Während ein gewaltiger Sandsturm die Notevakuierung der NASA-Basisstation auf dem Mars erfordert, wird der Botaniker Mark Watney fortgerissen und man glaubt, er sei ums Leben gekommen. Und doch hat Watney überlebt. Nach und nach beginnt er sich auf der Station einzuleben, seine Vorräte aufzuteilen und sich auf die Jahre einzustellen, die es dauern könnte, bis wieder eine bemannte Mission zum Mars geschickt wird. Und bald schon wird sein Überlebenswille zu einer Botschaft an den Heimatplaneten. Ridley Scotts neuer Film DER MARSIANER - RETTET MARK WATNEY ist die perfekte filmische Symbiose aus Wissenschaft und Fiktion. Und er könnte im Jahr 2015, kurz nach der Entdeckung von Wasser auf dem Mars, aktueller nicht sein. Denn Mark Watney übernimmt auf diesem Planeten die Rolle eines Pioniers, der lernen muss, diesen für Menschen nutzbar und lebenswert zu gestalten. Die Dramaturgie ist so aufgebaut, dass der Zuschauer die Probleme Watneys mitverfolgen kann. Es wird nichts geschönt, aber auch nichts unnötig aufgebauscht oder dramatisiert. Dazu passt der erfrischend unaufdringliche und doch perfekt abgestimmte Soundtrack. Ein Tape mit 70er-Jahre-Hits ist der stete Begleiter von Mark und unterstreicht mit Songs wie „I will survive“ die klare Pioniersbotschaft des einsamen Helden. Matt Damons Leistung als Mark Watney ist phänomenal. Weite Strecken des Films trägt er die Handlung alleine. Das Videotagebuch wendet sich an seine Zuhörer in der NASA, aber auch der Zuschauer wird hautnah mit der Situation konfrontiert. Die anfängliche Angst stellt Damon dabei ebenso eindrücklich dar wie die stoische und souveräne Ruhe, die danach sein Handeln dominiert. Auch der restliche Cast ist mit Jessica Chastain, Kate Mara, Kristen Wiig, Jeff Daniels und Sean Bean exzellent besetzt. Beeindruckend auch die Bilder, die die Tiefe und unendliche Weite des Universums einfangen und den einzelnen Menschen auf seiner Station wie ein Staubkorn wirken lassen. Ridley Scotts DER MARSIANER - RETTET MARK WATNEY ist ein überwältigendes Kinoerlebnis für die große Leinwand. Ein Weltraumabenteuer, das neue Dimensionen eröffnet.
Jurybegründung:
Einerseits ist DER MARSIANER - RETTET MARK WATNEY Science-Fiction im eigentlichen Sinne des Wortes. Die Erzählung basiert auf der ein paar Jahre weitergedachten aber grundsätzlich heutigen Wissenschaft und Technologie, und diese wird im Film so realistisch und plausibel präsentiert, dass sie sehr glaubwürdig wirkt. Zum anderen ist dies eine typische Robinsonade und darauf wird augenzwinkernd im Film selber hingewiesen, wenn der Held Mark Watney von sich behauptet, dass auf seine Situation das internationale Seerecht angewandt werden sollte. Gestrandet ist er allerdings auf dem Mars, als eine NASA-Mission auf dem Planeten wegen eines Sandsturms abgebrochen werden musste und er zurückgelassen wurde, weil alle glaubten, er wäre tot. Doch nachdem er sich selber medizinisch versorgt hat, nutzt er sein wissenschaftliches Wissen, um zu überleben und schließlich seine Rückkehr zu bewerkstelligen. Als Botaniker gelingt es ihm, mit der Kloake der Raumfahrer und mit aus einem chemischen Verfahren gewonnenen Wasser Kartoffeln heranzuziehen, wodurch seine Nahrungsreserven erheblich vergrößert werden. Mit dem gleichen Wissen, Einfallsreichtum und Überlebenswillen löst er auch jedes lebensbedrohliche Problem und mit der alten Sonde „Pathfinder“, die er in einer Wüstenlandschaft findet und wieder instand setzen kann, gelingt es ihm schließlich, Kontakt zur Erde aufzunehmen. Wie er auf diese Lösungen kommt, und wie er mit viel Galgenhumor die Angst und die Isolation überwindet, macht Scott mit einem einfachen und sehr effektiven Trick deutlich, denn er lässt Watney ein Videologbuch führen.
Matt Damon wirkt in dieser Rolle so intelligent, stoisch und bodenständig, dass Scott auf jede heroische Überhöhung, etwa durch eine Filmmusik voller Pathos, verzichten kann. Als auf der Erde und auf dem Raumschiff, das sich noch auf dem Heimflug befindet, bekannt wird, dass Watney noch lebt, werden verschiedene Rettungsaktionen geplant und ausgeführt, von denen eine katastrophal misslingt. Regisseur Ridley Scott beschreibt auch, wie Techniker und Wissenschaftler die Probleme auf oft verblüffenden Wegen lösen und wie Konflikte innerhalb der NASA entstehen und wie sie schließlich durch Computer-Spezialisten und die Raumfahrer im All gelöst werden. DER MARSIANER - RETTET MARK WATNEY ist ein optimistischer Film, in dem der Erfindungsreichtum der Menschen gefeiert wird. Für die NASA dürfte er wie eine große PR-Aktion wirken, aber Scott stilisiert dies nicht als einen weiteren Triumpf des amerikanischen Pioniergeistes, sondern propagiert stattdessen mit einer schönen Pointe für die Völkerverständigung. Weil die NASA nach einem Fehlstart keine einsatzbereite Trägerrakete mehr hat (was an die Einstellung des Space Shuttle-Programms erinnert), offenbaren die Chinesen ihr geheimes Raumfahrtprogramm und helfen mit ihrer Rakete aus.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)