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Der junge Karl Marx: 1983: Der 26-jährige Karl Marx (August Diehl) arbeitet als Journalist bei der Rheinische Zeitung. Als er Kritik an der Obrigkeit und den ausbeuterischen Lebensumständen der Arbeiterschicht übt, wird er des Landes verwiesen. Zusammen mit seiner Frau Jenny (Vicky Krieps) wandert er nach Frankreich aus, wo er bald die Bekannschaft von Friedrich Engels (Stefan Konarske) macht. Das Söhnchen aus der feinen Oberschicht ist...

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Handlung und Hintergrund

1883: Der 26-jährige Karl Marx (August Diehl) arbeitet als Journalist bei der Rheinische Zeitung. Als er Kritik an der Obrigkeit und den ausbeuterischen Lebensumständen der Arbeiterschicht übt, wird er des Landes verwiesen. Zusammen mit seiner Frau Jenny (Vicky Krieps) wandert er nach Frankreich aus, wo er bald die Bekannschaft von Friedrich Engels (Stefan Konarske) macht. Das Söhnchen aus der feinen Oberschicht ist Marx auf den ersten Blick suspekt. Doch das ändert sich, als er erfährt, dass Engels ähnliche Ideal wie er vertritt. Engels ist nämlich in die Aktivistin einer englischen Arbeiterbewegung Mary Burns (Hannah Steele) verliebt und hat selbst eine Schrift über das Elend des englischen Proletariats verfasst. Marx und Engels werden bald zu Brüdern im Geiste, die die aktuellen Missstände und Machtverhältnisse in einer theoretischen Schrift analysieren wollen. Doch das Gedankengut, das sie zusammen entwickeln, hat so eine explosive revolutionäre Kraft, dass sie bald die Behörde auf sich aufmerksam machen. Neben Polizeischikanen, Hausdurchsuchungen und Zensur müssen die beiden mit Feinden in den eigenen Reihen der Linken kämpfen. Erst nach zahlreichen persönlichen Opfern schaffen sie es, eine utopische Vision für eine gerechtere Gesellschaft zu entwickeln. Die Idee ist die Welt gebracht, doch der Kampf geht weiter.

Der junge Karl Marx – Hintergründe

Das historische Drama stammt vom gebürtigen Haitianer Raoul Peck, der für seine Filme mit politischer Botschaft wie „I Am Not Your Negro“ und „Als das Morden begann“ bekannt ist. In seinem neuesten Werk verschlägt es ihn ins Europa des 20. Jahrhunderts, als die industrielle Revolution und damit auch das menschliche Elend auf dem Höhepunkt waren. Dabei stellt er mit Karl Marx und Friedrich Engels zwei der wichtigsten Denker unserer Zeit ins Zentrum, die mit ihren Schriften das nächste Jahrhundert und darüber hinaus geprägt haben. Statt gesetzte Philosophen in der Denkerstube, sehen wir Marx und Engels als stürmische Dandys, die den Status quo hinterfragen und mit jugendlichem Übermut das politische Establishment aufmischen. Dabei stellt Raoul Peck vor allem die komplexe Beziehung zwischen Marx und Engels ins Zentrum, die nicht ohne Spannungen war. Der internationale Cast besteht unter anderem aus dem Deutschen August Diehl („Allied„), der Britin Hannah Steele („The Nightmanager“) oder der Luxemburgerin Vicky Krieps („Colonia Dignidad“).

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Raoul Peck
Produzent
  • Nicolas Blanc,
  • Robert Guédiguian,
  • Rémi Grellety
Darsteller
  • August Diehl,
  • Stefan Konarske,
  • Vicky Krieps,
  • Olivier Gourmet,
  • Hannah Steele,
  • Alexander Scheer,
  • Hans-Uwe Bauer,
  • Michael Brandner,
  • Ivan Franek,
  • Peter Benedict,
  • Marie Meinzenbach,
  • Niels-Bruno Schmidt
Drehbuch
  • Raoul Peck,
  • Pascal Bonitzer
Musik
  • Alexei Aigi
Kamera
  • Kolja Brandt
Schnitt
  • Frédérique Broos
Casting
  • Sylvie Brocheré,
  • Kristin Diehle

Kritikerrezensionen

    1. Paris im Jahre 1844: Karl Marx lebt dort mit seiner Frau Jenny im Exil. Sie können sich finanziell kaum über Wasser halten und es herrscht eine allgemeine Umbruchstimmung, denn wir befinden uns mitten in der Industriellen Revolution. In dieser schwierigen Situation trifft Marx auf den gleichaltrigen Friedrich Engels, den reichen Sohn eines Fabrikbesitzers, der gerade eine Studie über die Verelendung der englischen Arbeiter veröffentlich hat. Nach Marx‘ anfänglicher Verachtung entwickelt sich zwischen den Gleichgesinnten eine tiefe Freundschaft. Die beiden inspirieren sich gegenseitig und wollen mit ihren philosophischen Gedanken und sozialpolitischen Überzeugungen die Welt revolutionieren. Engels schlägt sich immer mehr auf die Seite der Proletarier und bekennt sich schließlich zu seiner Liebe zu Mary Burns, einer Aufständischen. Inspiriert von ihren beiden klugen und eigenständigen Frauen Jenny und Mary verfassen Marx und Engels Schriften, die schon bald als Grundlage für das Gründungsdokument des Bundes der Kommunisten dienen sollen: das Kommunistische Manifest. DER JUNGE KARL MARX zieht den Zuschauer von Anfang an in seinen Bann. Regisseur Raoul Peck zeichnet ein detailgetreues und realistisches Bild dieses Umbruchs, vor dessen Hintergrund Marx und Engels mit ihren visionären Forderungen eine neue Gesellschaftsordnung propagieren. Ausführlich und zeitgemäß werden nicht nur die Schaffensjahre der Hauptfiguren dieser Zeit gezeigt, sondern auch die besondere Freundschaft zwischen den jungen, visionären Männern. So gelingt es dem Film, dem eher introvertierten Marx ein ausdruckstarkes Gesicht zu geben. Neben der authentisch wirkenden Szenerie verleihen die SchauspielerInnen dem Film seine realistisch anmutende Gestalt: August Diehl überzeugt auf voller Linie als analytischer Visionär Marx, ebenso gelingt es Stefan Konarske, Engels‘ Figur gebührend auszufüllen. Unglaublich mitreißend spielt Vicky Krieps die Rolle der Jenny Marx. DER JUNGE KARL MARX führt den Zuschauer kurzweilig und ohne bedrückende Schwere durch ein bedeutendes Stück deutscher Zeitgeschichte. Er vergegenwärtigt die Brillanz der 200 Jahre alten sozialgesellschaftlichen Analysen und macht gerade auch vor dem Hintergrund der neuen Entwicklungen die große Aktualität der Thesen und Theorien deutlich. Ein Film, der nicht nur im Geschichtsunterricht nicht fehlen sollte.

      Jurybegründung:

      Einer der bekanntesten Sätze von Karl Marx fiel ihm leicht beschwipst bei einem Spaziergang mit Friedrich Engels ein. Ob das historisch so verbürgt ist, kann bezweifelt werden, aber es ist eine schöne Szene in Raoul Pecks DER JUNGE KARL MARX, in der die beiden wichtigsten Qualitäten des Spielfilms zusammenkommen. Zum einen ist der Film eine klassisch erzählte Biografie, in der die Geschichte der Freundschaft dieser beiden so unterschiedlichen Männer erzählt wird, und in dem Marx sowohl buchstäblich wie auch im übertragenen Sinne ohne seinen „Rauschebart“ gezeigt wird: als ein brillanter junger Mann, der sich in diesen Jahren immer mehr vom Philosophen in einem politischen Kämpfer verwandelte. Zum anderen wird der Film aber auch seinen Ideen und Werken gerecht, indem er klar, doch ohne dabei zu vereinfachen, zeigt, wie Marx und Engels in den vier Jahren vor 1848 zuerst jeder für sich und dann gemeinsam ihr Frühwerk bis hin zum Kommunistischen Manifest entwickelten, wie sie die politischen Zustände sahen und analysierten und gegen welche Widerstände sie ihre Positionen verteidigen mussten. Engels ist als Fabrikantensohn, der im Betrieb seines Vaters als Prokurist arbeitet und so zu der Klasse gehört, die er bekämpft, in einer extrem widersprüchlichen Situation und Marx lebt ständig in prekären Verhältnissen, kann sich und seine Familie mit seinen Schriften kaum ernähren und muss immer wieder fliehen, weil er von den Obrigkeiten verfolgt wird. Der Film zeigt, wie Marx führende fortschrittliche Denker und Politiker seiner Zeit wie Proudhon, Weitling und Bakunin trifft, sich mit ihnen auseinandersetzt und in diesem Prozess zu seinen eigenen Theorien und Visionen findet. Und er zeigt ohne jede Sozialromantik, in welchem Maße die Arbeiter und Mittellosen jener Zeit ausgebeutet und unterdrückt wurden. Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle großartig besetzt und neben August Diehl in der Titelrolle sowie Stefan Konarske als Friedrich Engels muss auch Vicky Krieps in der Rolle von Jenny Marx genannt werden, denn durch ihre Darstellung wird deutlich, dass Marx eine willensstarke und ihm intellektuell ebenbürtige Frau hinter sich hatte. Raoul Peck inszeniert in all diesen Registern stilsicher und umschifft auch souverän die bei historischen Filmen immer drohenden Untiefen, dass Ausstattung und Kostüme entweder zu sauber oder zu museal wirken. Und mit dem Epilog hat er ein sehr effektives Mittel gefunden, um den Zuschauer aus der Perspektive eines historischen Films, in dem von längst Vergangenem erzählt wird, herauszuschleudern. Zum plötzlich und laut ansetzenden „Like a Rolling Stone“ von Bob Dylan zeigt Peck eine Kollage von ikonografischen Bildern von den sozialen Kämpfen und sozialistischen Fehlentwicklungen rund um den Erdball zwischen der Revolution von 1848 und heute. So macht der Film deutlich, dass die Ideen von Marx und Engels immer noch relevant sind.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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