Uchenik: Ein junger Außenseiter terrorisiert mit seinen religiösen Moralvorstellungen Schule und Familie.
Handlung und Hintergrund
Veniamin Yuzhin (Pjotr Skvortsov), oder auf Deutsch Benjamin, ist ein Schüler in einer staatlichen und sehr aufgeklärten Schule. Als er sich eines Tages weigert, am Schwimmunterricht teilzunehmen, vermutet seine Mutter zunächst, dass dies aufgrund unkontrollierbarer Erektionen geschieht. Aber es stellt sich heraus, dass die nur knapp bekleideten Mitschülerinnen Benjamins religiöse Gefühle verletzen. Denn seit er zum Christentum konvertiert ist, entwickelt er anhand der biblischen Lehre sehr genaue Vorstellungen von Gut und Böse, die er nicht nur auf sein eigenes Leben anwenden will, sondern auch seine Umwelt wird von den aggressiven Lehren nicht verschont. Lehrer, Mitschüler und Verwandte müssen sich seine missionarischen, wortgewaltigen Tiraden anhören. Der Teenager auf Kreuzzug richtet sich gegen Homosexualität, Scheidungen und natürlich die gottlose Evolutionstheorie, stets untermauert von biblischen Versen. Und tatsächlich erzielt sein eloquenter Einsatz für die Bibel und gegen wissenschaftliche Erkenntnis erste Erfolge bei Lehrern: Ab sofort ist Schwimmen nur noch im Badeanzug erlaubt und Kondome werden im Biologie-Unterricht nicht mehr besprochen. Aber Benjamin ist damit noch lange nicht zufrieden, denn die Feinde des Heilands dürfen nicht straffrei ausgehen.
Hintergrund
Der Film von Kirill Serebrennikov „The Student“, auf Deutsch „Der die Zeichen liest“ ist eine Verfilmung des Theaterstücks „Märtyrer“ aus dem Jahre 2012 von Marius von Mayenburg, das an der Berliner Schaubühne uraufgeführt wurde. Es ist die konsequente Umkehrung dessen, was wir kennen: Teenager, die sich von den Eltern ablösen und nach möglichen Provokationen suchen. Dabei nehmen sie Drogen, kommen nachts nicht nach Hause und klauen im Kaufhaus. Was passiert aber, wenn ein Teenager in einer agnostisch geprägten Umgebung beginnt, die Bibel wörtlich zu nehmen und in seinem Umfeld durchsetzen zu wollen? Dieser Frage geht der Film nach und überzeugt dabei auch mit der genauen Quellenangabe. Mit der Einblendung der biblischen Fußnoten können wir ganz sicher gehen, dass die fundamentalistischen und aggressiven Aussagen des Jugendlichen exakt aus der Bibel entnommen sind. Das könnte gerade für Menschen, die dem Islam alleine Aggression und Gewalt zuordnen, eine heilsame Erfahrung sein. Der Film wurde bereits im Rahmen der 69. Filmfestspiele von Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ der Öffentlichkeit gezeigt.
Besetzung und Crew
Regisseur
- Kirill Serebrennikow
Produzent
- Ilya Stewart,
- Diana Safarova,
- Yury Kozyrev
Darsteller
- Pjotr Skvortsov,
- Victoria Isakowa,
- Yuliya Aug,
- Aleksandr Gorchilin,
- Aleksandra Rewenko
Drehbuch
- Kirill Serebrennikow
Musik
- Ilya Demutsky
Kamera
- Wladislaw Opeljants
Schnitt
- Juri Karikh