FBW-Pressetext:
Winnetou, der Sohn des Apachenhäuptlings Intschu tschuna, will seinem Vater unbedingt beweisen, wieviel Verantwortung er übernehmen kann. Doch genau in der Nacht, in der Winnetou seine erste Wache hält, läuft ihm ausgerechnet der schlitzohrige Tom über den Weg und sorgt für mächtig Ärger zwischen Winnetou und seinem Vater. Und dann versucht auch noch der fiese Gangster Todd Crow, das Gold des Stammes zu ergaunern. Nun liegt es an Winnetou, seiner Schwester und Tom, den Stamm zu retten.
Ob Verfolgungsjagden zu Fuß und zu Pferd, eine witzig agierende Gaunerbande oder kleine Nachwuchsheld:innen, mit denen man mitfiebern und mitfühlen kann - mit DER JUNGE HÄUPTLING WINNETOU haben Regisseur Mike Marzuk und seine Co-Autorin Gesa Scheibner einen Abenteuerfilm geschaffen, der mit seiner märchenhaften Erzählung das kindliche Publikum gut unterhalten wird. Dabei steht im Zentrum der Handlung rund um den Apachenjungen Winnetou und den Waisenjungen Tom die Botschaft eines friedlichen Miteinanders. Denn die beiden Jungs sind zunächst nicht die besten Freunde. Doch das gemeinsame Abenteuer und das auf dem Weg Erlernte bringt die Beiden dazu, sich gegenseitig zu helfen und Freunde zu werden. Eine Botschaft, die aktueller und positiver nicht sein kann. Dazu ist die in den traditionellen Karl-May-Verfilmungen immer im Schatten stehende kleine Schwester von Winnetou, Nscho-tschi, den Jungs in Mut und Gewitztheit mindestens ebenbürtig. Mit Mika Ullritz, Milo Haaf und Lola Linnea Padotzke ist das Kinder-Trio perfekt besetzt, auch aufgrund des sehr natürlichen Spiels. Einen besonderen Spaß macht Anatole Taubman, der den Gangster Todd Crow so überdreht darstellt, dass die Kinder eine helle Freude an seinem Spiel haben werden. Und die herrlichen Landschaftsaufnahmen und die stimmungsvolle Musik sind wie eine Einladung in das märchenhafte Reich eines literarischen Mythos.
FBW-Jury-Begründung:
Nach Sichtung des Films zeigte sich in der sehr langen Diskussion, dass in der Gesamtbewertung des Films die Jury absolut gespalten war - zwischen vehementer Ablehnung einerseits und großer Zustimmung andererseits. Dies zeigt sich dann auch in der Abstimmung für oder gegen die Erteilung eines Prädikates.
Auf der einen Seite fanden sich Jury-Mitglieder, die sich in erster Linie gegen die inhaltliche sowie die filmisch gestalterische Form aussprachen. Nach ihrer Meinung ist es in unserer Zeit nicht mehr zulässig, einen Film und im Besonderen einen Kinder- und Jugendfilm im Geist der mythisch aufgeladenen und sehr klischeehaft darstellenden Karl May-„Folklore“ zu realisieren. So sei dieser Film ein kitschiges rückwärtsgewandtes Theaterstück, das nichts mit der Realität zu tun habe. Karl Mays literarische Idylle im Herkunftsland der indigenen Völker Nordamerikas sei, so die Aussage der Jury-Mitglieder, eine Lüge, welche den Genozid an den Ureinwohnern Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weißen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes vollkommen ausblenden würde. Die im Film gewählte Ausstattung, die Darstellung der indigenen Menschen, die musikalische Untermalung und der Inszenierungsstil würden sich den verkitschten Karl May-Filmen der 1960er Jahre anpassen.
Eine Mehrheit der Jury kam jedoch zu einer ganz anderen Bewertung des Films: Es sei allseits bekannt, dass Karl May seine Erzählungen im von ihm so genannten „Indianerland“ und auch im „Orient“ aus seiner Fantasie geschrieben habe und selbst nie vor Ort der von ihm erdachten Abenteuer gewesen sei. Man könne ihn daher ruhigen Gewissens als „Märchenonkel“ bezeichnen. Und auch die Verfilmungen seiner bekanntesten Romane in den 1960er Jahren waren Märchen, welche die Welt der indigenen Völker im absolut klischeehaften Bild darstellten. Dies in einen Kinderfilm von heute märchenhaft und mit liebevollen Zitaten zu diesen Filmen einzubringen, sei, so die Jury-Mitglieder, durchaus legitim. So wurden die bekannten Figuren von Old Shatterhand, von Winnetou und seiner Schwester Nscho-tschi auf die Charaktere vom jungen Häuptling Winnetou, seiner noch kleinen Schwester und dem Waisenjungen Tom, der schließlich zum Freund der Apachen werden sollte, stimmig von der Erwachsenebene auf die Kinderebene übertragen. Dies beweist die gute Qualität des Drehbuchs mit den ebenso stimmigen und kindgerechten Dialogpartien. Als ebenso filmische Zitate aus den früheren Karl May-Filmen sehen wir Todd Crow und seine Bande, die skrupellos auf die Landnahme des Apachen-Gebietes und ihr Gold aus sind. Und sogar die Komik-Figur schlechthin aus diesen Filmen, Sam Hawkens, wurde schon im kindlichen Alter bereits mit seinem berühmten „wenn ich mich nicht irre- hi,hi,hi“ eingeführt. Ein Lob verdient das Casting. Die Auswahl der jungen Protagonisten und ihr Spiel unter der sicheren Führung der Regie ist gelungen. Mehmet Kurtulus als Intschu tschuna und Tim Oliver Schultz als Nagi-Nita können in ihren Rollen glänzen. Dass Anatole Taubman als Todd Crow das Böse in seiner Figur durch einige „Macken“ bricht, wird einem Kinderpublikum ebenso gerecht wie auch die Charakterisierung seiner etwas „beschränkten“ Bandenmitglieder, was im Übrigen auch für Helmfried von Lüttichau als Sheriff Watson gilt. Es ist sicher kein Zufall, dass die Gestalt von Nscho-tschi einen größeren Umfang im Gesamtspiel einnimmt und die Schamanin der Apachen eben eine Frau ist. Im Zeichen von Gleichberechtigung sieht die Jury dies als wichtige dramaturgische Veränderungen. Hildegard Schmahl kann die Gestalt der Stammeshüterin der Apachen wunderbar erfüllen und sie gibt auch dem kleinen Winnetou, der unter der ständigen Kritik seines Vaters und seinen Selbstzweifeln leidet, die schöne Botschaft: „Folge deinem Herzen“. Dies ist eine der Botschaften, der man auch weitere wie „Frieden zwischen Menschen, egal welcher Herkunft“ und „Waffen sind keine Lösung“ hinzufügen kann. Dass sich die musikalische Begleitung des Märchenspiels den Original-Filmen anpasst, versteht die Jury ebenfalls als Zitat. Ein Lob verdient das Szenenbild mit der liebevollen Ausstattung, was die Anlage des Indianerdorfes und auch die Kostüme anbelangt. In das Gesamtlob wird auch die Kameraführung von Alexander Fischerkoesen miteinbezogen. Insgesamt sieht die Mehrheit der Jury DER JUNGE HÄUPTLING WINNETOU als gelungenen Kinderfilm, der einem großen Familienpublikum sicher viel Freude bereit wird.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
Vor langer Zeit im wilden Westen Amerikas lebte Winnetou, der Sohn eines Apachen-Häuptlings mit seiner Schwester Nscho-tschi und seinem Stamm. Winnetou will seinen Vater beeindrucken und übernimmt darum mit einer List die Nachtwache. In dieser Nacht will Tom Silver, ein junger Bandit, ein Pferd klauen. Winnetou will den Dieb auf eigene Faust überführen, dabei geschieht ein großes Unglück: Das Vorratszelt brennt ab, das ist besonders schlimm, da dieses Jahr die Büffel ausgeblieben sind. Zusammen mit dem jungen Banditen macht sich Winnetou auf den Weg, die Büffel zu finden. Währenddessen wächst ihre Freundschaft. Werden sie sich behaupten? Wir fanden den Film abwechslungsreich und spannend, da es viele Wendungen und überraschende Momente gab. Besonders wichtig in der Handlung waren die Freundschaft und das Vertrauen zwischen Tom und Winnetou. Der Film wurde in einer sehr besonderen Umgebung gedreht, die gut zu dem Western-Genre passt, das hat uns sehr gut gefallen. Die Aufnahmen waren aus vielen Perspektiven und wurden auch in Slow Motion gedreht. Die Drohnenaufnahmen aus der Vogelperspektive waren auch sehr beeindruckend. Wenn man die alten Filme kennt, ist es spannend zu sehen, wie Winnetou als Kind war. Winnetou hat sich während des Filmes sehr zum Guten geändert. Am Anfang war er egoistisch, hat nur an sich gedacht und hat die anderen im Stich gelassen. Zum Schluss hat er sich für seine Freunde und den Stamm eingesetzt. Aber einige von uns fanden, dass der Film an manchen Stellen zu detailreich war. Die Aussage vom Film war: „Urteile nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen.“ Indianersprichwort. Wir empfehlen den Film ab 7 oder 8 bis 99. Allerdings muss man darauf achten, dass die Kinder gut still sitzen können, da der Film recht lang ist.
abenteuerlich: 4,5 Sterne
spannend: 4 Sterne
familienfreundlich: 4 Sterne
gefühlvoll: 4 Sterne
überraschend: 3,5 Sterne
Gesamtbewertung: 4,5 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)