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Der große Ausverkauf: Regisseur Florian Opitz erzählt in einfühlsamen Porträts von Menschen aus verschiedenen Kontinenten, die von den oft inhumanen und fehlgeleiteten Versuchen, das Wirtschaftswachstum zu steigern, unmittelbar betroffen sind und sich auf ihre ganz persönliche Art und Weise dagegen zur Wehr setzen. "Der grosse Ausverkauf" gewährt einen Einblick in das philippinische Gesundheitssystem, die Stromversorgung in den Townships...

Handlung und Hintergrund

Vier Menschen aus verschiedenen Erdteilen leiden unter der Privatisierung ihrer Grundversorgung: Ein südafrikanischer Aktivist protestiert gegen einen Stromkonzern, der die Preise so hochtreibt, dass viele Einwohner Sowetos im Dunkeln sitzen müssen. Ein britischer Lokführer beklagt den lebensgefährlich maroden Zustand des kaum noch gewarteten Schienennetzes. Eine arme Philippinin kann sich das Dialysegerät für ihren kranken Sohn nicht mehr leisten und die Bürger einer Stadt Boliviens erhalten kein kostenfreies Leitungswasser mehr.

Den Ausverkauf der menschlichen Gesellschaft durch die grassierende Globalisierung klagt diese engagierte Doku an: In vier konkreten Geschichten über den Privatisierungswahn, der von Florian Opitz mit schockierender Deutlichkeit entlarvt wird.

Ein britischer Lokführer, eine philippinische Mutter, ein südafrikanischer Aktivist und die Bürger einer bolivianischen Stadt kämpfen gegen den großen Ausverkauf. Die Privatisierung der staatlichen Stromversorgung in Südafrika etwa ließ die Stromrechnungen so massiv nach oben schnellen, dass sie die Bewohner von Soweto nicht mehr bezahlen konnten und seitdem im Dunkeln sitzen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Florian Opitz
Produzent
  • Arne Ludwig,
  • Felix Blum
Drehbuch
  • Florian Opitz
Musik
  • Marcus Schmickler
Kamera
  • Andy Lehmann
Schnitt
  • Niko Remus

Kritikerrezensionen

    1. Im Zuge der Gewinnmaximierung privater Unternehmen bleiben als erstes diejenigen auf der Strecke, aus denen kein Gewinn zu ziehen ist: die Armen. Umso schlimmer, wenn auch fortschritts- und lebensnotwendige Dinge wie Gesundheit, Bildung und Arbeit aber auch Strom oder Wasser von privaten Firmen kontrolliert werden.

      Regisseur Florian Opitz versucht mit seinem Film zu zeigen, was hinter dem abstrakt klingenden Phänomen der Privatisierung öffentlicher Dienste steckt. Vor allem aber möchte er die Menschen zeigen, die direkt von den durch Privatisierung hervorgerufenen Veränderungen betroffen sind. Ihm ist es dabei wichtig, keine passiven Opfer, sondern aktive, würdevolle Menschen zu porträtieren, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und – wenn nötig – Widerstand leisten.

      "Der große Ausverkauf" verwebt vier Erzählstränge miteinander, die in vier verschiedenen Ländern entstanden und vier verschiedene Probleme schildern, die jedoch eines gemeinsam haben. Sie alle wurden verursacht durch die Privatisierung vormals staatlicher Monopole. Es geht um Strom, Arbeit, Gesundheit und Wasser, doch in erster Linie geht es in diesem Film um Menschen.

      Opitz wählt für seinen Film vier authentische Schicksale, die seine Ansicht über das Thema widerspiegeln, ohne dass er den Film zur Bekräftigung der Aussage zusätzlich kommentieren müsste – nebenbei bemerkt eine schnitt-technische Meisterleistung. Insbesondere in der philippinischen Episode zeigt er das Leid der Menschen aus respektvoller Distanz und ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Ebenso fängt er den kreativen Charme der "Guerilla-Elektriker" von Soweto ein, die fassungslos-sarkastische Stimmung der Lokführer Englands sowie die kampfbereite Atmosphäre Cochabambas.

      Damit wirft er einen tiefergehenden Blick hinter die Statistiken und zeigt Realität anstelle von Zahlen. Und während er sich an die Orte des Geschehens begibt, lässt er auch leitende Personen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Wort kommen, um zu demonstrieren, wie weltfremd deren Ansichten sind. Wissenschaftliche Rückendeckung für seine visuellen Aussagen erhält er von Nobelpreisträger und einstigem Chefökonom der Weltbank, Joseph E. Stiglitz.

      Dem Regisseur ging es nicht um eine wissenschaftliche Diskussion über Vor- und Nachteile der Privatisierung öffentlicher Dienste und er gibt auch unumwunden zu, dass es sich bei "Der große Ausverkauf" keinesfalls um einen objektiven Film handelt. Was Opitz mit seinem Film erreichen möchte, sind zwei Dinge. Zum einen möchte er die Menschen hinter den Statistiken sichtbar machen, um auf diese Weise wirtschaftswissenschaftlichem Wunschdenken vorzubeugen. Zum anderen möchte er zur Diskussion anregen, um zukünftig geplante Privatisierungen kritischer zu hinterfragen.

      Fazit: Der klar strukturierte episodisch gestaltete Dokumentarfilm wirft ein kritisches Licht auf die Privatisierung öffentlicher Dienste, ohne dabei aufdringlich zu sein.
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