Anzeige
Anzeige
  1. Kino.de
  2. Filme
  3. Der Wüstenplanet
  4. Er war der Meister surrealer & bizarrer Visionen: David Lynch ist tot

Er war der Meister surrealer & bizarrer Visionen: David Lynch ist tot

Er war der Meister surrealer & bizarrer Visionen: David Lynch ist tot
© IMAGO / Dreamstime

Traurige Nachrichten erreichen uns aus Hollywood: Filmemacher David Lynch ist mit 78 Jahren gestorben.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Als der renommierte Filmemacher David Lynch 2020 nach Denis Villeneuves Neuverfilmung von Autor Frank Herberts „Dune“ gefragt wurde, ließ er kurz und knapp wissen, dass er „null Interesse an ‚Dune‘“ habe (via The Hollywood Reporter). Zu sehr schmerzte ihn noch immer die Tragödie seiner eigenen Verfilmung von 1984 – die wohl einzige Niederlage, die er sich jemals hat eingestehen müssen. Und es war eine, die er selbst zu verschulden hatte, wie er betonte:

„Ich sage immer, dass ‚Der Wüstenplanet‘ eine riesige, gigantische Traurigkeit in meinem Leben ist. Ich hatte bei diesem Film nicht das Recht auf den Final Cut. Ich hatte nicht die absolute kreative Kontrolle. Der Film ist nicht der Film geworden, den ich gemacht hätte, wenn ich die finale Entscheidungsgewalt gehabt hätte. Das ist in gewisser Weise traurig.“

Anzeige

Nun ist Lynch im Alter von 78 Jahren gestorben, wie seine Familie über Facebook öffentlich machte:

„Mit großer Trauer geben wir, seine Familie, bekannt, dass der Mensch und Künstler David Lynch uns verlassen hat. Wir bitte um die Wahrung der Privatsphäre in dieser Zeit. Dass er nicht mehr unter uns weilt, hinterlässt eine große Lücke in der Welt. Aber er würde jetzt sagen: ‚Keep your eye on the donut and not on the hole.‘ Es ist ein wunderschöner Tag mit goldenem Sonnenschein und strahlend-blauem Himmel.“

David Lynch war der Maler unter den Filmschaffenden

Der 1946 in Missoula, Montana, geborene David Keith Lynch war ein Künstler durch und durch, kam im Grunde nur beiläufig zum Film. Visuell war er dagegen schon immer: Seine erste Liebe galt der Malerei. So studierte er zunächst an der Corcoran School of the Arts and Design in Washington, D.C., und später am School of the Museum of Fine Arts in Boston und zuletzt am Pennsylvania Academy of the Fine Arts. Hier drehte er auch 1967 seinen ersten Kurzfilm „Six Men Getting Sick (Six Times)“. Das Medium Film wurde zu einer Obsession für den getriebenen Lynch, der zum Fach Filmmaking an das AFI Conservatory wechselte. Doch auch hier wollte er aufgrund fehlender künstlerischer Freiheiten hinschmeißen. Unter der Bedingung, einen Film ganz nach eigener Vision kreieren zu dürfen, blieb er letzten Endes und schuf mit „Eraserhead“ einen Meilenstein des surrealen Body-Horrors.

Der Film sollte ihm so manche Tür öffnen: Einer der Fans des Films war ausgerechnet Mel Brooks, der Lynch bei der Realisierung seines nächsten Films „Der Elefantenmensch“ mit John Hurt und Anthony Hopkins half. Das Angebot von George Lucas, „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ zu inszenieren, lehnte Lynch aufgrund mangelnden Interesses ab, nur um dann bei der Verfilmung von Frank Herberts Sci-Fi-Zyklus „Dune“ zuzusagen. „Der Wüstenplanet“ war eine ambitionierte Adaption unter Produzent Dino De Laurentiis („Conan der Barbar“). Mit einem für damalige Verhältnisse gigantischem Budget von um die 40 Millionen US-Dollar sowie den Stars Kyle MacLachlan, Virginia Madsen, Jürgen Prochnow, Patrick Stewart, Brad Dourif und Sting, sollte das Sci-Fi-Epos den großen Siegeszug des Visionärs Lynch werden. Doch der Film wurde zum Kassenflop, fiel in den Kritiken größtenteils durch. „Der Wüstenplanet“ stellte bis zuletzt einen wunden Punkt in Lynchs Schaffen dar, wie er selbst zugab:

Anzeige

„Ich bin auf alles stolz [was ich gemacht habe], bis auf ‚Der Wüstenplanet‘. Es hat mir so viel Spaß bereitet, an verschiedenen Filmen zu arbeiten. Es geht dabei nicht so sehr um den Stolz, sondern um die Freude am Schaffen, die Freude an der Arbeit. Ich habe es genossen, in all diesen verschiedenen Medien tätig zu sein. Ich fühle mich wirklich glücklich, dass ich diese Dinge genießen und leben konnte.“

Wozu Lynch als Filmemacher fähig war, wenn er darüber entscheiden durfte, welche Farben er einsetzen und mit welcher Methode er vorgehen will, bewies er mit „Blue Velvet“, „Wild at Heart: Die Geschichte von Sailor und Lula“, „Twin Peaks“, „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“. Nach „Inland Empire“ von 2006 konzentrierte sich Lynch auf Kurzfilme und Musikvideos.

Dass er zumindest in den vergangenen Jahren nicht mehr auf der großen Leinwand vertreten war, begründete Lynch zum einen mit seinem verloren gegangenen Interesse an Filmen, zum anderen an seiner Erkrankung an Lungenemphysem. Erst im vergangenen November enthüllte er das Ausmaß seines Leidens (via People), herbeigeführt durch lebenslangen Zigarettenkonsum. Mit acht Jahren habe er zu rauchen angefangen. Schon nach wenigen Schritten müsse er nach Luft schnappen, so Lynch. Durch die Abhängigkeit von zusätzlichem Sauerstoff sei er de facto ans Haus gefesselt, wodurch er nicht mehr Regie führen könne. Lynch hatte mit der Idee gespielt, von seinem Zuhause und aus der Ferne Regie zu führen. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Möge er in Frieden ruhen.

Anzeige