In der Welt der Romane gibt es Geschichten, die so monumental und komplex sind, dass ihre Adaption auf die große Leinwand lange als unmöglich galt. Eine solche Geschichte ist „Der Herr der Ringe“, dessen epische Saga jahrzehntelang als unverfilmbar angesehen wurde. Naja, zumindest bis Peter Jackson mit seiner visionären Trilogie bewies, dass die Magie von Mittelerde auch im Kino lebendig werden kann. Doch nicht nur Tolkiens Meisterwerk hat diese Herausforderung gemeistert: Viele andere Romanvorlagen wurden ebenfalls als schwer adaptierbar betrachtet und haben sich dennoch als erfolgreich erwiesen.
Hier empfehlen wir euch zehn Romane, die trotz aller Hindernisse eine filmische Umsetzung fanden und das Publikum mit ihren einzigartigen Erzählungen begeisterten.
1. „Der Herr der Ringe“-Trilogie (2001-2003)
Trotz des kulturellen Erbes und Einflusses galt eine filmische Umsetzung von „Der Herr der Ringe“ über Jahrzehnte als unmöglich. In den 1970er Jahren versuchte Ralph Bakshi, die Geschichte als Animationsfilm umzusetzen, doch sein Projekt beschränkte sich lediglich auf die ersten beiden Bücher und blieb unvollständig. Erst als der neuseeländische Regisseur Peter Jackson die Möglichkeit bekam, eine Trilogie zu entwickeln, wurde das volle Ausmaß von Tolkiens epischem Werk greifbar. Dank fortschrittlicher Technologien und der Freiheit, die gesamte Erzählung zu adaptieren, schuf Jackson eine beeindruckende und visuell atemberaubende Umsetzung von Mittelerde. Für die immense Anerkennung wurde der erste Film mit vier Oscars, der zweite Film mit vier Oscars und der dritte Film gleich mit elf Oscars belohnt.
Der erste Teil der Saga beginnt im Auenland, wo der Hobbit Frodo Beutlin (Elijah Wood) den Einen Ring von seinem Onkel Bilbo erbt. Der Ring – ein Werkzeug des dunklen Herrschers Sauron – muss im Feuerberg in Mordor zerstört werden.
2. „Dune“ (2021) und „Dune 2“ (2024)
Der Roman „Dune“ ist eines der bedeutendsten Werke der Science-Fiction und bietet eine atemberaubende Welt, die geradezu nach einer Verfilmung schreit. Doch die komplexe Handlung und tiefgründige Mythologie des Buches machen es schwierig, alles in einem einzigen Film unterzubringen. Die Verfilmung durch Regisseur David Lynch aus dem Jahr 1984 versuchte genau das, scheiterte jedoch daran, die vielschichtige Geschichte sinnvoll zu komprimieren, was zu einem verwirrenden Ergebnis führte.
Regisseur Denis Villeneuve ging bei seiner Neuverfilmung einen anderen Weg: Er entschied, den ersten Roman in zwei Filme aufzuteilen, um die Welt von „Dune“ und ihre Figuren ausführlich und verständlich zu präsentieren, ohne auf wichtige Details zu verzichten. Der erste Teil hat unglaubliche sechs Oscars abgesahnt.
3. „Lolita“ (1962)
„Wie haben sie es geschafft, „Lolita“ zu verfilmen?“ Dieser Werbespruch begleitete Stanley Kubricks Adaption des umstrittenen Romans. Obwohl Nabokovs Buch nur 336 Seiten hat und die Handlung recht geradlinig ist, war die Geschichte über einen Schriftsteller, der von einem jungen Mädchen besessen ist, schon damals äußerst provokant. In den 1960er-Jahren schien es fast unmöglich, ein solch sensibles Thema auf die Leinwand zu bringen. Kubrick schaffte es jedoch, den schockierenden Stoff in einen verstörenden, aber dennoch faszinierenden Film zu verwandeln.
4. „American Psycho“ (2000)
Was „American Psycho“ so fesselnd macht, ist die einzigartige Erzählweise, die es ermöglicht, direkt in den Kopf des mörderischen Protagonisten einzutauchen. Das gesamte Buch ist aus der Sicht von Patrick Bateman geschrieben, wodurch die Leser tief in seine Gedanken und Emotionen eintauchen können. Diese innere Perspektive im Film umzusetzen, ist eine Herausforderung, doch Regisseurin Mary Harrons gewagte Adaption gelingt dies meisterhaft. In Kombination mit Christian Bales unvergesslicher Darstellung entwickelt der Film eine einzigartige Satire, die sowohl verstörend als auch unterhaltsam ist.
5. „Weißes Rauschen“ (2022)
Don DeLillos „White Noise“ ist ein Roman, der sich schwer greifen lässt – eine Mischung aus Satire, Überlebensdrama und philosophischen Gedanken über das Leben. Noah Baumbach hat es gewagt, diesen vielschichtigen Stoff für Netflix zu adaptieren und betont dabei die Eigenheiten und Widersprüche der Vorlage. Sein Film bewegt sich zwischen verschiedenen Genres und Stimmungen, genau wie der Roman. Das Ergebnis ist ebenso ambitioniert wie polarisierend: Man liebt es oder man hasst es. Doch eines ist sicher – der Film bleibt im Gedächtnis, genau wie das Buch.
6. „Naked Lunch“ (1991)
„Naked Lunch„ ist nicht nur ein verstörendes, drogengetriebenes Werk, das für viele Leser schwer zugänglich ist, sondern es folgt auch bewusst keiner festen Struktur. Anstatt alle Elemente des Buches in einen einzigen Film zu integrieren, wählte David Cronenberg zentrale Aspekte aus und verband diese mit Elementen aus Burroughs‘ eigenem Leben, was dem Werk eine zusätzliche Tiefe verleiht.
Es handelt von den Protagonist Bill Lee (Peter Weller), einem Exterminator und Schriftsteller, der in einer surrealen Welt gefangen ist, die von Drogen und absurden Kreaturen durchzogen ist. Nach dem Tod seiner Frau gerät er in eine tiefe Paranoia, die ihn dazu bringt, in eine bizarre Reise einzutauchen.
7. „Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger“(2012)
Ebenfalls als lange unverfilmbar galt „Life Of Pi“. Es gehört zu den bekanntesten modernen Romanen und ist inzwischen Teil vieler Schulcurricula. Die Geschichte verbindet Abenteuer mit Themen wie Spiritualität, Überleben und der menschlichen Existenz. Im Film geht es um Pi Patel, der nach einem Schiffsunglück im Pazifischen Ozean mit einem Bengalischen Tiger, den er Richard Parker nennt, auf einem Rettungsboot gestrandet ist. Eine filmische Umsetzung galt als äußerst schwierig, ohne die Sicherheit von Cast und Crew zu gefährden. Aber Regisseur Ang Lee bringt die emotionale Tiefe und visuellen Aspekte der Erzählung meisterhaft zum Leben. Der Film von 2012 erhielt vier Oscars, unter anderen für die besten visuellen Effekte und die beste Regie.
8. „Wo die wilden Kerle wohnen“ (2009)
Die Adaption von Kinderbüchern in Langfilme gestaltet sich oft schwierig, da die Geschichten meist nicht genug Substanz für über 90 Minuten bieten. Spike Jonzes „Wo die wilden Kerle wohnen“ hingegen gelingt es, die Welt und die Themen von Maurice Sendaks Buch in eine reichhaltigere, düsterere und reifere Erzählung über das Erwachsenwerden zu verwandeln.
Der lebhafte Max, der nach einem Streit mit seiner Mutter in eine Fantasiewelt flüchtet, segelt zu einer geheimnisvollen Insel. Dort trifft er auf die Wilden Dinge – faszinierende, aber auch bedrohliche Kreaturen.
9. „Cloud Atlas“ (2012)
David Mitchells „Cloud Atlas“ ist ein komplexes Werk, das sich mit Themen wie Reinkarnation, Zeitlinien und den Verbindungen zwischen allen lebenden Wesen beschäftigt. Statt einer konventionellen Erzählung präsentiert das Buch sechs unkonventionelle Geschichten. Um die verschiedenen Rollen über Jahrhunderte hinweg zu verkörpern, setzten die Wachowskis eine Handvoll Schauspieler ein, die in unterschiedlichen Zeitepochen spielen. Durch den Einsatz filmischer Sprache gelingt es ihnen, Mitchells Philosophie auf ihre eigene, einzigartige Weise zu vermitteln.
10. „Inherent Vice: Natürliche Mängel“ (2014)
„Inherent Vice“ spielt in den 1970er Jahren und erzählt vom Privatdetektiv Doc Sportello (Joaquin Phoenix). Er wird von seiner Exfreundin Shasta (Katherine Waterston) kontaktiert, die ihn um Hilfe bittet. Sie versucht ihren aktuellen Partner, den Immobilienmagnaten Mickey Wolfmann, vor einer Verschwörung zu schützen. Paul Thomas Andersons Verfilmung bleibt dem Original treu und legt den Fokus auf die zentrale Liebesgeschichte.
Obwohl Thomas Pynchons Romane in der Literatur- und Filmwelt hochgeschätzt werden, sind sie aufgrund ihrer spezifischen und dichten Schreibweise schwer in einen Spielfilm zu übertragen. Trotzdem erweist sich „Inherent Vice“ als Meisterwerk des modernen Noir-Kinos.