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Der Trafikant: Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Seethaler über einen jungen Zeitschriftenverkäufer, der im Wien der 1930er-Jahre auf Sigmund Freud trifft.

„Der Trafikant“ im Kino

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Handlung und Hintergrund

Wien 1937: Der siebzehnjährige Franz Huchel (Simon Morzé) kommt in die Stadt, um eine Lehrstelle in einer Trafik (österreichisch für Tabak- und Zeitschriften-Laden) bei einem Jugendfreund der Mutter (Johannes Krisch) anzutreten. Huchel ist naiv, verträumt und behütet auf dem Land aufgewachsen. Die Großstadt überfordert den Jungen. Durch die Zeitungen lernt er die Welt kennen, am Prater die Liebe, als er auf Tänzerin Anezka (Emma Drogunova) trifft. Doch Wien im Jahr 1937 steht kurz vor einem brutalen Umschwung.

Wenn der Kopf nicht weiterweiß, soll man dem Herzen folgen. In der Trafik lernt Huchel zufälligerweise den schon damals berühmten Sigmund Freud (Bruno Ganz) kennen. Huchel erhofft sich einen guten Rat in Liebesdingen, denn Anezka betrachtet den Burschen bloß als Affäre. Dummerweise ist auch Freud in Sachen Frauen überfragt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine eigenwillige Freundschaft. Dann wird Österreich ans Reich angeschlossen und Wien ändert seine Farben.

„Der Trafikant“ — Hintergründe

Mit der Geschichte des Franz Huchel, der in Wien auf Sigmund Freud trifft, ist dem Autor Robert Seethaler ein echter Überraschungserfolg gelungen. Verfilmt wird „Der Trafikant“ von dem Regisseur Nikolaus Leytner („Ein halbes Leben“) mit Stars wie Bruno Ganz („ In Zeiten des abnehmenden Lichts“) und dem österreichischen Darsteller Simon Morzé („Einer von uns“) in den Hauptrollen.

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Mit dabei sind außerdem Karoline Eichhorn als Anna Freud („Täterätää! Die Kirche bleibt im Dorf 2“) und Regina Fritsch als Franz´ Mutter Margarete („Hotel“). Das Drehbuch stammt aus der Feder von Klaus Richter („ Jud Süss - Film ohne Gewissen“).

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Nikolaus Leytner
Produzent
  • Dieter Pochlatko,
  • Ralf Zimmermann,
  • Jakob Pochlatko
Darsteller
  • Simon Morzé,
  • Johannes Krisch,
  • Bruno Ganz,
  • Emma Drogunova,
  • Regina Fritsch,
  • Karoline Eichhorn,
  • Elfriede Irrall,
  • Michael Fritz,
  • Rainer Wöss,
  • Sabine Herget,
  • Gerti Drassl
Drehbuch
  • Nikolaus Leytner,
  • Klaus Richter
Musik
  • Matthias Weber
Kamera
  • Hermann Dunzendorfer
Schnitt
  • Bettina Mazakarini

Kritikerrezensionen

    1. Gelungene Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Robert Seethaler, in der der junge Franz Huchel im Jahr 1937 im Schatten der historischen Ereignisse in einem Wiener Tabakladen seine Lehre antritt, sich unsterblich verliebt und auf Sigmund Freud trifft.

      Österreich, 1937: Der 17-jährige Franz Huchel wird von seiner lebensklugen Mutter vom idyllischen Attersee nach Wien geschickt, um beim ihrem abgelegten Liebhaber Otto Trsnjek in einer Trafik in die Lehre zu gehen. Franz fühlt sich zunächst fehl am Platz, hat Heimweh. Doch dann verliebt er sich unsterblich in eine junge Varietétänzerin - und findet in Sigmund Freud, der Stammkunde in dem kleinen Tabakladen ist, einen perfekten Gesprächspartner über die Liebe, das Leben und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Über all dem schwebt der Schrecken des Nationalsozialismus, denn Hitlers Truppen sind kurz davor, die Kontrolle in Österreich zu übernehmen. DER TRAFIKANT von Nikolaus Leytner ist die Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Robert Seethaler. Ganz im Stil der literarischen Vorlage erzählt der Film schon fast lakonisch seine Geschichte. Auf geschickte Weise verknüpft er die Begegnung eines jungen Mannes mit einer berühmten Persönlichkeit vor den düsteren historischen Ereignissen. Real wirkende Spielfilmszenen wechseln immer wieder zu Traumsequenzen, die in ihrer Licht- und Farbsetzung überzeugen. Auch die Schauspieler, allen voran Simon Morzé als junger Franz, Bruno Ganz als altersweiser Sigmund Freud sowie Johannes Krisch als unbequem revolutionärer Trafikant agieren glaubwürdig. Die fast schon philosophischen Gespräche zwischen Franz und Freud lassen den Zuschauer tief in die Geschichte eintauchen und der historische Kontext ist auch ein indirekter Appell an die heutige Zeit, ohne dabei im Vordergrund der Geschichte zu stehen.

      Jurybegründung:

      Robert Seethalers Roman „Der Trafikant“ über die Freundschaft des heranwachsenden Franz Huchel mit dem Erfinder der Psychoanalyse, Sigmund Freud, kurz vor dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland und dem Gang Freuds ins Exil gehört zu den schönsten deutschsprachigen Büchern der letzten zehn Jahre. Und so war es lediglich eine Frage der Zeit, wann dieser Stoff auch auf die große Leinwand kommt. Mit Bruno Ganz als Freud, Johannes Krisch als Trafikant Otto Trsnjek und Simon Morzé als Franz hat der österreichische Filmemacher Nikolaus Leytner nun den Schritt gewagt.

      Seine Umsetzung der literarischen Vorlage hält sich im Wesentlichen an den Roman, allerdings passen die knappe und präzise Sprache Seethalers nach Ansicht der Jury nicht immer zu dem unübersehbar opulenten Ausstattungsaufwand, den der Film betreibt. Überaus gelungen sind jedoch vor allem die Innenraumszenen, in denen der Film immer wieder auf kongeniale, manchmal fast klaustrophobische Weise das Beengte, Einengende und Miefige betont. Gelungen sind auch die Traumsequenzen, während viele Straßenszenen vor der Trafik einen eher künstlich-sterilen und historisierenden, aber keinen authentischen Eindruck hinterließen, was wiederum einen starken Kontrast zu jenen Szenen darstellt, die in Franz‘ Heimat am Attersee spielen. Hier bekommt die Natur einen fast übersinnlichen, mythischen Zauber, der scharf mit der unpersönlichen Welt der Großstadt kontrastiert wird.

      Überhaupt lebt der Film von Kontrastierungen - von der Bildsprache und den Wechseln zwischen harscher Realität und Tagträumereien des Jungen über die unterschiedlichen Farbschemata bis hin zu deutlichen Unterschieden in der sozialen Rangordnung zwischen dem ländlich-proletarischen Franz und dem großbürgerlichen Freud reichen die Ambivalenzen, die ein nachvollziehbares Bild einer unruhigen Epoche zeichnen, bei dem die Gefahr durch den Nationalsozialismus schon mit den Händen zu greifen ist.

      Hervorzuheben sind auch die durch die Bank exzellenten darstellerischen Leistungen, bei denen vor allem Simon Morzé und Bruno Ganz bei ihren stets eher beiläufig eingefangenen Begegnungen und Gesprächen für Höhepunkte sorgen.

      Dass der Film vor dem Hintergrund des Erstarkens von Rechtspopulisten in Österreich (dort sogar mit Regierungsbeteiligung) und Deutschland unversehens aktuelle Bezüge bekommen hat, verstärkt die Wirkung noch.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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