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Der deutsche Freund: Ungewöhnliche Liebesgeschichte einer Tochter jüdischer Emigranten und eines Sohnes einer Nazifamilie zwischen Argentinien und Deutschland.

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Handlung und Hintergrund

Die Tochter jüdischer Emigranten aus Deutschland freundet sich mit dem Sohn einer Nazi-Familie an, die in Argentinien untergetaucht ist. Als der Junge von der Vergangenheit seines Vaters erfährt, geht er nach Deutschland und schließt sich der Studentenbewegung an, das Mädchen folgt ihm. Doch er ordnet das private Glück seinem politischen Engagement unter, und kehrt nach Argentinien zurück, um gegen die Militärdiktatur zu kämpfen. Erst sehr spät und nach vielen Irrwegen finden sich die beiden im fernen Patagonien.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Prof. Jeanine Meerapfel
Darsteller
  • Celeste Cid,
  • Max Riemelt,
  • Benjamin Sadler,
  • Julieta Vetrano,
  • Juan Francisco Rey,
  • Noemi Frenkel,
  • Jean Pierre Noher,
  • Katja Alemann,
  • Carlos Kaspar,
  • Daniel Fanego,
  • Hartmut Becker,
  • Adriana Aizemberg,
  • Fernan Miras
Drehbuch
  • Prof. Jeanine Meerapfel
Musik
  • Floros Floridis
Kamera
  • Victor González
Schnitt
  • Andrea Wenzler

Kritikerrezensionen

    1. Das Drama "Der deutsche Freund" der aus Argentinien stammenden Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanine Meerapfel erzählt die Geschichte einer Liebe, die einen Zeitraum von 30 Jahren umspannt. Schon als Schulkinder in Buenos Aires Mitte der 1950er Jahre sind Sulamit und Friedrich Freunde. Obwohl ihre Eltern in Nazi-Deutschland als Juden zu den Opfern gehörten und sein Vater ein ranghoher SS-Mann war, wehren sie sich dagegen, dass ihre individuelle Beziehung deswegen unmöglich sein soll. Sie erleben das Deutschland der Studentenbewegung und die Militärdiktatur in Argentinien, wobei sich ihre Wege durch ihre unterschiedlichen Ansichten und die äußeren Umstände für lange Zeit trennen.

      Das 13-jährige Mädchen, deren Eltern ihr den Kontakt mit dem Sohn der deutschen Nachbarn verbieten wollen, sagt: „Wir sind Argentinier!“ Sulamit mag den blonden Jungen und setzt durch, dass sie auch mit seiner Familie in die Ferien fährt. Erst Jahre später findet Friedrich heraus, dass sein Vater als ranghoher Nazi in Argentinien eine neue Identität angenommen hat. Er bricht mit seiner Familie und will nach Deutschland, um mehr über seine Herkunft zu erfahren. Dort radikalisiert er sich, während Sulamit sich an der Universität wohlfühlt und es genießt, sich mit Literatur beschäftigen zu können. Sie ist die Vernünftige und Pragmatische, er ein Hitzkopf, der an der Bürde seiner Familiengeschichte fast zerbricht. Er geht in den argentinischen Untergrund und kommt während der Militärdiktatur in Haft.

      Jeanine Meerapfel erzählt eine fiktive Geschichte nach autobiografischen Motiven. Als Tochter jüdischer Emigranten aus Deutschland erlebte sie in ihrer Kindheit in Buenos Aires selbst die Nachbarschaft mit deutschen Nazis. Die wilde 1968er Epoche verbrachte sie in Deutschland und sah, wie viele junge deutsche Männer aus Hass auf ihre Väter einen linksradikalen Weg beschritten. Friedrichs und Sulamits Liebe mutet wie ein Appell der Regisseurin selbst an, dass die Gräben der Herkunft individuell überwunden werden können. Wie schwer das allerdings sein kann, zeigt sich daran, dass die beiden auch Kinder ihrer Zeit sind und sein wollen.

      Sulamit, gespielt von der argentinischen Schauspielerin Celeste Cid, wundert sich als Studentin in Deutschland über die radikalen Ansichten des von Max Riemelt dargestellten Friedrich. Sie sieht das demokratische Land mit seinen Möglichkeiten viel positiver als er, versteht auch nicht ganz, warum er sein persönliches Glück dem politischen Kampf unterordnet. Diese unterschiedlichen Sichtweisen gehören zu den interessantesten Aspekten des Films. Meerapfel malt das zeitgeschichtliche Panorama, das zwei Kontinente umspannt, in detaillierter Fülle aus. Die Kamera begleitet Sulamits Vater in den Fünfzigern in Buenos Aires in die koschere Metzgerei, das Mädchen und ihren deutschen Schulfreund zum Wasserski und fängt den Moment ein, als die junge Jüdin den Ring ihrer von den Nazis ermordeten Großtante geschenkt bekommt.

      Eine solch minutiöse Darstellung hat auch ihre Schattenseiten: Die beiden Hauptfiguren bleiben emotional recht hölzern und müssen sich der Handlung stark unterordnen. Besonders in stilleren Szenen in Innenräumen entsteht zudem immer wieder ein Spannungstief, eine atmosphärische Unsicherheit, die der behaupteten Romantik widerspricht. Imposante Landschaftsaufnahmen in Patagonien visualisieren hingegen, wie klein sich der einzelne Mensch in den Weiten eines Landes, einer Epoche ausnehmen kann.

      Fazit: Ehrgeizig, aber emotional zurückhaltend erzählt "Der deutsche Freund" über eine schwierige Liebe vor dem Hintergrund deutscher und argentinischer Zeitgeschichte.
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    2. Der deutsche Freund: Ungewöhnliche Liebesgeschichte einer Tochter jüdischer Emigranten und eines Sohnes einer Nazifamilie zwischen Argentinien und Deutschland.

      Die ungewöhnliche Liebe zweier zwischen Politik und Privatem, Erinnerung und Zukunft zerrissenen Menschen, die sich von den Schatten der Vergangenheit befreien.

      „Wer zweimal mit der Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment“, ein ziemlich dummer Spruch der 68er Bewegung, den aber nicht alle beherzigten, auch wenn eine feste Beziehung „politisch unkorrekt“ war. Für Sulamit, Tochter jüdischer Emigranten aus Deutschland, und Friedrich, Sohn eines früheren SS-Obersturmbannführers, die in Argentinien Tür an Tür wohnen und sich im Deutschland der Studentenproteste lieben, galt diese Maxime jedenfalls nicht.

      Jeanine Meerapfel, ebenfalls in Argentinien als Tochter jüdischer Emigranten aufgewachsen und in den wilden Jahren Studentin bei Alexander Kluge und Edgar Reitz, folgt den Spuren einer großen Liebe in dieser Umbruchszeit. Und die beginnt in Argentinien, wo sich Täter- und Opferkind kennenlernen und sich gegen den Willen ihrer Eltern befreunden, zwischen den Jugendlichen keimt eine romantische Liebe. Als der Heranwachsende die wahre Identität seines Vaters erfährt, bricht er mit der Familie und geht Ende der 1960er Jahre nach Deutschland, das Mädchen folgt ihm. Trotz großer Emotionen ordnet er das private Glück dem politischen Widerstand unter, schließt sich der Studentenbewegung an und kehrt später nach Argentinien zurück, um gegen die Militärdiktatur zu kämpfen. Sie bleibt zurück, kann aber auch in einer neuen Beziehung den Mann ihres Lebens nicht vergessen.

      Meerapfel erzählt die fiktive Geschichte aus weiblichen Blickwinkel, lässt ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen einfließen, aus dem südamerikanischen Land mit Verschleppung, Folter und Tod wie aus Deutschland der 68er Jahre mit jungen Männern, die nicht nur gegen das Establishment aufstanden, sondern eigentlich gegen ihre Nazi-Väter und oft sehr lange brauchten, um sich selbst lieben zu können und damit auch andere -Vorbilder für das Liebespaar (Celeste Cid, Max Riemelt), das sich erst nach vielen Wirren sehr spät im fernen Patagonien findet. Authentizität und dichte Atmosphäre bestimmen das Drama, das ein Stück Zeitgeschichte widerspiegelt. Nicht spektakulär und in lauten Tönen wie „Der Baader-Meinhof-Komplex“, sondern in leisen Zwischentönen, ie dafür um so intensiver nachklingen. mk.
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      1. Sulamit Loewenstein ist 13 Jahre alt und die Tochter eines deutsch-jüdischen Unternehmers, der 1936 nach Argentinien geflohen ist. Dort hat die Familie ein zweites Zuhause gefunden. Ausgerechnet mit Friedrich, dem Sohn geflohener Nazis, freundet sich Sulamit an. Für sie ist die Vergangenheit nicht wichtig, doch Friedrich leidet darunter, nicht zu wissen, was sein Vater getan hat. Voller Unruhe sucht er nach seiner Identität und seinem Platz in der Welt. Und Sulamit muss sich entscheiden, ob sie ihm folgen will oder ihren eigenen Weg geht. Eine Jahrzehnte überspannende Liebesgeschichte zieht sich als emotionaler Faden durch den Film. Doch für beide Figuren, die von Max Riemelt und Celeste Cid beeindruckend verkörpert werden, geht es um mehr als nur die Liebe. Regisseurin Jeanine Meerapfel inszeniert mit sicherem Gespür Sulamit und Friedrich als ewig Suchende nach ihrer Rolle im Leben. Dazu kommt ein interessanter und sehr persönlicher Einblick in die deutsche und die argentinische Geschichte, eine Zeit des Umbruchs, die dank sorgfältiger Recherche authentisch dargestellt wird. Sensibel und zurückhaltend unterstützt die Filmmusik die starken Einstellungen. Das Schicksal von Sulamit und Friedrich - die berührende Geschichte einer großen Liebe.

        Jurybegründung:

        Argentinien: Fluchtland vieler jüdischer Familien bei Beginn der Naziherrschaft in Deutschland und - welche Ironie der Weltgeschichte - bei Kriegsende 1945 auch willkommener Unterschlupf deutscher Nazi-Größen. Schon mehrere Filme haben sich mit den Schicksalen jüdischer Familien im Argentinien der damaligen Zeit beschäftigt, einige auch mit den rasch zu Ansehen und Wohlstand gelangten Nazis unter neuer Identität.
        Jeanine Meerapfels autobiographisch geprägter Film zeigt aber erstmals und glaubhaft, wie das Schicksal nicht nur zwei nach Argentinien geflüchtete Familien in Buenos Aires zu Nachbarn machte und dies in scheinbarer Unkenntnis der doch so unterschiedlichen Fluchtmotive. Dass zwei Kinder aus diesen Familien auch noch schicksalhaft ein Leben lang miteinander verbunden bleiben sollten, erhöht die Dramatik und Spannung der Geschichte, die einen sehr großen Bogen spannt: Von Argentinien nach Deutschland und wieder zurück gehen die Wege von Sulamit und Friedrich. Wo werden sie endgültig und vielleicht auch gemeinsam ihre Heimat finden? Es ist ihre Suche nach ihrer Identität, als Deutsche oder als Argentinier. Es ist die schmerzhafte Konfrontation Friedrichs mit der grausamen Nazi-Vergangenheit seines Vaters und sein verzweifelter Kampf, diese für sich selbst bewältigen zu können. So wird Deutschland und später auch Argentinien für ihn zu vordergründigen revolutionären Kampfgebieten. Sulamits Weg wiederum führt nach Deutschland - nicht nur zu ihrem erfolgreichen beruflichen Werdegang, sondern sie folgt auch dort Friedrichs Spuren.
        Friedrich, für den es nur ein „Ich“ gibt und der Sulamit in die Arme eines Anderen treibt. Erst nach seiner Haftentlassung in Argentinien schließt er mit seiner und der Vergangenheit seines Vaters ab und gelangt zum „uns“. Wenn sich Sulamit und Friedrich aber fragen „Bleibst Du hier?“ und „Gehst Du mit mir?“, bleibt ihrer beider Zukunft offen. Wäre diese außergewöhnliche Liebesgeschichte nicht schon Stoff genug für einen sehr emotionalen Film, so spannt sich der filmische Bogen noch weiter auf: Der zeitgeschichtliche Hintergrund mit der Peron-Ära, mit antisemitischen Übergriffen und mit den Morden und Verschleppungen während der Militärdiktatur in Argentinien. Dann die Zeit der Studentenbewegungen mit Demonstrationen und Protesten in Deutschland, auch unterlegt mit dokumentarischem Archivmaterial. Holocaust und Nazidiktatur werden nur andeutungsweise thematisiert, sind aber der Ausgangspunkt für die schicksalhaften Verstrickungen.
        Insgesamt alles sehr viel, vielleicht zu viel für einen Film, so argumentierten einige Mitglieder der Jury, denen durch diese Vielfalt auch der emotionale Zugang zu den Protagonisten verloren ging. Man kann diese Vielfalt aber gerade als großen Reichtum des Films ansehen, wenn auch beim Zuschauer doch sehr große Kenntnisse der Zeitgeschichte vorausgesetzt werden.
        Ein besonderes Lob verdient die ausgezeichnete Kamera und die hervorragende dezente musikalische Begleitung. Max Riemelt als Friedrich, Celeste Cid als Sulamit und Benjamin Sadler als Michael überzeugen in ihren Rollen mit großem Können.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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