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Les neiges du Kilimandjaro: Drama aus dem Marseiller Arbeitermilieu von Robert Guediguian.

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Handlung und Hintergrund

Sie sind ein Paar wie aus dem Bilderbuch und seit 30 Jahren verheiratet, der engagierte Gewerkschafter Michel und seine Frau. Gemeinsam mit Kindern, Enkeln und eingebettet in einen großen Freundeskreis führen sie ein beschauliches Leben. Als ihnen bei einem Überfall die Ersparnisse gestohlen werden und sich einer der Täter als früherer Kollege Michels entpuppt, stehen sie erst unter Schock und kümmern sich dann doch liebevoll um die zwei jüngeren Brüder des Inhaftierten.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Robert Guédiguian
Darsteller
  • Ariane Ascaride,
  • Jean-Pierre Darroussin,
  • Gérard Meylan,
  • Marilyne Canto,
  • Grégoire Leprince-Ringuet,
  • Anaïs Demoustier,
  • Adrien Jolivet,
  • Robinson Stévenin,
  • Karole Rocher,
  • Julie-Marie Parmentier,
  • Pierre Niney,
  • Yann Loubatiere,
  • Jean-Baptiste Fonck,
  • Emilie Piponnier,
  • Raphaël Hirot,
  • Anthony Decadi,
  • Frédérique Bonnal
Drehbuch
  • Robert Guédiguian,
  • Jean-Louis Milesi
Kamera
  • Pierre Milon
Schnitt
  • Bernard Sasia

Kritikerrezensionen

    1. Er hat sich selbst gelost. Er hätte es nicht tun müssen, als Gewerkschaftsfunktionär, aber nun hat er sich gezogen, nun ist er einer der 20, die entlassen werden. Ein weiterer Hafenarbeiter, der den schleichenden Niedergang von Marseilles einst blühendem Umschlagplatz und Arbeitgeber, dem Hafen, markiert. Immerhin ist Michel etwas älter, hat sich einiges erarbeitet, steht kurz vor der Rente und kann von der Entschädigungszahlung leben; zumal seine Frau Marie-Claire noch etwas dazuverdient als Altenpflegerin. Jetzt hat er Zeit, sich um die Enkel zu kümmern, und für den Sohn die Pergola zusammenzuschweißen. Nein, unglücklich ist Michel nicht, er weiß, was er, was die Gewerkschaft geleistet haben, er ist ein alter Kämpfer, der für seine Ideale gefochten hat, der sich aus kleinen Verhältnissen einen ausreichenden Wohlstand erschaffen hat, der etwas Ruhe verdient hat.

      Ruht er sich auf seinen Lorbeeren aus? Ist da etwas Selbstgerechtes in ihm? Weil er es nicht mehr nötig hat zu arbeiten, im Gegensatz zu anderen? Hat er die Reise zum Kilimandscharo verdient, die ihm und Marie-Claire die Gäste zum 30. Hochzeitstag geschenkt haben, die Tickets und das viele Geld? Wenn andere, die wie er auch entlassen wurden, am materiellen und sozialen Minimum kratzen? Michel ist glücklich, seine Frau ebenfalls, Schwägerin und Schwager ebenfalls, wenn’s auch beim Kartenspiel kleine Reiberein gibt – als die Tür aufplatzt und zwei Maskierte einen brutalen Überfall verüben.

      Perspektivwechsel. Wir folgen Christophe, einem der Verbrecher, Ex-Kollege von Michel, ebenfalls arbeitslos, ebenfalls einer der 20 Geschassten. Er muss sich um seine jungen Brüder kümmern, die Mutter wollte nie Mutter sein; er braucht Geld für Miete und Essen. Und er bringt mit seiner Tat, mit der Gewalt, dem Hohn, dem blanken Spott über den hilflosen Michel dessen Weltsicht ins Wanken. Beide stehen auf derselben Seite, auf der der Arbeiter, die Rechte haben, für die sie kämpfen müssen – und beide sich doch verschieden, der Überfall ist eine Schlacht im Klassenkampf innerhalb der Arbeiterschicht. Sind Michel und Marie-Claire bourgeois geworden?

      Regisseur Robert Guédiguian blickt auf die Verhältnisse, er ist ein Linker, bekennender Marxist; und er drehte einen Film, der die realen sozialen Umstände in eine leichte, tiefsinnige Erzählung verwandelt. Nach Jahren von Sarkozy, von Krisen, von wirtschaftlichem Verfall ist in Frankreich offenbar die Zeit gekommen, soziale Märchen zu inszenieren. Märchen wohlgemerkt nicht im Sinn weltabgewandter harmloser Kindergeschichten, sondern Märchen in dem Sinn, den sie ursprünglich hatten: vereinfacht und zugleich komplex die Welt zu erklären mit eigenen, mythischen Mitteln, die aus dem Irrealen kommen, aber dennoch wirklich sind. Kaurismäki hat in einer anderen französischen Hafenstadt – freilich mit ganz anderem Humor – etwas Ähnliches geschaffen.

      „Der Schnee am Kilimandscharo“ ist eine Utopie, eine Hoffnung, ein Wunschgedanke – und doch nicht naiv, leichtgläubig, unrealistisch. Es geht um Werte, Werte, die für ein Zusammenleben wichtig sind und die nicht verloren gehen dürfen. Es geht darum, füreinander da zu sein, die andere Perspektive mitzudenken, es geht um gegenseitige Hilfe und Selbstlosigkeit, es geht um gelebte Ideale und darum, dass man nicht alles für selbstverständlich hält.

      Ein wunderbarer, warmherziger, witziger Film ist daraus geworden, einer, der glücklich macht, weil er nicht agitatorisch für diese Werte plädiert, sondern sie einfach zeigt; weil er damit die Ideale von Menschlichkeit in der Seele berührt, auch wenn er märchenhafte Utopie ist.

      Michel und seine Marie-Claire sind Helden, Helden im alltäglichen Miteinander – wie sie beide genau das richtige tun, unabhängig voneinander, wie sie stets im Einklang sind mit sich selbst sind, im Reinen mit sich und den anderen: das ist eine wunderschöne Liebesgeschichte. Am Kilimandscharo ist es herrlich, aber man kann auch das Hier und Jetzt zu dem Ort machen, an dem man bleiben will.

      Fazit: Wenn es so etwas gibt, dann ist dies eine realistische Sozialutopie, erzählt als Komödie.
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    2. Der Schnee am Kilimandscharo: Drama aus dem Marseiller Arbeitermilieu von Robert Guediguian.

      Jean-Pierre Darroussin als herzergreifend guter Gewerkschafter beim sanften Klassenkampf unter südlicher Sonne.

      Die Arbeiterklasse hat bei Robert Guédiguian zwar schlechte Karten, aber dafür seine größte Sympathie. Vierzehn Jahre nach „Marius und Jeannette“ zeigt er mit melancholischen Untertönen die Welt der kleinen Leute, die den Kampf für ein besseres Morgen scheinbar verloren haben und denen nur noch das Private Halt gibt, lässt erneut Utopie und Realität aufeinander prallen. So führen der engagierte Gewerkschafter Michel, der sich aus Solidarität mit den Kollegen selbst kündigt, und seine Frau eingebettet in der verzweigten Familie und einem großen Freundeskreis ein beschauliches Leben im pittoresken Viertel Estaque in Marseille, fernab vom kaputt gesparten Hafen und den sozialen Konflikten. Da, wo man noch die Nachbarn kennt und die Welt noch halbwegs heil ist, haben sie sich ein kleines Refugium und einen kleinen Wohlstand aufgebaut. Zum 30. Hochzeitstag erhalten sie eine Reise zum Kilimandscharo, dem fernen Sehnsuchtsort. Als ihnen die Ersparnisse gestohlen werden und sich einer der brutalen Täter als früherer Kollege Michels entpuppt, stehen sie erst unter Schock, kümmern sich dann liebevoll um die zwei jüngeren Brüder des Inhaftierten und nehmen sie sogar in ihr Haus auf.

      Trotz Harmonie des Bilderbuchpaares vermeidet die Mischung aus Sozialkomödie und Sozialmelodram eine zu starke Weichzeichnung, selbst wenn die Weite des verführerisch glitzernden Meeres lockt, sind die fast drohend wirkenden Kräne des Hafens nicht zu übersehen, Zeichen einer harten Wirklichkeit, in deren Schatten die friedliche Idylle und der liebevolle Alltag nur eine kurze Atempause gewähren können. Manchmal erinnert der optimistisch endende Ausblick im milden Licht des Südens an einen Werbefilm für die Gewerkschaft CGT, der größten Gewerkschaft Frankreichs, und an eine schöne Fabel über das selbstlose Gutmenschentum.

      Der herzzerreißend aufspielende Jean-Pierre Darroussin macht die Hauptfigur glaubwürdig. Guédiguian selbst bezeichnet die Geschichte als Märchen, das möglich ist und als einen Wachtraum, macht damit ein bisschen Hoffnung in einer hoffnungslosen Welt, gibt aber auch die Botschaft aus „la lutte continue“, der Kampf geht weiter, nur etwas sanfter. mk.
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