generation“ überbrücken - das könnte tatsächlich sehr spannend und abgefahren werden.