Ob im Fall von „Batman v Superman: Dawn of Justice“: die Meinungen von Filmkritikern und Fans gehen gerne mal meilenweit auseinander. An sich ist das kein Problem, führt aber in manchen Fällen dazu, dass Filme von der Bildoberfläche verschwinden, die eigentlich gar nicht so schlecht sind. Wir haben uns deshalb mal wieder die Haare gerauft und überlegt, welche unterschätzten Filme unserer Meinung nach sehenswert sind. Dabei handelt es sich sowohl um vergessene Diamanten, als auch um „guilty pleasures“ (also die eher heimlichen Vergnügen). Trotz allem gilt hier natürlich, dass sich über Geschmack bekanntlich gut und lange streiten lässt.
Andreas: „Der Wixxer“
„Der Wixxer“ wird von vielen abwertend als Blödel-Komödie betrachtet, was definitiv stimmt. Gerade deswegen ist der Film ja so gut. Die Macher beweisen hier ihre Liebe zum Film selbst und zu abwegigen Gags, die mir noch Jahre später im Gedächtnis hängen. Die Kreativität, Hingabe zum Detail und die Gagdichte als solche in „Der Wixxer“ wird von vielen meiner Meinung nach leider unterschätzt.
Helena: „Die Mächte des Wahnsinns“
Die Mächte des Wahnsinns von John Carpenter wurde seinerzeit als konfuser Horrorschocker verkannt und ist auch heute im Vergleich zu Kultfilmen wie „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Sie leben“ in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn „Die Mächte des Wahnsinns“ ist das quintessentielle Carpenter-Meisterwerk. Man kann sich schon denken, warum der Film unbeliebt ist. Die Geschichte ist bizarr und albtraumhaft. Die Hauptfiguren unsympathisch und unzugänglich. Das Budget zu klein für die Vision. Und doch: Wer sich auf den Horror-Trip einlässt, wird mit einer hypnotischen Erzählung belohnt, die an unserem Verständnis von Realität rüttelt.
Johannes: „Barbarella“
Immer noch von dem Ruf leichter Schmuddeligkeit umweht ist „Barbarella“ ein Fantasy-Science-Fiction-Trip in großartige Kulissen. Mal abgesehen, dass der Pantomime und Widerstandskämpfer Marcel Marceau darin den Professor Ping spielt und Jane Fonda einfach zauberhaft ist.
Kristina: „Postal“
„Postal“ sagt man nach, er hätte keine politische Relevanz. Tatsächlich aber stellt er den Religionskriegern und -fanatikern die wichtigste Frage überhaupt: „Glaubt ihr wirklich, dass Gott eure Hilfe braucht? Ich meine, er ist GOTT!“
Marek: „Homer & Eddie“
„Homer & Eddie“: Das Road-Movie mit dem generell sträflich unterschätzten James Belushi und mit Whoopi Goldberg ging 1989 völlig unter und wurde bis heute nicht rehabilitiert. Auf Rotten Tomatoes finden sich nur negative Bewertungen, dabei ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einer kratzbürstigen Diebin und einem treudoofen Einfaltspinsel herzerwärmend erzählt und überragend gespielt.
Peer: „Solo: A Star Wars Story“
Der größte Flop der Star-Wars-Geschichte? Der Todesstoß für alle zukünftigen Spin-offs? Ein seelenloses Produkt der Franchise-Maschine? Die Fragen, die „Solo“ beantwortet, hatte niemand gestellt, aber der Film funktioniert sehr gut als schwungvolle Räuberpistole in einer weit entfernten Galaxie. Featuring: Die erste kaum hölzerne Romanze im Star-Wars-Universum. Han schießt zuerst. Staunen in den Augen.
Susan: „Ich seh, ich seh“
Ein vollkommen unterschätzter, viel zu selten besprochener Horrorfilm, der beweist, dass das intelligente Spiel mit menschlichen Urängsten ausreicht, um realen Horror zu erzeugen. Wenn die Mutter nach einem Krankenhausaufenthalt einbandagiert zurückkehrt und vollkommene Dunkelheit fordert, beginnt das Vertrauen der Kinder zu schwinden. Um die Identität der fremden Frau zu überprüfen, entwickeln sie eigene Tests, die schließlich in eine nackte Spirale der Gewalt münden. „Ich seh, ich seh“ sollte man sich möglichst nicht alleine anschauen. Ich mache den Fehler jedenfalls kein zweites Mal.
Teresa: „Batman v Superman: Dawn of Justice – Ultimate Edition“ (alias Director’s Cut)
Ohne Frage: Die Kinofassung von „BvS“ ergibt wenig Sinn. Paradebeispiel: „Martha!“ und die folgenden Handlungen aller Beteiligten. Das steht hier nicht zur Debatte. Aber der Director’s Cut von Zack Snyder mit 30 Minuten mehr Laufzeit schließt viele Logiklöcher, beantwortet offene Fragen, und stellt beispielsweise die ganze „Martha“-Problematik auf den Kopf, sodass es Sinn ergibt. Während sich Zuschauer im Kino über fehlende Motivation wunderten, wird diese hier endlich geliefert, mit einer gehörigen Portion Sozialkritik gratis dazu. Das bekommt ihr wohl nie in einem Marvel-Film geboten.
Teresa: „King Arthur: Legend of the Sword“
„King Arthur: Legend of the Sword“: Energisch und nicht immer im akkuraten Gewand, nimmt Charlie Hunnam das Schwert Excalibur an sich. Doch wir sprechen hier nicht von einem La-Ri-Fa-Ri-Schwert, das hübsche Gravuren hat und sonst nichts kann. Nein, dies ist wirklich das Schwert voller Legenden. Guy Ritchie versteht es ein weiteres Mal einer Sage seinen Stempel aufzusetzen, das in einem 20min-Finale zum Takt des pulsierenden Soundtracks tickt. Der Wahnsinn.
Theresa: „Killing Them Softly“
„Killing Them Softly“ wurde zwar nicht von allen Kritikern verpönt (manche fanden ihn auch ganz annehmbar), aber bei den Zuschauern floppte er definitiv. Er gehört dem doch recht illustren Kreis jener Filme an, die bei einer Umfrage von CinemaScore die schlechteste Note (nämlich ein „F“, das einer deutschen „6“ entspricht) verpasst bekamen. Auch wenn er stellenweise etwas zu zynisch sein mag und sich dabei selbst recht ernst nimmt, handelt es sich doch einen bemerkenswerten Gangster-Film. Mich freute vor allem, dass man sich hier traut, im sonst eher unterschwellig politischen Gangster-Genre mit einer recht starken, politischen Botschaft aufzuwarten. Hier werden Parallelen zwischen der Gangsterwelt und dem Börsencrash 2008 gezogen, was angesichts der Held-Haie an der Wallstreet genugtuend ist.