Sie war eine der meistfotografierten Frauen der Welt, eine Stil-Ikone und durch ihren tragischen Tod 1997 auch eine Legende, um die sich viele Geschichten ranken. Nach ihrer Scheidung vom britischen Thronfolger lebt Prinzessin Diana im Kensington Palace, um sie herum zahlreiche Angestellte und immer wieder Paparazzi, die mit ihren Kameras Jagd auf sie machen. Einsam und unsicher wendet sie sich ihren wenigen Freunden zu und den vielzähligen wohltätigen Organisationen, für die sie tätig ist. Bei einem Besuch im Krankenhaus begegnet Diana dem idealistischen Herzchirurgen Dr. Hasnat Khan, in den sie sich verliebt. Heimlich beginnen die beiden eine Affäre. Doch die Frau Diana, die mit Khan glücklich werden will, kann ihrem Bild als „Lady Di“, die immer der Öffentlichkeit gehören wird, nie ganz entfliehen. Der Mensch mit seinen ganz normalen Sehnsüchten und Wünschen hinter der prominenten Maske - dies zeigt der Film von Regisseur Oliver Hirschbiegel gekonnt. Er porträtiert Diana, die Naomi Watts präzise in Mimik und Gestik verkörpert, als eine Frau, die gegen alle Widerstände um die Liebe zu einem Mann kämpft. Daneben jedoch zeigt der Film auch eine „Geschäftsfrau“, die gelernt hat, die Presse geschickt zu leiten und für ihre Zwecke zu nutzen. Und die sich, gerade in den letzten Jahren ihres Lebens, für viele wichtige humanitäre Organisationen stark machte und so beispielsweise den Kampf gegen Landminen weit vorantrieb. Die Kamera von Rainer Klausmann fängt exzellente Bilder ein, die sowohl die Enge des goldenen Käfigs als auch die Weite einer herbeigesehnten Freiheit widerspiegeln. Am 31. August 1997 kam Diana bei der Flucht vor den Fotografen in Paris ums Leben. Doch die Legende lebt weiter, wie auch der Film deutlich macht. Ein wunderschön fotografiertes und hervorragend gespieltes Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit.
Jurybegründung:
Ja, so könnte es gewesen sein. Der Film DIANA erzählt glaubwürdig und intensiv von den letzten beiden Jahren im Leben der geschiedenen Prinzessin von Wales. Dabei konzentrieren sich Drehbuchautor Stephen Jeffreys und Regisseur Oliver Hirschbiegel ganz auf die Perspektive der Protagonisten. Interessant ist dies auch gerade durch die Auslassungen. Der Ex-Gatte Charles tritt nicht auf und wird auch nur selten erwähnt, Dianas Söhne sieht man nur einmal aus größerer Entfernung und der Unfall wird weder gezeigt, noch werden irgendwelche Spekulationen über seine Ursache angestellt. Stattdessen ist der Film ein subtiles Porträt der damals berühmtesten Frau der Welt geworden, in dem vor allem deutlich gemacht wird, wie ausweglos einsam sie gelebt hat. Hirschbiegel war so klug, der Figur und nicht den Ereignissen genügend Raum zu geben. So wird deutlich, wie sehr Diana sich bemüht, ein halbwegs normales Leben zu führen. Dem Regisseur gelingen intime, aber nie voyeuristische Szenen, in denen etwa spürbar wird, wie leidenschaftlich ihr Verhältnis zu dem Herzchirugen Hasnat Khan war. Aber er macht auch in absurden Episoden deutlich, wie groß die Gier der Öffentlichkeit nach Neuigkeiten und Bildern von ihr war und wie es Diana immer schwerer fiel, sich kleine Freiräume zu schaffen. Immer wird sie mit großen, staunenden Augen erkannt, immer muss sie darauf reagieren, wie sie von Fotografen und Reportern, aber auch von Passanten, gejagt und bedrängt wird. Diese Widersprüche zerstören ihr privates Leben, und Hirschbiegel findet stimmige Bilder (wie etwa die vier Handys auf dem Bett, von denen keines klingelt), um zu zeigen, wie sie sich immer mehr in ihrer Einsamkeit verschließt. Andererseits lernt sie, souverän ihre öffentliche Rolle zu spielen, selbst ihr Image zu bestimmen und die Medien in ihrem Interesse zu lenken. So lernt sie für ihr berühmtes BBC-Interview vor dem Spiegel, sie weiß darum, wie wertvoll die Bilder von ihr mit einem afrikanischen Baby auf dem Arm oder in Schutzkleidung in einem Minenfeld sind und sie sorgt selbst dafür, welche Art von Paparazzi-Fotos von ihr veröffentlicht werden. Hirschbiegel stellt hier zwar täuschend echt einige der berühmen Bilder und Filmaufnahmen von Diana nach, aber er macht sich zum Glück auch von diesen Vorlagen frei und und bietet einen anderen als den erwarteten Blick auf sie. Dies gelingt ihm auch darum so gut, weil er mit Naomi Watts eine Schauspielerin gefunden hat, die nicht sklavisch Dianas Rehblick, ihre Körpersprache und Manierismen imitiert, sondern statt dessen versucht, der Essenz dieses Menschen auf die Spur zu kommen und sie auszudrücken. So ist DIANA ein überraschend vielschichtiger und einfühlsamer Film geworden, der das herrschende Image seiner Titelhelden eher hinterfragt als bestätigt.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)