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Carnage: Zwei Ehepaare stehen sich als Gastgeber und Gäste gegenüber. Penelope und Michaels Sohn hat bei einer Schlägerei zwei Zähne eingebüßt und Nancy und Alans Jungen als Täter genannt. Jetzt will man sich aussprechen, entschuldigen, verzeihen, über alles reden. Zunächst geht es noch gesittet zu, der gemütliche Michael reicht die Hand zur Versöhnung. Da eskaliert die Lage. Die beiden Parteien beginnen sich aufs Schlimmste...

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Handlung und Hintergrund

Zwei Ehepaare, Penelope und Michael respektive Nancy und Alan, stehen sich als Gastgeber und Gäste gegenüber. Penelope und Michaels Sohn hat bei einer Schlägerei zwei Zähne eingebüßt und Nancy und Alans Jungen als Täter genannt. Jetzt will man sich aussprechen, entschuldigen beziehungsweise verzeihen, über alles reden. Zunächst geht es noch gesittet zu, der gemütliche Michael reicht die Hand zur Versöhnung. Da eskaliert die Lage. Die beiden Parteien beginnen sich aufs Schlimmste zu beharken.

Zwei Ehepaare, Penelope und Michael respektive Nancy und Alan, stehen sich als Gastgeber und Gäste gegenüber. Penelope und Michaels Sohn hat bei einer Schlägerei zwei Zähne eingebüßt und Nancy und Alans Jungen als Täter genannt. Jetzt will man sich aussprechen, entschuldigen beziehungsweise verzeihen, über alles reden. Zunächst geht es noch gesittet zu, der gemütliche Michael reicht die Hand zur Versöhnung. Da eskaliert die Lage. Die beiden Parteien beginnen sich aufs Schlimmste zu beharken.

Was zunächst als Versöhnungsgespräch zwischen zwei Ehepaaren geplant ist, gerät alsbald zum offenen Schlagabtausch. Geniale Theaterverfilmung von Roman Polanski, der zwei Ehepaare nach allen Regeln der Kunst aufeinander losgehen lässt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Roman Polanski
Produzent
  • Saïd Ben Saïd
Darsteller
  • Jodie Foster,
  • Kate Winslet,
  • Christoph Waltz,
  • John C. Reilly
Drehbuch
  • Roman Polanski,
  • Yasmina Reza
Musik
  • Alexandre Desplat
Kamera
  • Pawel Edelman
Schnitt
  • Hervé de Luze
Casting
  • Fiona Weir
Buchvorlage
  • Yasmina Reza

Kritikerrezensionen

    1. Bereits das gleichnamige Theaterstück von Yasmina Reza aus dem Jahr 2006 war ein internationaler Erfolg, und das Interesse an der Verfilmung dürften darüber hinaus die großen Namen von Cast und Crew schüren. Ein Film von Roman Polanski ist für viele Kinogänger einfach ein Muss, und hier lässt er vier Charaktere sich verbal die Köpfe einschlagen, die von Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly gespielt werden.

      Nach dem Prinzip, dass Erwachsene die Sache schnell verschlimmern können, wenn sie sich in den Streit ihrer Kinder einmischen, läuft auch das Treffen der beiden Elternpaare in Brooklyn aus dem Ruder. Dabei streifen die kultivierten Erwachsenen nach und nach die Regeln der Höflichkeit, des guten Benehmens und den Gemeinschaftssinn ab, den sie bei der Auseinandersetzung ihrer Kinder vermissten. Die von Jodie Foster gespielte Penelope ist als Mutter des Jungen mit den ausgeschlagenen Zähnen besonders zäh darin, die Tat zu verurteilen und von den Eltern des Schlägers Betroffenheit und Reue zu verlangen.

      Die erwartete Zerknirschung verweigert ihr der von Christoph Waltz gespielte zynische und desinteressierte Alan, dessen Sohn die Tat begangen hat. Seine Frau Nancy, die von Kate Winslet dargestellt wird, und der Mann Penelopes, Michael, vertreten anfangs noch moderate Positionen. Man isst Kuchen, trinkt Kaffee, Alan telefoniert als vielbeschäftigter Rechtsanwalt alle paar Minuten per Handy. Das regt wiederum seine Frau Nancy auf, die auch Anstoß daran nimmt, dass Michael, gespielt von John C. Reilly, nichts Schlimmes daran findet, den Hamster seiner Tochter ausgesetzt zu haben. Der gutmütige Michael, der Scotch serviert, hält irgendwann nicht mehr hinter dem Berg damit, dass ihm seine eigene Frau mit ihren moralischen Ansprüchen auf die Nerven geht.

      Worüber die vier Personen streiten und wie sie argumentieren, während die Hemmungen allmählich fallen, das wirkt realitätsnah und in der satirischen Zuspitzung komisch. Polanski drehte den Film fast ausschließlich im Wohnzimmer von Penelope und Michael. Die Vierergruppe verlagert sich mal ins Treppenhaus, dann geht jemand ins Bad, man kommt im Wohnzimmer wieder zusammen. Das Geschehen spielt sich in Echtzeit ab, es gibt keine Unterbrechungen im Sinne von „Am nächsten Morgen“ oder „Stunden später“. Damit schafft die Komödie eine theaterhafte Atmosphäre, die durch die Art des Schauspiels an manchen Stellen noch verstärkt wird.

      Besonders Christoph Waltz stellt Alan genüsslich als Egoisten dar, der kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er sich über die gesellschaftlichen Konventionen im Allgemeinen oder das Gutmenschentum von Penelope im Besonderen lustig macht. Wenn dieser Alan dann urplötzlich in sich zusammensinkt, wenn Penelope in Tränen ausbricht, Michael sich als rücksichtsloser Grobian entpuppt und Nancy betrunken ausrastet, dann sieht das einem Bühnenspiel ähnlich. Der Verlauf dieser Eskalation ist amüsant, auch wenn ihr Inhalt zu keinen neuen philosophischen oder psychologischen Erkenntnissen führt.

      Fazit: Polanskis Wohnzimmerstreit ist vor allem wegen der vier Darsteller Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly sehenswert.
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      1. Zwei Jungs haben sich in der Schule geprügelt. Die Eltern treffen sich, um über die Situation zu reden und alles zu klären. Doch alles kommt anders, als ein Streit losbricht. Bald schon sind es nicht mehr die Kinder, die ihren Kampf mit Fäusten ausfechten, sondern die Erwachsenen - und ihre Waffen sind Worte. Die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Yasmina Reza bringt die klaustrophobisch kammerspielartige Atmosphäre gekonnt auf die große Leinwand. Roman Polanski überzeugt einmal wieder durch seine raffinierten psychologischen Beobachtungen und die perfekte Schauspielführung eines exzellenten vierköpfigen Ensembles. Mal wirkt die Szenerie beklemmend und bedrückend, mal explosiv und vor Emotionen berstend. Der Zuschauer betrachtet die Widersprüchlichkeit und Scheinheiligkeit der bürgerlichen Figuren aus der Distanz und erlebt die pointiert zugespitzten Wortgefechte doch hautnah mit. Grandioses Schauspielkino und entlarvendes Psychodrama zugleich.

        Jurybegründung:

        Ihre Kinder haben gestritten. Deshalb treffen sich zwei Elternpaare in der Wohnung des Paares, dessen Sohn verletzt wurde. Er bekam einen Hieb vom anderen verpasst, ob absichtlich oder versehentlich, lässt sich nicht klären, denn keiner der Eltern war Zeuge der Auseinandersetzung. Die Situation wirkt ausgeglichen, geradezu harmonisch, man einigt sich auf ein einvernehmliches Vorgehen. Doch als sich das Gästepaar verabschieden will, wird es von den Gastgebern nochmals aufgehalten: man serviert Espresso, dann Gebäck, der Aufenthalt zieht sich immer länger hin. Währenddessen ist einer der Männer am Handy stark engagiert, wird immer wieder angerufen und telefoniert, während die anderen, dabei jedes Mal ihre Unterhaltung unterbrechend, auf ihn warten. Ein Stichwort des Telefongesprächs wird zur Initialzündung und von da an verändern sich Unterhaltung, Personen, Themen, Allianzen. Jeder äußert sich und entäußert sich, ja es bricht im Wortsinn aus ihnen heraus, was schon lange aufgestaut und nicht verarbeitet war. Jeder greift den anderen an und wird seinerseits mit Aggressionen konfrontiert. Längst ist das Thema und das eigentliche Problem vergessen, die Kinder Nebensache. Jeder der vier Erwachsenen fühlt sich in seinem Innersten und in seiner Existenz angegriffen durch die anderen. Am Höhepunkt der Auseinandersetzungen, als kein Kompromiss mehr möglich scheint, schwenkt die Kamera durch das Fenster auf zwei Szenen im Park und nimmt den Anlass dieses fundamentalen Streits in Augenschein. Dort ist alles friedlich, Kinder spielen, ein Hamster grast, während sich in der Wohnung vier Menschen verbal und, es ist zu befürchten, bald auch physisch niedermetzeln.

        Dieses Kammerspiel in bester Tradition europäischer Gesellschaftsdramen trägt in all seinen Facetten die Handschrift des Regisseurs Roman Polanski. Seine Perfektion beginnt bei der Besetzung der vier Darsteller, die ihre Rollen allesamt überzeugend verkörpern. Die von der Kraft der Kultur durchdrungene Penelope (Jodie Forster), die schöne, in ihrer Körpersprache überzeugende Kate Winslet als Nancy, die ihren Frust über Ehemann und Rollenspiel mehr als deutlich zeigt, ihre Partner Christoph Waltz als dauertelefonierender Anwalt Alan, der mit seinem Handy verwachsen scheint und John C. Reilly als Penelopes bodenständiger Ehemann.
        Die Wohnung als Teil der Inszenierung spielt eine weitere wichtige Rolle, besonders das Badezimmer, aber auch der Wohnraum mit den auf dem Tisch ausgebreiteten Kunstkatalogen werden unverzichtbarer Teil des kammerspielartigen Szenarios. Die im Lauf des Geschehens sich entwickelnden skurrilen Situationen ziehen nicht weniger entlarvende Handlungen nach sich und dienen der zunehmend entschleiernden Charakterisierung der Protagonisten. Der Zuschauer erhält keine Gelegenheit, sich bei einer der Figuren auszuruhen, er wird durch Wechselbäder der Empathie geführt. Der Film endet so unspektakulär und selbstverständlich wie er begonnen hat. Der Hurrikan der Erregung hat sich gelegt, die Beteiligten erkennen sich selbst nicht mehr. Ein Zeitgemälde, das keinen Moment langweilt oder die Aufmerksamkeit ermüden lässt, bravourös unterhaltsam bis zur letzten Einstellung.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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