FBW-Pressetext:
Alma beschließt, nach dem Tod ihres Großvaters in die kanadische Wildnis zurückzukehren, wo sie aufgewachsen ist. Kurz nach ihrer Ankunft rettet sie auf ungewöhnliche Weise einen Wolfswelpen und ein Löwenjunges. Doch das gemeinsame Glück wird bedroht, als eines Tages ein Ranger vor ihrer Hütte auftaucht. Mit den faszinierenden Tier- und Landschaftsaufnahmen und der warmherzigen Geschichte gelingt Gilles de Maistre erneut ein liebevoller Film rund um die Freundschaft zwischen Mensch und Tier.
Es sind die fantastischen Tier- und Landschaftsaufnahmen, mit denen Regisseur Gilles de Maistre nach MIA UND DER WEISSE LÖWE erneut unter Beweis stellt, wie liebevoll und warmherzig er von der Freundschaft zwischen Mensch und Tier erzählen kann. Aber auch von Tieren untereinander, denn zunächst fällt es ja schwer anzunehmen, wie ein Wolf und ein Löwe sich überhaupt annähern können. Doch die Geschichte macht es leicht, diese Freundschaft nachzuvollziehen, auch weil die Kamera die Annäherung der Tiere mit viel Ruhe und Nähe deutlich macht und jeden Zuschauenden dazu bringt, sich Hals über Kopf in die zwei tierischen Protagonisten zu verlieben. Dialoge gibt es wenige, dafür viele spannende Situationen, die den Film zu einem klassischen Abenteuer- und Naturfilm machen. Molly Kunz spielt Alma überzeugend als junge Frau, die mit ihrem Großvater ihren einzigen wirklichen Halt verloren hat und durch den Kontakt zu den Tieren erst wieder lernt, zu vertrauen. In die Welt und auch sich selbst. Genau wie in MIA UND DER WEISSE LÖWE stellen sich der glücklichen Gemeinschaft viele Steine in den Weg. die aber gegen die Freundschaft der Drei nichts ausrichten können. Und ihre Verbindung nur noch stärker machen.
FBW-Jury-Begründung:
Die junge Alma wird zur Ersatzmutter für einen Wolfswelpen und einen jungen Löwen, der ihr im Wald buchstäblich aus einem Baum in die Hände fällt. Spätestens bei dieser Sequenz wird deutlich, dass in DER WOLF UND DER LÖWE die Wahrscheinlichkeit nicht ihr dreckiges Haupt erhebt (um Hitchcock zu zitieren). Das Drehbuch ist voller irrwitziger Wendungen, Filmfiguren machen und begründen in wenigen Sekunden Entscheidungen, die ihr Leben völlig verändern und die meisten Charaktere sind holzschnittartig gestaltete Karikaturen. Doch man verzeiht dem Film schnell seine dramaturgischen Schwächen, denn er ist definitiv sehr anrührend erzählt. Dies liegt zu einem großen Teil an den schön fotografierten Tieraufnahmen, bei denen zwar später, wenn die Tiere größer geworden sind, viel mit Tricks bei der Bildbearbeitung und im Schnitt gearbeitet wird. Sie dokumentieren aber auch, wie gut die Darstellerin Molly Kunz im ersten Drittel des Films mit den beiden Jungtieren umgehen kann. Auch viele Aufnahmen, die die beiden größeren Tiere zusammen zeigen, sind offensichtlich real. Mit Molly Kunz hat der Film eine Hauptdarstellerin, die als eine ungebrochene Sympathieträgerin nie Zweifel daran aufkommen lässt, dass sie das Richtige tut. Als zweiter Sympathieträger überzeugt auch der junge von Ryhs Slack gespielte Rapha, der dem im Zirkus gefangenen Löwen mit Sympathie und Mitleid begegnet und ihn mit klassischer Musik beruhigt, die ihn an Anna und ihr Klavierspielen erinnert. Die märchenhaften Qualitäten des Films werden auch dadurch deutlich, dass er niemandem wehtun will. Wenn geschossen wird, sieht man nie die gestreckte Beute, wenn die Wolfsmutter auf Jagd geht, sieht man zwar, wie ein Kaninchen als ihre Beute aufschreckt, aber dann wird sofort weggeschnitten. Der Pilot des abgestürzten Flugzeugs ist entgegen allem Anschein dann doch nicht gestorben, der tierquälende Zirkusdompteur wird durch eine kurze Rede seines Sohnes geläutert. Im Gegensatz zu diesem naiv scheinenden Erzählstil werden im Film viele Aspekte des komplexen Verhältnisses zwischen Mensch und Tier angesprochen. So wird auch thematisiert, dass Wildtiere, die von Menschen aufgezogen werden, sich nicht artgerecht entwickeln können - auch wenn die Menschen es nur gut mit ihnen meinen. Nicht nur Annas große Rede am Ende des Films bietet so einen Gesprächsansatz und es spricht für die Intentionen der Filmemacher, dass sie es sich hier nicht mit einem allzu idyllischen Happy End leicht gemacht haben.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)