Kurztext
Wer denkt, dass es anderswo immer schöner ist als zuhause, der sollte einfach mal die Perspektive wechseln. Dies ist der Grundgedanke des wunderschönen Dokumentarfilms DEUTSCHLAND VON OBEN von Petra Höfer und Freddie Röckenhaus, der aus der gleichnamigen TerraX-Fernsehreihe entwickelt wurde. In luftiger Höhe machten die Filmemacher sich auf und porträtieren Deutschland aus der Vogelperspektive. Von Amrum bis ins Alpenland und von Berlin nach Dortmund - in einzelnen Episoden zeigen sie die unglaubliche Vielfalt unserer Heimat und tauchen immer wieder hinab, um Einblicke in die regional geprägten Kulturen zu vermitteln. Durch die hervorragenden Bilder des preisgekrönten Kameramanns Peter Thompson entsteht ein schillerndes, abwechslungsreiches und informatives Bild eines Landes, unterlegt mit der angenehmen Erzählerstimme von Benjamin Völz. Mit seinen beeindruckenden Luftaufnahmen zeigt uns der Film, wie schön Deutschland ist - nicht nur von oben betrachtet.
Gutachten
Filme und Fotos „von oben“ werden der alten Sehnsucht des Menschen gerecht, sich aus der Ebene zu erheben und die Vogelperspektive einzunehmen. Von Ikarus bis zum ersten Menschen im Weltall reicht da die Spannweite. Und dank der modernen Technik ist heute alles möglich, ob man sich wenige Meter über der jeweiligen Oberfläche befindet oder Kilometerweit entfernt den Blick auf den blauen Planeten wirft.
Der Blick auf Deutschland ist auch ein pars-pro-toto-Blick, dennoch kann der Film gerade dazu beitragen, Identität zu stiften und zugleich zu relativieren.
Er offeriert sehr viel, die Auswahl an sich gebietet für die Produzenten jedoch auch eine gewisse Beschränkung, die man als Betrachter des fertigen Filmes kritisieren und/oder loben kann. Die Entscheidung für das Ausgewählte und für eine Struktur, die das Ganze zusammenhält, beeinflusst auch wesentlich die Wirkung. Obwohl zu Beginn der Wechsel der Jahreszeiten als Besonderheit Deutschlands hervorgehoben wird, bilden dann die Monate die äußere Gliederung. Das bewirkt Wiederholungen wie im Dezember und Januar und wirkt zum Teil aufgesetzt. Tatsächlich findet das Münchner Oktoberfest im September statt, aber hier wirkt die Korrektheit der Zuordnung nahezu kontraproduktiv.
Hohe Anerkennung verdient die Arbeit mit den unterschiedlichen Kameras sowie die Qualität der Montage. Sorgfältig ausgewählte Details (nicht nur angenehme), Blicke auf Gleiches zu unterschiedlichen Zeiten und sicher für jeden Betrachter neue bildhafte oder sprachliche Informationen gehören ebenfalls zu den Stärken des Films. Als nur ein Beispiel soll die optische Nachvollziehbarkeit des Fluges der Störche genannt werden.
Die Musik wirkt an manchen Stellen ein wenig zu gewaltig, in diesen Momenten überzieht sie die Bilder, die diese Unterstützung auf der Tonebene gar nicht benötigen würden. Und auch die Qualität der Sprechertexte überzeugt nicht an allen Stellen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)