Loin des hommes: Packendes, in beeindruckender, karger Landschaft des Atlasgebirge angesiedeltes Drama, das existenzialistisch und politisch ist.
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Handlung und Hintergrund
1954: Weitab vom politischen Geschehen unterrichtet ein „pied-noir“, ein Algerienfranzose, im Atlasgebirge algerische Kinder, bis eines Tages ein französischer Soldat ihn auffordert, einen des Mordes angeklagten arabischen Bauern zur Polizeistation in die nächste Stadt zu bringen. Auf der beschwerlichen und gefährlichen Reise durch Berge und Wüste nähern sich die beiden Männer an, der Lehrer muss sich entscheiden, auf welcher Seite er für welche Freiheit kämpfen will.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Marc du Pontavice,
- Matthew Gledhill
Darsteller
- Viggo Mortensen,
- Reda Kateb,
- Djemel Barek,
- Vincent Martin,
- Nicolas Giraud,
- Jean-Jérôme Esposito,
- Hatim Sadiki,
- Yann Goven,
- Sonia Amori,
- Antoine Laurent,
- Ángela Molina
Drehbuch
- David Oelhoffen,
- Antoine Lacomblez
Musik
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Den Menschen so fern Kritik
Den Menschen so fern: Packendes, in beeindruckender, karger Landschaft des Atlasgebirge angesiedeltes Drama, das existenzialistisch und politisch ist.
In Venedig galt David Oelhoffens leiser Algerien-Western als Geheimtipp, in München eröffnet er das Filmfest.
Das Gesicht von Viggo Mortensen ist als erstes im Bild. Als Lehrer Daru wartet er ein paar Sekunden, bis er sich den Schülern zuwendet und etwas sagt. Nicht nur ihnen, sondern auch dem Zuschauer, der schnell in diese seltsame und außergewöhnliche Geschichte gezogen wird.
Es ist das Jahr 1954 und Algerien noch eine französische Kolonie. Also wird den algerischen Kindern die Geschichte und Geographie „ihres“ Landes erklärt, dem „Mutterland“ Frankreich. Ein französischer Soldat befiehlt Daru, den wegen Mordes beschuldigten arabischen Bauern Mohamed zur Verurteilung nach Tinguit zu bringen, wo das Todesurteil seiner harrt. Auf der beschwerlichen und gefährlichen Reise durch das Bergmassiv des Atlas und die Wüste nähern sich die beiden Männer an. Sie geraten immer wieder in Todesgefahr durch Dorfbewohner, die Blutrache fordern und marodierende Reiterhorden. Daru muss sich entscheiden, auf welcher Seite er für welche Freiheit kämpfen will.
In seiner zweiten Regiearbeit nimmt David Oelhoffen Albert Camus‘ Kurzgeschichte „Der Gast“ aus dem Jahre 1957 als Ausgangspunkt und zaubert daraus einen meditativen und unkonventionellen Western. Beide Männer sind Außenseiter, der Täter Mohamed, der sich seinem Schicksal ergeben will, aber auch Daru, als Pied-Noir ein Algerienfranzose, den die Franzosen nicht als ihres gleichen betrachten, die Algerier als Franzose definieren. Der Algerienkrieg ist zwar am Anfang kurz präsent, aber noch nicht wirklich in den Köpfen angekommen, und Oelhoffen hütet sich, ihn als Topos zu benutzen, sondern entwickelt statt dessen eine Charakterstudie von in sich gespaltenen Individuen, die sich ganz anders verhalten als erwartet.
„Den Menschen so fern“ wird zum Glücksfall fürs Kino, bei dem alles stimmt, die Kamera und ihre imposanten Bilder einer kargen Landschaft, in der sich die Menschen verlieren, der sehr atmosphärische, aber nie aufdringliche Soundtrack von Nick Cave und Warren Ellis, der die Beziehung zwischen Daru und Mohamed widerspiegelt und die Weite einer noch unberührten Natur. Und natürlich die ideale Besetzung - der immer wieder wandlungsfähige Mortensen und Reda Kateb, französischer Schauspieler mit algerischen Wurzeln. mk.
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