Disney – das sind knallbunte Farben, Figuren, die dem Kindchen-Schema folgend riesige Augen haben und lustige Lieder, die alt und jung zum Singen bringen. Doch Disney widmet sich auch den dunklen Seiten des Lebens und so quietschbunt wie Fröhlichkeit dargestellt wird, erscheinen Tod, Trauer und Verzweiflung besonders düster. Erwachsene sind an solche Tonwechsel vielleicht eher gewöhnt – wobei wir zugeben müssen, dass uns Disneys dunkle Seiten auch heute noch ganz schön mitnehmen. Bei Kindern sieht die Sache aber etwas anders aus – das gewaltsame Dahinscheiden eines Elternteils bedient hier gewissermaßen eine Urangst – und so kann man wohl einigen Disney-Filmen eine recht traumatisierende Wirkung bescheinigen (wie selbst Studien belegen). Wollt ihr euch also in die Kindheit (nicht unbedingt im positiven Sinne) zurückversetzen lassen, haben wir hier für euch eine Reihe besonders schlimmer Disney-Tode zusammengestellt.
„Bambi“ (1942)
Fangen wir mit einem Klassiker an. „Bambi“ hat inzwischen schon einige Jährchen auf dem Buckel, der Tod von Bambis Mutter ist aber noch genauso verstörend wie eh und je. Denken wir nur daran, wie die Szene beginnt: Bambi und seine Mutter finden auf einer weiten Schneefläche das erste Frühlings-Gras. Während die Musik im Hintergrund unheimlich anschwillt, horcht die Mutter auf und sie ruft ihrem Kleinen zu, so schnell es nur kann ins Dickicht zu rennen: „Schneller, schneller, Bambi!“ Donnernd fällt ein Schuss und wir können uns denken, was passiert ist. Bambis Ausruf: „Ich habe es geschafft, Mama“ rührt deshalb unvermeidlich zu Tränen. Damit ist diese ungeschönte Darstellung des Verlusts eines Elternteils sozusagen die Urform traumatisierender Disney-Tode.
„Findet Nemo“ (2003)
Und wo wir gerade beim Tod eines Elternteils sind: Natürlich handelt es sich hier um einen wiederkehrenden Verlust. So ist es auch dem kleinen Clown-Fisch Nemo nicht vergönnt, eine ruhige Kindheit mit beiden Eltern zu genießen. Erneut ist es die Mutter, welche viel zu früh das Zeitliche segnet. Als Nemos Eltern in ihr kleines Korallenriff einziehen, könnte man meinen, dass ihnen eine glückliche Zukunft bevorsteht. Aber nein: Ein hungriger Barrakuda frisst sowohl Nemos Mutter, als auch alle seine ungeborenen Geschwister. Wie schon in Bambi geschieht der Tod jenseits des Bildschirms, doch die Trauer und Verzweiflung von Nemos Vater spricht Bände.
„König der Löwen“ (1994)
In diesem Fall hat der kleine Simba (zunächst) alles: Zwei liebenswürdige Eltern, die sich bester Gesundheit erfreuen, eine gute Freundin, mit der er den ganzen Tag spielen kann und das Privileg, der Prinz der Savanne zu sein. Aber es wäre nicht „König der Löwen“, würde Simbas Vater Mufasa nicht auf grausame Weise zu Tode getrampelt. Und als wäre das noch nicht genug, findet der kleine Simba seinen Vater leblos auf dem Boden liegend vor und Disney zeigt uns in quälender Länge, wie er versucht, ihn aufzuwecken, wie er ihn anstupst, sogar ins Ohr beißt, „Papa, wir müssen nach Hause“ flüstert, nach Hilfe ruft und sich schließlich weinend unter die Tatze des großen Löwens legt. Oben drauf gibt es noch herzzerreißende Geigen-Musik und so kann man einfach nicht anders, als still ein paar Tränen zu weinen. Wenn man sich jetzt auch noch vorstellt, dass Kinder öfters einmal die Angst hegen, ihre Eltern könnten frühzeitig sterben, so ist klar, wieso dieser Tod traumatisierendes Potenzial hat. Auch in der Neuverfilmung von 2019 ist diese Szene von besondere Tragweite. Im Interview haben wir Regisseur Jon Favreau und Komponist Hans Zimmer sogar explizit auf diese Szene angefragen.
„Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ (2007)
Hier handelt es sich zwar nicht mehr nur um einen Kinder-, sondern eher um einen Familienfilm, aus dem hause Disney kommt er aber allemal. Und auch hier zeigt sich, dass Disney gerne mal tief in die Kiste grausamer Tode greift. So wird gleich am Anfang des Films eine ganze Reihe „Piraten“ erhängt und hierbei handelt es sich nicht nur um bärtige Männer mit Augenklappen. Ganz im Gegenteil: Männer wie Frauen wird der Strick um den Hals gelegt und sogar ein kleiner Junge wird nicht verschont. Zunächst denkt man, er könnte vielleicht noch mit dem Leben davon kommen, doch je länger die Szene dauert und je schöner die zum Tode Verurteilten gemeinsam singen, desto klarer wird, dass dies nicht der Fall ist. Das Lied findet ein jähes Ende, als der Scharfrichter die Falltüren öffnet und damit das Ableben der Gefangenen besiegelt.
„Der Glöckner von Notre Dame“ (1996)
Wer jetzt meint, dass er vom Tode liebenswürdiger Kinder-, Mutter- und Vaterfiguren genug hat, dem sei gesagt, dass wir uns jetzt einer anderen Sorte traumatisierender Tode widmen: Jene der Bösewichte. Auch wenn wir um ihr Dahinscheiden weniger trauern, sind einige von ihnen nichtsdestotrotz nicht minder verstörend. „Der Glöckner von Notre Dame“ ist so ein Beispiel. Zugegeben: Der Film basiert auf einer Geschichte des französischen Schriftstellers Victor Hugo, gegen die Disneys Version scheint, wie ein reines Zuckerschlecken. Das will etwas heißen, denn das Leben des Bösewichts Claude Frollo wird auf recht verstörende Weise beendet. Frollo jagt Quasimodo und Esmeralda durch den Feuersturm der brennenden „Notre Dame“-Kathedrale und krallt sich schließlich an eine Steinfigur, um nicht in das untern ihm tobende Feuer zu stürzen. Doch da erwacht die Figur plötzlich zum Leben: Die Augen glühen in gruseligem Rot und Frollo stürzt in die Tiefe und damit in den gewissen Tod. Kindern vor den Kino- und Fernsehbildschirmen dürfte sich diese Szene nicht zuletzt wegen der unheimlichen musikalischen Untermalung unangenehm eingeprägt haben.
„Das große Krabbeln“ (1998)
Dieser Animationsfilm handelt unter anderem von einer Kolonie Ameisen, die vom bösartigen Grashüpfer Hopper (im Original gesprochen von Kevin Spacey; in der deutschen Synchronfassung nicht weniger prominent mit der Stimme von Rufus Beck besetzt) und seiner Bande terrorisiert wird. Hopper hat aber einen Schwachpunkt und das ist seine panische Angst vor Vögeln. Mit dem Bau einer Vogel-Attrappe soll das Hopper-Problem gelöst werden, die Sache fliegt jedoch auf und der Held Flick scheint mit seinem Leben büßen zu müssen. Im letzten Moment gelingt es ihm aber, seinen Erzfeind Hopper in ein Vogelnest zu locken, wo dieser dann von dessen Bewohnern gefressen wird. Dies ist eine besonders grausame Art, sich des Bösewichts zu entledigen, nicht allein, weil dieser mit seinem Leben zahlen muss, sondern auch, weil ihn das Schicksal ereilt, vor dem er sich am meisten gefürchtet hat. Dazu kommen noch seine angsterfüllten Hilfeschreie. Ein Vogel-Trauma ist hier vorprogrammiert, auch weil die gruselige Szene auf merkwürdige Weise drei niedliche Kücken einbindet, die die Sache nicht besser, sondern schlimmer machen.
„Tarzan“ (1999)
Ein Jahr nach Hoppers traumatisierendem Ende wurde Kindern weltweit ein weiterer, grauenvoller Tod vor Augen geführt. Bei „Tarzan“ denkt man vielleicht zunächst an die familienfreundlichen Ohrwürmer von Phil Collins. Einige von euch erinnern sich jedoch vielleicht noch daran, dass den Wilderer Clayton ein ganz besonders grausames Schicksal ereilt. Zugegeben: Er fängt liebenswürdige Gorillas, hintergeht seine Bande und ist auch sonst ein sehr unangenehmer Zeitgenosse. Trotzdem ist sein Tod sehr verstörend: Im Showdown des Films jagt er Tarzan durch den Urwald und versucht, ihn mit seiner Machete zu erwischen. Die Szene ist dunkel und gruselig: Clayton verheddert sich im Dickicht und beginnt, mit seiner Machete wild um sich zu schlagen, eine Schlinge legt sich um seinen Hals und gleichzeitig stürzt er in die Tiefe, was sein Todesurteil bedeutet. Clayton erhängt sich selbst und sein lebloser Körper ist als dunkler Schatten im Licht der aufzuckenden Blitze zu sehen. Für einen Kinderfilm ist das schon ziemlich hart.
„Arielle – Die Meerjungfrau“ (1989)
Auch Ursulas Leben findet in Arielle ein grausames Ende, das wohl viele Kinder zum Wimmern gebracht hat (und es wahrscheinlich heute noch tut). Bösewichte in Disney-Filmen müssen eigentlich immer sterben, doch sind ihre Tode nicht jedes mal so beunruhigend wie Ursulas. Um seine Arielle vor der bösen Hexe zu beschützen, rammt Prinz Eric kurzerhand sein gesamtes Schiff in ihren Körper (Ursula ist in dieser Szene übrigens überlebensgroß). Als wäre es nicht genug, dass sie aufgespießt wird, kann man erkennen, wie die Spitze des Bugs aus ihrem Rücken ragt! Solche Bilder erwartet man in einem Horror-Film, aber nicht unbedingt in einer Geschichte über den Liebeskummer einer Meerjungfrau. Das Verstörungspotenzial ist auch hier recht hoch.
„Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ (2007)
Wer dachte, dass es mit einem erhängten Kind in „Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ getan war, der irrt sich leider. Im dritten Teil der erfolgreichen „Fluch der Karibik“-Reihe ist nämlich auch der monsterhafte Bösewicht Davy Jones (gespielt von Bill Nighy) mit von der Partie. Kennzeichen sind seine Tentakel, die er in diesem Film für einen ganz besonders traumatisierenden Tod einsetzt. Nicht nur wird hier jemand einfach so ums Leben gebracht, dies geschieht auch noch, indem Davy Jones dem Mann seine Tentakel in Mund, Nase, Augen, Ohren und überhaupt in den ganzen Kopf steckt. Dieser Tod hat es in Nahaufnahme in den fertigen Film geschafft und dürfte vielen unwissenden Kindern den Schlaf geraubt haben.