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Das meiste von „Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ haben wir schon mal besser gesehen (Film-Kritik)

Das meiste von „Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ haben wir schon mal besser gesehen (Film-Kritik)
© Warner Bros. Pictures

„Herr der Ringe“ und Anime - geht das zusammen? Der erste neue Kinofilm in Tolkiens Welt seit 10 Jahren, „Die Schlacht der Rohirrim“, versucht genau das. Ich wollte ihn gut finden. Meine Kritik.

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– Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autor*in wider und entspricht nicht notwendigerweise den Ansichten der gesamten kino.de-Redaktion –

Da ist er, der erste neue Mittelerde-Film seit 10 Jahren, und der erste Anime-Film in Tolkiens Welt. Warum auch nicht? Vor den Peter-Jackson-Filmen gab es verschiedene Versuche, Tolkiens Welt auf die Leinwand zu bringen, die gezeichnet waren. Der größte Entwurf darunter war Ralph Bakshis Verfilmung von 1978, die zunächst mit echten Menschen gedreht und dann übermalt wurde und jahrelang als einzige akzeptable Tolkien-Umsetzung galt (und von Peter Jackson in einigen Szenen zitiert wurde). Ich wollte mir „Die Schlacht der Rohirrim“ angucken wie mein 15-jähriges Ich, das gerade den „Herrn der Ringe“ gelesen und zu Tolkiens Grab gepilgert war, und nun staunend Mittelerde auf der Leinwand betrachtet. Doch das hat leider so nicht funktioniert.

„Die Schlacht der Rohirrim“ spielt rund 200 Jahre vor der Handlung des „Herrn der Ringe“ und erzählt die Geschichte von Hera, der Tochter Helm Hammerhands, des legendären Königs von Rohan – und wie nach einer Schlacht zwischen den Rohirrim und den Dunländern der Name „Helms Klamm“ entstand. Eine Geschichte, die auf weniger als vier Seiten in den Anhängen des „Herrn der Ringe“ erzählt wird, und die vom Story/Drehbuch-Team (darunter u.a. Philippa Boyens (alle „Herr der Ringe“/“Hobbit“-Filme) sowie Jeffrey Addiss und Will Matthews („Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“)) angepasst und um Nebenfiguren erweitert wurde.

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Die Musik zum Auftakt des Films verwendet gleich die großen Motive der Film-Trilogie – doch die Magie der Realfilme will sich auch nach einigen Dutzend Minuten nicht einstellen. Dabei ist nicht der Zeichenstil das Problem – magische Fantasy-Geschichten funktionieren ja auch bei den Studio-Ghibli-Filmen, es ist eine Form, an die man sich gewöhnen kann (wenn man  prinzipiell mit Anime nichts anfangen kann – dann macht lieber einen Bogen um den Film). Schwerwiegender ist, dass hier eine Originalgeschichte von Tolkien verfilmt wird, die kaum Bezüge zu dessen fantastischer Welt aufweist. Die Hintergrundwelt ist für die Handlung des Films nahezu austauschbar. Es ist eine episch angelegte Geschichte von royaler Erbfolge und Rache, von einer Prinzessin, die zur Heldin wird – scheint aber nur an wenigen Punkten wirklich mit dem Schicksal von Mittelerde verbunden. Und wenn, dann wird das überdeutlich gemacht: Wer noch nicht verstanden hat, um welchen Zauberer es am Ende geht, dem wird es wörtlich nochmal gesagt; es gibt eine Szene mit Orks, die nach einem Ring suchen; Miranda Otto als Erzählerin soll eine Brücke zu den Peter-Jackson-Filmen schlagen, und auch von Christopher Lee wird genau ein Satz für Saruman aus dem Archiv gezogen – und das reicht alles nicht aus, um ein magisches Tolkien-Gefühl zu entfachen.

„Mulan“ meets Studio Ghibli meets „Die zwei Türme“

Im besten Fall hätte „Schlacht der Rohirrim“ etwas werden können wie ein Studio-Ghibli-Film in Tolkiens Welt. Da gibt es ja durchaus Berührungspunkte: Die Zerstörung der Natur und die Verhandlung von Vergänglichkeit findet sich bei Tolkien wie bei Ghibli wieder. Auch die Reisen durch eine Welt voller Zauber, Verweise auf Mythen und Magie, eine Poesie. Leider erzählt dieser Film nichts davon – lässt nur etwas zusammenhanglos die typische Ghibli-Figur der Alten Frau auftauchen.

Von dem, was ich an Tolkien liebe, sagen wir: der Zauber seiner fantastischen Welt, Täuschung, das Ringen um Freundschaft, Epik, Poesie - davon ist in diesem Film nur sehr wenig enthalten. Bei der Serie „Die Ringe der Macht“ bereist man zumindest neue Regionen und neue Wunder von Mittelerde, es geht um Manipulation, Intrigen, Enthüllungen, es geht um etwas. Bei „Die Schlacht der Rohirrim“ bleibt davon höchstens eine Geschichte von Kühnheit und Rache übrig, eine Schlacht um Rohan und die Hornburg. Aber das hat „Die Zwei Türme“ eben schon viel besser erzählt, mit mehr Einsatz, Tragik und Größe.

Es bleibt unklar, an wen sich Regisseur Kenji Kamiyama („Blade Runner: Black Lotus“) mit „Die Schlacht der Rohirrim“ überhaupt richtet. Es hätte ja auch ein Young-Adult- oder Kinderfilm werden können, der ein junges Publikum für Tolkiens Welt begeistern soll – aber dafür ist er streckenweise zu brutal und schwer. Im besten Fall wäre es ein Film, der auch weibliche Identifikationsfiguren auf Mittelerde anbietet, die bei Tolkien wirklich keinen großen Raum hatten. Aber dafür bleibt die Hauptfigur Hera auch seltsam blass, sie ist unnötig sexualisiert gezeichnet, über weite Strecken ist sie kaum handelnde Person, es wird über sie entschieden, sie muss gerettet werden, für sie gekämpft. Eine Coming-of-Age-Geschichte einer Prinzessin oder Kriegerin, die sich ihren Platz in einer männerdominierten Welt erobert, wurde eben auch schon vielfach besser erzählt – von „Prinzessin Mononoke“ über „Mulan“ bis „House of the Dragon“. Da fügt „Die Schlacht der Rohirrim“ nichts hinzu.

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Hinzu kommt ein nachlässiges Plotwriting und fehlende Charakterzeichnung. An mehreren Stellen fragt man sich, warum die Figuren jetzt so handeln, oder warum nicht einfach ein Seil die Mauer der Hornburg heruntergelassen werden kann. Die Motivation des Bösewichts Wulf, die den ganzen Film tragen sollte, ist nicht schlüssig – und der Verweis auf toxische Männlichkeit zu dünn. Und es gibt nur eine einzige Figur, die eine Entwicklung durchmacht, die nicht von vornherein gut oder böse ist.

Fazit: „Die Schlacht der Rohirrim“ ist eine verpasste Chance

Startet man mit der Vorlage von Tolkien, kann man dem Film wahrscheinlich noch am meisten abgewinnen. Die dreieinhalb Seiten Geschichtsnotiz wurden vom Drehbuch-Team an einigen Stellen schlüssig ausgebaut, aus der namenlosen Tochter wurde eine handelnde Hauptfigur, hier und da wurden Bezüge zur Handlung des „Herrn der Ringe“ hergestellt. Doch am Ende bleiben die Figuren von „Die Schlacht der Rohirrim“ blass, die Handlung kommt einem bekannt vor – und schon mal besser gesehen.

Hätte man nicht auch einen richtig guten Film aus der Prämisse machen können? In Richtung: Wir machen einen westlichen Anime in Tolkiens Welt, so poetisch wie die Studio-Ghibli-Filme von Hayao Miyazaki, so lustig und weise wie „Avatar - Herr der Elemente“, so hart und berührend wie „Blue Eye Samurai“? Wir entwickeln aus der Rahmenhandlung von Tolkien eine eigenständige Story rund um eine vielschichtige weibliche Hauptfigur?

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Ich wollte „Die Schlacht der Rohirrim“ gut finden. Aber leider ist es kein guter Film. In der zweiten Hälfte gibt es eine kleine Handvoll überraschender und schöner Szenen, aber von den Elementen, die ich an Mittelerde liebe, steckt hier zu wenig drin. So wird dieser Anime nur eine Fußnote in der Geschichte der Tolkien-Verfilmungen bleiben, ein Hinweis auf eine verpasste Chance.

Mehr Meinungen? Hier hat meine Kollegin Eileen noch weitere Pressestimmen und Kritiken zur „Schlacht der Rohirrim“ zusammengetragen.

„Herr der Ringe“ oder „Star Wars“? Aus welchem Franchise stammen diese ikonischen Zitate?

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