Als 4. Revolution sehen Regisseur Carl-A. Fechner, der Politiker Hermann Scheer und zahlreiche Experten der Branche die Revolution der erneuerbaren Energien. Längst gibt es zahlreiche Erfolge und viel versprechende Wege der Nutzung von kostenloser Energie aus Wasser, Wind und Sonne. Schicke elektronische Sportwagen flitzen über die Straßen und auch in Entwicklungsländern wird die Nutzung von Solarenergie immer bedeutungsvoller. In ästhetischen Bildern berichtet dieser Dokumentarfilm von einem revolutionären Werte- und Einstellungswandel und wirbt für sein wichtiges Anliegen, indem er einen breiten thematischen Bogen spannt von der Wirtschaft bis in private Haushalte, von L.A. bis in afrikanische Dörfer. Der globale und gut strukturierte Einblick in eine der entscheidenden Zukunftsproblematiken ist unterhaltsam, packend und mit hohem Informationsgehalt ausgestattet!
Jurybegründung:
Nach der industriellen Revolution der agroökonomischen und der digitalen Revolution steht der Menschheit ein neuer Umbruch bevor: Die Abkehr von einer fossil-nuklear geprägten Weltwirtschaft auf ein nachhaltiges System, basierend auf erneuerbaren Energien. Carl-A. Fechner entwirft in seinem Dokumentarfilm DIE 4. REVOLUTION - ENERGY AUTONOMY die mitreißende Vision einer Weltgemeinschaft, deren Energieversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist ist. Es geht ihm um eine globale Umstrukturierung, in der die Machtverhältnisse neu geordnet und das Kapital gerechter verteilt wird. Dass das kein unrealistischer Traum naiver Weltverbesserer, sondern technisch und gesellschaftspolitisch machbar ist, will er in diesem Film zeigen. So begibt er sich auf eine Reise um die Welt, die durch zehn Länder und vier Kontinente führt und besucht die Vorkämpfer der Energie-Revolution an ihren Wirkungsstätten.
Das energieeffizienteste Bürogebäude der Welt steht in Deutschland und produziert mehr Energie als es verbraucht. In Dänemark wirkt der Pionier Preben Maegaard seit 1973 mit dem ‚Nordic Folke Centre‘ für dezentrale Energieversorgung mit erneuerbaren Energien. Seinem Beispiel folgt Ibrahim Togala aus Mali, der eine Solarstromanlage auf einer Geburtsstation installiert, während der Banker und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus aus Bangladesh Mikrokredite vergibt, mit denen Landfrauen als Solartechnikerinnen ausgebildet werden. In Brasilien unterstützt Bianca Jagger Bauern mit ‚Wald-Geld‘, wenn sie keinen Regenwald roden und in den USA baut der Paypal-Erfinder Elon Musk schnittige Sportwagen mit Elektro-Antrieb, auf die die Hollywood-Prominenz abfährt.
Reiseführer durch die Welt der erneuerbaren Energien ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, durch dessen 2005 erschienenes Buch ‚Energieautonomie. Eine neue Politik für erneuerbare Energien‘ der Film inspiriert wurde. Den Gegenpart nimmt Fatih Birol ein, Direktor der in Paris ansässigen Internationalen Energieagentur.
Der Film vertritt sein Anliegen mit Verve und zündet ein Feuerwerk an Ideen, Argumenten und Beispielen. Er ist im positiven Sinne ein Werbefilm für erneuerbare Energien mit ästhetischen Bildern, einfallsreichen Kameraperspektiven, schnellen Schnitten und einen emotionalisierenden Soundtrack. Dabei ist er in der Grundstruktur sehr didaktisch aufgebaut mit Inserts, in denen Fragen aufgeworfen werden, die der Film im Folgenden beantwortet. Dem in der Materie weniger bewanderten Zuschauer mag mitunter der Kopf rauchen ob der geballten Information, doch die wechselnden Schauplätze und unterschiedlichen Experten sind allemal interessant. Am Ende bleibt vielleicht nur ein Bruchteil der Informationen ‚hängen‘, aber dafür eine Vielzahl erstaunlicher Initiativen, die faszinieren und zum Nachdenken anregen.
Auch wenn man den einzelnen Vertreter der Internationalen Energieagentur mitunter bedauern mag angesichts der Überzahl alternativer Experten, die der Film ihm gegenüberstellt, so ist doch offensichtlich, dass die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen und die Atomenergie unabsehbare Gefahren und Risiken birgt. Es ist ein großes Plus des Films, dass er nicht Katastrophenszenarien entwirft, sondern anhand von konkreten Beispielen zeigt, dass an verschiedenen Orten der Welt mit unterschiedlichem Aufwand viel bewirkt werden kann. Im Sinne von ‚Think Global, Act Local‘ macht der Film Mut, aktiv zu werden.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)