Exorzismen, auch Teufelsaustreibungen genannt, erlangten spätestens mit der Veröffentlichung des Horror-Klassikers „Der Exorzist“ (1973), eine größere Bekanntheit. Die religiöse Praxis gibt es allerdings schon weitaus länger und geht bis in die Antike zurück. Die Frage, ob es Dämonen wirklich gibt und Menschen von diesen „besessen“ sein können, spaltet bis heute die Menschheit. Allerdings werden in den Medien immer wieder Fälle publik, die von angeblich echten Exorzismen berichten. Wir werfen einen Blick auf sechs dieser umstrittenen Geschichten, über deren Echtheit sich jeder selbst ein Urteil bilden sollte.
Anneliese Michel
Der wohl bekannteste Fall eines angeblichen Exorzismus stammt aus Deutschland und war zugleich Vorbild für Scott Dericksons Horror Thriller „Der Exorzismus der Emily Rose“. Die Studentin Anneliese Michel aus Franken entstammte einem streng katholischen Elternhaus und war selbst fest davon überzeugt, von Dämonen besessen zu sein. Wie nach ihrem Tod festgestellt wurde, litt die junge Frau in Wahrheit an Epilepsie, was ihre Wahnvorstellung erklärte. 1976 starb sie an den Folgen von starker Unterernährung, nachdem ein Priester 67-mal versucht hatte, ihr den Teufel auszutreiben.
Anna Ecklund
Der Fall der Anna Ecklund gilt bis heute als einer der härtesten Fälle von Teufelsaustreibungen. Schon mit 14 Jahren entwickelte die US-amerikanische Schülerin eine ungewöhnliche Abneigung gegenüber religiösen Objekten. Außerdem war das junge Mädchen nicht in der Lage, eine Kirche zu betreten, obwohl sie in einem religiösen Haushalt aufwuchs. Als sie begann, Stimmen in ihrem Kopf zu hören und sich selbst Schmerzen zuzufügen, entschied sich ihre Familie für einen Exorzismus und bestellte dafür den deutschen Priester Theophilus Riesinger. Dieser soll später herausgefunden haben, dass Annas Vater eine inzestuöse Beziehung zu seiner Schwester führte, die außerdem schwarze Magie praktizierte – angeblich der Grund für Annas Besessenheit.
Nachdem Riesinger das Mädchen in ein Kloster geholt hatte und dort von der Außenwelt isolierte, entschied er sich zusammen mit einem Reverend aus Iowa zu drei Exorzismen. Nach jeder Teufelsaustreibung verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch, Unterernährung war zudem die Folge ihrer Essensverweigerung. Der dritte und letzte Exorzismus dauerte angeblich sogar über eine Woche lang und erforderte die Mithilfe von drei der stärksten Schwestern des Klosters. Nichtsdestotrotz konnte Ecklund am Ende „geheilt“ werden und lebte bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 ein friedliches Leben. Ihre wahre Identität wird bis heute geheim gehalten.
Janet Hodgson
Im Jahr 1977 soll ein Poltergeist die Familie Hodgson aus England heimgesucht haben. Der Fall spaltet das Land bis heute. Die Mutter Peggy und ihre vier Kinder hörten eines Tages plötzlich seltsame Klopfgeräusche in ihrem Haus im Norden Londons. Auch Kratzgeräusche und Möbel, die sich eigenständig bewegten machten der Familie große Sorge. Als auch die Polizei ihnen nicht helfen konnte, baten sie Geisterjäger und Dämonologen um Hilfe. Diese führten mehrere Exorzismen durch und bestätigten, dass das Haus der Familie von einem Poltergeist besessen gewesen sei. Bis heute ist die genaue Ursache der ungewöhnlichen Phänomene nicht geklärt, allerdings behaupten Skeptiker, dass Janet in Wahrheit unter Schizophrenie gelitten haben soll und die Ereignisse größtenteils ihren Wahnvorstellungen entsprungen seien.
Roland Doe
Der Fall von Roland Doe diente als Inspiration für den ersten Exorzismusfilm überhaupt. Doe stammte aus einer deutschen Familie, die im US-Bundesstaat Maryland lebte. Nachdem seine Tante, die einzige Bezugsperson des damals 14-jährigen Jungen, überraschend starb, zeigt er plötzlich Verhaltensauffälligkeiten, die auf Besessenheit hindeuteten. Die streng religiöse Mutter des Jungen wandte sich in der Folge an den Exorzisten Father William S. Bowdern und seinen Assistenten. Am 16. März 1949 begannen die beiden Geistlichen damit, mehrere Exorzismen an dem Jungen durchzuführen. Diese sollten bis zum 18. April andauern, der Tag an dem Roland Doe von seinem Dämon befreit wurde.
Carolyn Perron und die Perron Familie
Horror-Mastermind James Wan hat mit „The Conjuring“ aus dem Jahr 2013 ein wahres Grusel-Universum geschaffen. Tatsächlich behandelt die Geschichte einen wahren Fall der beiden Dämonologen Ed und Lorraine Warren. Genau wie im Film wurde die Familie Perron jahrelang von Geistern terrorisiert, die sie bis in die Verzweiflung trieben. Schon kurze Zeit nachdem die Perrons in ihr Traumhaus in Harrisville, Rhode Island zogen, kam es zu unerklärlichen Vorkommnissen. Von seltsamen Geräuschen über Familienmitglieder, die nachts aus ihren Betten gezogen wurden, erlebte die Familie einen wahren Alptraum. Der Geist einer Frau, die sich vor Jahrzehnten in dem alten Farmhaus erhängte, erschien plötzlich auf dem Anwesen. Dieser soll schließlich sogar von Carolyn Perron Besitz ergriffen haben. Nach mehreren Exorzismen durch die beiden umstrittenen Spukforscher blieben der gewünschte Erfolg und die Heilung jedoch aus, bis die Perrons sich schließlich dazu entschieden, aus dem Haus auszuziehen und die verstörenden Ereignisse endlich hinter sich zu lassen.
Dr. Richard Gallagher und „Julia“
Dieser Exorzismus-Fall ist der jüngste in dieser Liste. 2008 behauptete der anerkannte Psychiater und Professor Dr. Richard Gallagher (Columbia University), dass eine seiner Patientinnen von einem Dämon besessen sei. Das Mädchen mit dem Namen Julia hatte sich bereits in jungen Jahren mit Satanismus und ritueller Gewalt beschäftigt. Nachdem sie selbst davon überzeugt war, von einem Dämon besessen zu sein, wandte sie sich an einen örtlichen Priester, der die junge Frau an Professor Dr. Gallagher verwies. Dieser schloss eine psychische Erkrankung allerdings aus, nachdem er selbst Zeuge von unerklärlichen Phänomenen geworden war, während sich Julia in seinem Behandlungszimmer befand. Schlussendlich führte man sogar einen Exorzismus an ihr durch, während dessen sie angeblich schwebte, Todesdrohungen an die Beteiligten aussprach und die Temperatur des Raumes maßgeblich veränderte.