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Deportation Class: Dokumention über die Sammelabschiebung von 200 Flüchtlingen, die in ihre ehemalige Heimat Albanien zurückkehren müssen - doch welche Perspektive haben sie dort?

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Handlung und Hintergrund

Allein im Jahr 2016 wurden rund 25.000 Asylbewerber aus Deutschland abgeschoben. Wie so eine Abschiebung genau aussieht, wissen jedoch nur wenige Bundesbürger. Bilder von Familien und Kindern, die gegen ihren Willen abgeschoben werden, machen sich schlecht im Fernsehen. Die preisgekrönte Dokumentation „Deportation Class“ zeigt deshalb genau das - die Massenabschiebung von 200 Asylbewerbern, die nach Albanien ausgewiesen werden.

Es beginnt mit einem nächtlichen Großeinsatz. Die Polizisten erlauben den Asylbewerbern nur, die notwendigsten Dinge mitzunehmen. Dann werden die Menschen zum Flughafen gebracht. Zurück im Heimatland erhalten die abgelehnten Asylsuchenden dann außerdem noch eine Rechnung für die Kosten ihrer Ausweisung präsentiert. Es sind Mechanismen wie diese, die einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Die Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler haben die schockierenden und aufwühlenden Bilder deshalb dokumentiert.

„Deportation Class“ - Hintergründe

Beim Filmfest Schleswig-Holstein ist die Dokumentation „Deportation Class“ bereits mit dem Dokumentarfilmpreis 2017 ausgezeichnet worden. Dass weitere Preise folgen, kann man dem Regieduo Carsten Rau und Hauke Wendler nur wünschen. Der Film folgt fünf tragischen Schicksalen und zeigt eindrucksvoll, welche Gestalt politische Phrasen im Alltag annehmen. Gezeigt werden die Asysuchenden sowohl vor als auch nach der Abschiebung, wenn sie in ihre „Heimat“ zurückgekehrt sind und dort vor dem Nichts stehen.

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Schon in der Vergangenheit haben sich Carsten Rau und Hauke Wendler mit der deutschen Asylpolitik auseinandergesetzt. So arbeitet die preisgekrönte Dokumentation „Wadim“ etwa den Selbstmord des gleichnamigen 23-Jährigen auf, der im Jahr 2005 aus Deutschland abgeschoben wurde. Ebenfalls von Carsten Rau und Hauke Wendler stammen die beiden Dokumentationen „Alles gut„, über die Integration von Migrantenkindern an deutschen Schulen, und „Willkommen auf Deutsch„, über ein Flüchtlingsheim in Norddeutschland.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Carsten Rau,
  • Hauke Wendler
Produzent
  • Andrea Pittlik
Drehbuch
  • Carsten Rau,
  • Hauke Wendler
Musik
  • Sabine Worthmann
Kamera
  • Boris Mahlau,
  • Felix Korfmann,
  • Andrzej Król
Schnitt
  • Sigrid Sveistrup,
  • Ruben Spitz

Kritikerrezensionen

    1. Im Jahr 2016 wurden mehr als 25.000 abgelehnte Asylbewerber abgeschoben. Um zu verhindern, dass sich die Menschen dieser Maßnahme entziehen, gibt es die sogenannten „Zuführkommandos“, die, von Polizei und Ausländerbehörden geregelt, oft mitten in der Nacht bei den Familien auftauchen, sie zum Packen ihrer Habseligkeiten auffordern und sie dann bis zur Abreise am Flughafen begleiten. Die Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler haben im Rahmen ihrer Recherchen eine solche „Sammelabschiebung“, bei der auch der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier, selbst anwesend war, mit ihrem Filmteam begleitet. Doch Rau und Wendler belassen es in DEPORTATION CLASS nicht bei der Dokumentation dieser Maßnahme, die in ihrer unmittelbaren Deutlichkeit und der ungeschönten Bilder beim Zusehen erschreckt. Die beiden Dokumentarfilmer begleiten die abgeschobenen Familien auch in ihre Herkunftsländer, die für sie keine sichere Heimat mehr darstellen, obwohl sie als solche deklariert sind. Rau und Wendler lassen die Familien erzählen, ihre Sicht der Dinge darstellen. Dabei wird die Not deutlich, die Menschen dazu gebracht hat, ihr Land zu verlassen. Der Film geht auch an Orte, an denen die Abschiebung der Familien eine Lücke hinterlässt. In eine Schulklasse, wo die Mitschüler, die auf dem besten Wege zur Integration waren, nun nicht mehr da sind. Oder zu einer Betreuungsstelle, wo die Verantwortlichen registrieren müssen, dass sie für die von ihnen betreuten Familien nichts mehr tun können. DEPORTATION CLASS zeigt die Hilflosigkeit dieser Helfer, zeigt den Frust und die Überforderung des Verwaltungsapparates, die Sachlichkeit der Durchführenden. Rau und Wendler kommentieren und werten all dies nicht, lassen die Bilder für sich sprechen und weisen gerade dadurch nur noch stärker darauf hin, dass es hier um Menschen mit individuellen Schicksalen geht und nicht um unerwünschte „Objekte“. In seiner Direktheit, seiner Nähe zu den Protagonisten und seines hochaktuellen Themas ist DEPORTATION CLASS ein kluger, reflexiver und immens wichtiger Film für unsere Zeit.

      Jurybegründung:

      Tief in der Nacht, die Stadt schläft noch und Dunkelheit bestimmt die Straßen, als ein Trupp Uniformierter in ein Treppenhaus vorrückt und wiederholt an einer Tür klingelt. Endlich zeigt sich eine verschlafen wirkende Person, Schreck und Unverständnis im Gesicht. Mit amtlicher Höflichkeit informiert einer, dass man da sei, um die Familie abzuholen. Vermutlich ohne zu bemerken, welch enormer Hohn mitschwingt, fragt er, ob man denn eintreten dürfe. Etwas genervt stellt man drinnen fest, dass die Transportliste mit der vorgefundenen Anzahl an Familienmitgliedern nicht übereinstimmt - die Tochter ist auf einem Schulausflug. Nach kurzer Beratung entschließt man sich, dass Mutter und Tochter dann eben nachkommen müssen, Vater und Söhne aber wolle man schon mal mitnehmen. Die darauf folgende Kommunikation über die bevorstehende Familientrennung gestaltet sich ohne eigenen Dolmetscher schwierig. Am Ende der Aktion kann aber dann doch recht entspannt Vollzug gemeldet werden.
      Abschiebealltag in Deutschland - Bilder, die in dieser Form in deutschen Medien so gut wie nie zu sehen sind. Und das aus gutem Grund: Die zur Schau gestellte Routine bei dieser „Aufenthaltsbeendenden Maßnahme“ durch sogenannte „Rückführungsmanager“, wie es in der versachlichenden Amtslyrik heißt, öffnet den Blick gnadenlos auf jedes einzelne, individuelle Schicksal hinter den Abschiebungen und zwingt den Zuschauer, sich auseinanderzusetzen mit den Konsequenzen. Der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier, ist an diesem Tag, den die Filmemacher begleiten durften, persönlich dabei und spricht wiederholt von der „Durchsetzung geltenden Rechts“. Aber können wir uns wirklich dahinter verstecken, wenn einer abgeschobenen Familie in der Heimat der Tod durch Blutrache droht?
      Die Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler konfrontieren uns mit unbequemen Fragen wie diesen und wandeln das Anonyme hinter dem abstrakten Begriff des „Abschiebens“ um in sehr konkrete Geschichten einzelner Menschen. Es gehört zu ihrem vielleicht größten Verdienst, dass sie die aufgeworfenen Fragen nicht etwa durch besondere Gewichtungen suggestiv selbst beantworten, sondern dass sie alle Seiten sehr fair behandeln und in ihren Haltungen ausgewogen darstellen. Den zwangsweise reportagehaften Aufnahmen der Abschiebenacht werden bewusst stark ästhetisierte Porträts der Betroffenen entgegengesetzt - ein Kontrast auf der Bildebene, der sehr effektiv zur Individualisierung beiträgt.
      Einiger Redundanzen in der Montage zum Trotz hat die Jury der auf einer kürzeren und mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Fernsehdokumentation beruhende Film nachhaltig beeindruckt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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