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Der blinde Fleck: Politdrama über Ulrich Chaussys hartnäckige Recherche zu den Hintergründen des Anschlags auf das Oktoberfest 1980.

Handlung und Hintergrund

Der BR-Reporter Ulrich Chaussy berichtete 1980 über das Oktoberfest-Attentat mit 13 Toten und mehr als 211 zum Teil schwer Verletzten. Im Zuge seiner akribischen Recherchen stößt er auf Ungereimtheiten und Lügen, auf eine Mauer des Schweigens von Justiz und Politik. Bald hegt er Zweifel an den offiziellen Ermittlungsergebnissen und vor allem an der Theorie des Einzeltäters. Die Suche nach der Wahrheit lässt ihn nicht mehr los, auch wenn durch seine Besessenheit fast die Ehe in Gefahr gerät. Die Fakten sind erschreckend.

Der BR-Reporter Ulrich Chaussy berichtete 1980 über das Oktoberfest-Attentat mit 13 Toten und mehr als 211 zum Teil schwer Verletzten. Im Zuge seiner akribischen Recherchen stößt er auf Ungereimtheiten und Lügen, auf eine Mauer des Schweigens von Justiz und Politik. Bald hegt er Zweifel an den offiziellen Ermittlungsergebnissen und vor allem an der Theorie des Einzeltäters. Die Suche nach der Wahrheit lässt ihn nicht mehr los, auch wenn durch seine Besessenheit fast die Ehe in Gefahr gerät. Die Fakten sind erschreckend.

Nach dem Anschlag auf das Oktoberfest 1980 beginnt BR-Reporter Ulrich Chaussys hartnäckige Recherchen zu den Hintergründen. Atmosphärisch dichter Politthriller, der aufgrund seiner Besetzung auch hohe Publikumswirksamkeit erzielt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Daniel Harrich
Darsteller
  • Benno Fürmann,
  • Nicolette Krebitz,
  • Heiner Lauterbach,
  • August Zirner,
  • Jörg Hartmann,
  • Udo Wachtveitl,
  • Miroslav Nemec,
  • Anna Grisebach,
  • Simone Kabst,
  • Wowo Habdank,
  • Tessa Mittelstaedt,
  • Isolde Barth,
  • Ekki Belle,
  • Walter Hess,
  • Peter Rappenglück,
  • Felix Hellmann,
  • Michael Roll,
  • Olaf Krätke,
  • Mats Reinhardt,
  • Udo Nagel,
  • Hans-Maria Darnov,
  • Ferdinand Schmidt-Modrow,
  • Jochen Decker,
  • Walter Schuster,
  • Till Butterbach,
  • Adam Makiewicz
Drehbuch
  • Daniel Harrich,
  • Ulrich Chaussy
Musik
  • Ian Honeyman
Kamera
  • Walter Harrich,
  • Tobias Corts
Schnitt
  • Georg Michael Fischer

Kritikerrezensionen

    1. Das Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980 ist heute fast vergessen. Dabei ist dies bis heute der schlimmste terroristische Attentat in der Geschichte Deutschlands. Ein Verbrechen, das höchst skandalträchtige Kreise zog. Im Zuge des Wahlkampfes zwischen Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß war die bayrische Regierung zunächst nur allzu bereit, den Bombenanschlag mit 13 Toten und 211 teils schwerst Verletzten den Linken in die Schuhe zu schieben. Als dann bald klar war, dass Gundolf Köhler, ein Rechtsextremer, der sich unter den Toten befand, die Bombe gezündet hat, wurde man schnell kleinlaut, zögerlich und wartete in ihren Ermittlungen schnell mit einer Einzeltäter-These auf, die schließlich auch den Abschlussbericht der Bundesanwaltschaft bestimmte.

      Eine These, die viele für unhaltbar hielten, nicht zuletzt der BR-Journalist Ulrich Chaussy, der nachrecherchierte, der auf Widersprüchlichkeiten, auf unbeachtete Zeugenhinweise, auf Unzulänglichkeiten in den Ermittlungen von Staatsschutz und Polizei stieß. Und sich einem Geflecht von Verhinderungstaktiken und Vertuschungen gegenüber sah.

      Ulrich Chaussy erzählt nun seine Geschichte. Gemeinsam mit Regisseur, Mitautor und Produzent Daniel Harrich hat er das Drehbuch zum Film "Der blinde Fleck" geschrieben. Höchst spannend entwickelt sich die Handlung, in dem bald Dr. Hans Langemann als Antagonist ausgemacht wird: Eine tatsächliche Figur aus der Zeitgeschichte, altgedienter Geheimdienstler, der sich zum zweiten Mann im Freistaate hochgearbeitet hat, der Recht und Ordnung großschreibt und der sichmit Attentaten und den Taten der Linken auskennt. Heiner Lauterbach spielt diesen eiskalten Manager der Macht mit klarem Fokus, als determinierten Status-quo-Erhalter. Ihm gegenüber: Benno Fürmann als Ulrich Chaussy.

      Immer tiefer sticht Chaussy ins Wespennest, immer größer scheint der Skandal zu werden, immer weiter verstrickt er auch seine Familie; und immer stärker wird die Gewissheit von einer Verschwörung, die wenn nicht auf Mittäterschaft, so doch auf Vertuschung deutet. Eine Verschwörung, die nahe an Paranoia grenzt.

      Vielleicht hätte Harrich hier etwas zurückhaltender sein sollen mit der privaten Geschichte um Chaussy und seiner Ehefrau, die mitunter in ihrer gewollten Emotionalität vom eigentlichen Kern ablenkt. Doch vor allem ist der Film zu loben, dass er das Wagnis eines Genrestückes eingeht. Er beschäftigt sich mit der Zeitgeschichte, dabei eine klare politische Haltung aufzeigt und völlig undidaktisch politische Verfehlungen aufdeckt.

      Fazit: "Der blinde Fleck" ist ein starker deutscher Politthriller, der sich mit einem Stück Zeitgeschichte beschäftigt.
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    2. Der blinde Fleck - Das Oktoberfestattentat: Politdrama über Ulrich Chaussys hartnäckige Recherche zu den Hintergründen des Anschlags auf das Oktoberfest 1980.

      Polit-Thriller über das Oktoberfest-Attentat von 1980 und eine auf dem rechten Auge blinde Justiz.

      Nicht nur für München war der 26. September 1980 ein Schock, als das Oktoberfest-Attentat 13 Menschen in den Tod riss und 211 zum Teil schwer verletzte. Über den schwersten Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik sollte damals der BR-Reporter Ulrich Chaussy berichten. Und schon bald stieß er auf Ungereimtheiten, Vertuschung und Lügen. Daniel Harrich greift den brisanten Stoff auf und folgt den Recherchen. Bald merkt der Journalist, wie schlampig und dilettantisch die Ermittlungen laufen, stößt auf eine Mauer des Schweigens. Das Thema lässt ihn nicht mehr los, im Sender nennt man ihn schon spöttisch „Mr. Oktoberfest“.

      Auf der Basis von Chaussys Spurensuche nimmt der spannende Film die dubiose Rolle des Verfassungsschutzes unter die Lupe und die der Politik unter Franz-Josef Strauß. Zwar kennt man die Original-Aufnahmen vom Wiesn-Umzug, das Anzapf-Ritual und fröhliche Menschenmassen in den Zelten, aber dann folgt die fiktionalisierte Geschichte dramaturgisch den Regeln eines Polit-Thrillers. Bald zweifelt man an der Theorie des Einzeltäters Gundolf Köhler und dass die rechtsradikale Wehrsportgruppe Hoffmann mitmischte, ist mehr als ein loser Verdacht. Wie in einem Mosaik kommt in atmosphärischer Dichte ein Fakt zum anderen, mit Chaussy entdeckt auch der Zuschauer sukzessive die Verschleierungstaktik von oben. Es ist erschreckend, wie manche Zeugenaussagen nicht berücksichtigt oder 1997 gar die Beweise in der Asservatenkammer vernichtet wurden. Ein guter Griff gelang mit der Besetzung. Benno Fürmann überzeugt als akribische Hauptfigur, Heiner Lauterbach als eiskalter Staatsschutz-Chef, Nicolette Krebitz als Ehefrau von Chaussy, die irgendwann ihren Mann ein Ultimatum setzt.

      Auch wenn es manchmal wie Kintopp wirkt, wenn August Zirner als Verfassungsschutz-Beamter auf nebligen S-Bahn-Stationen subversiv Unterlagen weitergibt oder seltsame Gestalten ums Haus schleichen, das ist wohl der Aufmerksamkeit des Publikums geschuldet. Und dass die beiden Münchner-Tatort-Kommissare mitspielen, Miroslav Nemec als Generalbundesanwalt und Udo Wachtveitl als korrupter Boulevardjournalist, sollte gefallen. „Der blinde Fleck“ zeigt die Verstrickungen zwischen Täter, Politik und Verfassungsschutz und ist mehr als nur die kinogerechte Aufarbeitung eines brisanten Falles und gerade durch Parallelen bei den NSU-Morden mehr als aktuell. mk.
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      1. Als 1980 beim Münchner Oktoberfest ein Attentäter mehrere Menschen tötet, berichtet der Radiojournalist Ulrich Chaussy darüber. Doch schnell stellt er fest, dass bei der Verurteilung des Schuldigen Gundolf Köhler nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Zu dünn ist die Beweisdecke, zu deutlich zeigen sich Fehler in den Ermittlungen der bayerischen Staatssicherheit. Entschlossen klemmt sich Chaussy hinter den Fall und versucht, zusammen mit dem Anwalt der Hinterbliebenen der Opfer, die offenen Fragen zu klären und die Lügen zu entlarven. Doch die Drahtzieher bleiben im Dunkeln und verbergen sich hinter den Mauern der Bürokratie. Das Attentat auf das Oktoberfest war der schwerste Anschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bis heute wird eine Alleintäterschaft von Köhler angezweifelt, eine Wiederaufnahme des Verfahrens gefordert. Der Filmemacher Daniel Harrich setzt sich in seinem Kinodebüt, zusammen mit Ulrich Chaussy, mit eben jenen offenen Fragen auseinander. Benno Führmann spielt den Journalisten glaubwürdig mit einem Übermaß an Entschlossenheit, die bald zu einer regelrechten Besessenheit wird und sogar seine Ehe gefährdet. Heiner Lauterbach in der Rolle des Hans Langemann, Chef des bayerischen Staatsschutzes, beeindruckt als scheinbar unantastbarer Machtmensch, dem die Fäden, die er zieht, zu entgleiten drohen. Harrich gelingt es, aus diesem realen Fall einen spannenden Thriller zu konstruieren, der den Zuschauer durch seine stringente Dramaturgie gefangen nimmt und bis zum Schluss, gegen jedes bessere Wissen, auf die Wahrheit hoffen lässt. Doch die Wahrheit gehört immer denjenigen, die sie verbreiten. DER BLINDE FLECK ist spannendes Kino, Geschichtsaufarbeitung und Appell an die Justiz in einem. Ein mutiger, wichtiger, großartiger Film.

        Jurybegründung:

        So fern das Wiesn-Attentat von 1980 scheint, es weist auch Bezüge zu Vorfällen der jüngsten Vergangenheit auf. Daniel Harrichs Politthriller DER BLINDE FLECK stellt sie dar. Als am 26. September 1980 eine Bombe 13 Menschen des Oktoberfests in den Tod reißt, suchen die Behörden fieberhaft nach Tätern und Hintergründen des Anschlags. Unter den Toten befindet sich der Student Gundolf Köhler. Die Ermittlungen ergeben, dass Köhler unmittelbar neben der Bombe gestanden haben muss. Weitere Recherchen beweisen dass Köhler dem engeren Umfeld der rechtsextremistischen ?Wehrsportgruppe Hoffmann‘ zugerechnet werden muss. Kurz darauf präsentieren die Fahnder Köhler als Täter des Oktoberfestanschlags, und zwar, ohne Berücksichtigung seiner Kontakte, als Einzeltäter. Die, bis heute bestehenden, Zweifel an einer Einzeltäterschaft beruhen in der Hauptsache auf den Recherchen des Journalisten Ulrich Chaussy. DER BLINDE FLECK erzählt von dessen Unglauben an der Einzeltäterthese und von seiner stoischen Suche nach einer Erklärung dafür, warum die Ermittlungsbehörden, trotz evidenter Hinweise, an dieser These festgehalten haben. Daniel Harrichs Film beruft sich auf die Buchverlage Chaussys, die der Hörfunkjournalist schon 1989 veröffentlicht hatte. Handwerklich einwandfrei fügt Harrich ?stock footage‘ aus damaligen Fernsehsendungen seiner Spielhandlung bei. Er formt ein extrem dichtes, zeitgenössisches Gesellschaftsbild der Franz-Josef Strauß-Ära, ohne Ablauf und Geschwindigkeit seines Films zu beeinflussen. Das will gelernt sein und ist bei einem Debütkinofilm an sich schon außergewöhnlich. Im Film ist ein gut agierender Benno Fürmann in der Rolle des Journalisten zu sehen. Unaufhörlich arbeitet er an der vollständigen Aufklärung des Attentats, lässt sich weder von Kollegen, noch Justizbehörden davon abbringen und wird schließlich durch Informationen einer undichten Stelle im Verfassungsschutz unterstützt. Aber so dicht die Beweiskette auch scheint, wider erwarten bleiben die Verfassungsorgane bei ihrer ursprünglichen Version von einem Einzeltäter. Sie treten als eigentliche Hüter der Macht auf, die alles daran setzen, sich nicht in ihre Karten hereinschauen zu lassen. Als Konterpart auf Seiten des Verfassungsschutzes stehen Fürmann im Film Heiner Lauterbach und August Zirner gegenüber. Ihr Agieren trägt mit dazu bei, den kafkaesken Irrsinn des Falls offen zu legen. DER BLINDE FLECK ist mehr als ein gewöhnlicher Politthriller. Er wirft einen kritischen Blick auf Struktur und Macht des Verfassungsschutzes und zeigt Fehler auf, die offenbar seitens der Behörden gemacht wurden. Fehler, die bis heute nicht eingestanden wurden und die, wie sich zeigt, auch ein rechtes Terrornetzwerk wie das der NSU existieren lassen können. Als Makel, so hat die Jury diskutiert, mag man erkennen, dass die Figur des Journalisten Chaussy zu glatt und zielgerichtet erscheint. Selbstzweifel, die bei der ungeheuerlichen Tragweite des Falls sicherlich angezeigt wären, lassen sich bestenfalls im letzten Drittel des Films ausmachen, dann auch noch ausgelöst durch dessen Ehefrau. Aber, so gibt die Jury auch zu bedenken, Fülle und Komposition des gut aufbereiteten Materials sind die entscheidenden Triebkräfte des Thrillers, regressive Ansätze würden sich schnell nachteilig auswirken und dem Film seiner Dynamik berauben. DER BLINDE FLECK ist spannend und lehrreich, gleichzeitig aber auch handwerklich mehr als solide Arbeit, sodass ihm die Jury einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“ verliehen hat.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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