Peter Jackson, der gemeinsam mit Sir Ian Holm an der „Herr der Ringe“-Trilogie arbeitete, erinnerte sich in einem langen Beitrag an ihre letzte gemeinsame Reise.
Der Tod von Sir Ian Holm am 19. Juni 2020 erschütterte die Filmwelt. Der britische Ausnahme-Darsteller starb im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer Parkinson-Erkrankung. Und auch wenn er sich in den letzten Jahren aufgrund seiner Krankheit auf der großen Leinwand rar gemacht hat, erinnerten sich Fans weltweit noch immer an seine großen Rollen, etwa als Sam Mussabini in „Die Stunde des Siegers“ (1981), als Mr. Kurtzmann in Terry Gilliams „Brazil“ (1985) oder als Android Ash in Ridley Scotts „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979).
Den jüngeren Generationen dürfte er aber auf ewig als Hobbit Bilbo Beutlin in Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie in Erinnerung bleiben. Und es ist der neuseeländische Filmemacher, der sich nun in einem langen Beitrag über Facebook an seinen guten Freund erinnerte:
„Ich bin sehr traurig über den Tod von Sir Ian Holm. Ian war so ein herzlicher und großzügiger Mensch. Ruhig, aber stets mit einer augenzwinkernden Dreistigkeit.“
Als Jackson Mitte der 1990er-Jahre mit der Arbeit an seiner „Herr der Ringe“-Trilogie begann, war er trotz des Dramas „Heavenly Creatures“ und der Horrorkomödie „The Frighteners“ in erster Linie noch immer für das Subgenre des Splatsticks bekannt. Mit niedrig budgetierten Werken wie „Bad Taste“ und „Braindead“ hatte er sich einen gewissen Ruf erarbeitet. Kein Wunder also, dass der damals 39-Jährige Anfang 2000 nervös war angesichts der profilierten Schauspielerriege, die er in den kommenden Monaten in Szene setzen würde. Es war Ian Holm, der Jackson am ersten Drehtag beiseite nahm:
„Er sagte, dass er bei jedem Take etwas anderes probieren würde, ich mir dabei aber keine Sorgen machen sollte. Sollte er mir nach fünf oder sechs Takes noch immer nicht das gegeben haben sollen, wonach ich suche, sollte ich ihm ganz spezifische Anweisungen erteilen. Und genau das haben wir getan. Aber zu meinem Erstaunen waren seine unterschiedlichen Darbietungen allesamt wundervoll. Er hatte kaum Anweisungen gebraucht. Er gab uns eine atemberaubende Auswahl für den Schnitt.“
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Als Sir Ian Holm Peter Jackson bei „Der Hobbit“ einen Freundschaftsdienst erwies
Eine Dekade später suchte Jackson Holm in seiner Heimat London auf, wo er gemeinsam mit seiner Frau Fran Walsh sowie Ian und dessen Frau Sophie Holm zu Abend aß. Der Anlass war Jacksons „Hobbit“-Trilogie. Der Filmemacher hoffte, dass Holm seine Rolle als Bilbo Beutlin für die Eröffnungssequenz von „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ nochmal aufnehmen könnte. Holm schlug das Angebot schweren Herzens aus und eröffnete den Besuchern, dass bei ihm Parkinson diagnostiziert worden sei und er sich zudem keine Zeilen mehr merken könne. Gesundheitlich sei er in keiner Verfassung gewesen, für die Dreharbeiten nach Neuseeland zu fliegen. Daraufhin schlug ihm Peter Jackson vor, seine Szenen doch einfach in London zu drehen:
„Gegen Ende des Abendessens nickte er langsam und sagte, ‚Ja, ich denke, das könnte ich tun.‘ Aber ich wusste, dass er es nur aus Freundschaft zu mir tun wollte. Ich hielt seine Hand und dankte ihm mit Tränen in den Augen.“
Nach dem Abschluss der Dreharbeiten in Neuseeland flog Jackson wie versprochen mit einer möglichst kleinen Crew nach London, wo die Holms bereits auf sie warteten. Selbst Elijah Wood war über die nächsten vier Tage am Set mit von der Partie. Er und Ian Holm waren seit „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ gute Freunde.
„Ich hoffe, dass das Publikum im fertigen Film Ian Holm als Bilbo sieht. Aber was ich am Set erlebt habe, war ein wunderbarer Schauspieler, der seine letzte Vorstellung gab. Es war unglaublich mutig von ihm, das zu tun – und sehr emotional für all jene, die ihr beiwohnen konnten. Wir werden Ian Holm auf immer dankbar dafür sein. Während unserer gemeinsamen Zeit haben Fran und ich ihn so lieb gewonnen. Wir haben seine Gesellschaft sehr genossen.“
Er sehe es als Privileg an, dass er mit Sir Ian Holm arbeiten durfte. Allein ihn zu beobachten, habe ihn vieles gelehrt, so Jackson. Aber viel wichtiger sei es, ihn persönlich gekannt zu haben.
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