„Die Addams Family“ blickt nicht nur auf eine lange Ahnenreihe der ausgestoßenen Kreaturen zurück, sondern auch auf eine lange Geschichte gezeichneten Lebens. Für wen sich der neue Film lohnt, erfahrt ihr hier.
Die unsterblichen und einzigartigen Cartoons von Charles Addams, die 1938 in den USA im „The New Yorker“ erstmals erschienen, sind auf der großen Leinwand auferstanden.
Schaut auf diesen Trailer, den Überbringer der frohen Botschaft:
Sie alle sind zurück: Das ewig verliebte Paar Morticia und Gomez, die kluge Wednesday und ihr agiler Bruder Pugsley, die Oma und Onkel Fester, sowie die bekannten Haushaltshelfer Lurch und das eiskalte Händchen. Sie alle haben weder ihre Leidenschaft für ungewöhnliches Wohndesign, seltsame Speisen oder morbide Spielchen verloren, noch ihren unverbrüchlichen Familiensinn.
Warum lohnt sich der Film?
- Der Film ist sehr feinfühlig auf die jüngere Altersgruppe ausgerichtet und deshalb ein echter Familienfilm, der für Kinder ab sechs gut verständlich ist und anschließend auch Raum für die Diskussion aktueller Themen wie Mobbing, Persönlichkeitsentwicklung und den Umgang mit digitalen Medien eröffnet. Außerdem vermittelt er perfekte Halloween-Stimmung.
- Die Animationen sind ideenreich, aber für Erwachsene keine optische Offenbarung – es fühlt sich meistenteils an wie eine Serie auf Nickelodeon.
- Die Geschichte besteht vor allem aus vielen kleinen Geschichten. Wednesday möchte in eine öffentliche Schule, Pugsley muss seine Mazurka vorbereiten und das große Familienfest dafür steht an – dies alles geschieht vor der Kulisse der konformistischen Bürger des Ortes Assimilation, in dem die TV-Moderatorin und ihre Reality-TV-Show das große Geld machen wollen. Der übergreifende Spannungsbogen fällt eher mickrig aus, kommt aber der Konzentrationsspanne von Kindern entgegen. Die 90 Minuten sind auch für Erwachsene kurzweilig und unterhaltend und Kinder verlieren nicht den Faden oder verpassen wichtige Elemente der Handlung.
- Wer die Addams liebt, wird viele bekannte Elemente wiederentdecken und keineswegs enttäuscht sein. Allerdings auch an keiner Stelle überrascht, wobei wir endlich lernen, wie die Familie zu ihrer Villa und dem Hausangestellten Lurch kam.
- Die Botschaft ist zwar sehr deutlich untergebracht, manch einem vielleicht zu plakativ, dennoch ist sie wichtig und richtig, ebenso ist die Thematisierung der digitalen Medien und ihrer Überwachungs- und Agitationsmöglichkeiten wertvoll.
Wer kann vielleicht auf den Heimkino-Release warten?
- Alle, die sich auf einen Animationsfilm mit Witzen für Erwachsene gefreut haben. Der Film ist ein Kinderfilm mit vielen nostalgischen und witzigen Momenten für Erwachsene.
- Alle, die Wert auf eine atemberaubende Animation legen.
- Alle, die nur Filme mit einem spannenden, intelligentem Handlungsbogen und überraschenden Twists für tolerabel halten.
Zu gruselig für sensible Kinder?
Ihr kennt sie am besten und müsst entscheiden, ob der Inhalt verkraftet werden kann. Unter sechs Jahren würden wir den Film nicht empfehlen. Zwar enthält er nicht so viele komisch-brutale Szenen wie der Realfilm, dennoch ist die Lust am Morbiden in dieser Familie nicht zu leugnen. Sie essen ekelhafte Sachen und finden es witzig, sich gegenseitig in die Luft zu sprengen oder sich mit der Armbrust abzuknallen. Alles, was allgemein als schön gilt, ist bei dem Addams verpönt, was wir zum Fürchten finden, lieben sie.
Die Spannung bleibt aber nie lange unaufgelöst, die Kreaturen sind alle auch niedlich in ihrer Hässlichkeit und am Ende wird wirklich alles gut und niemand muss leiden. Es würde uns überraschen, wenn Tränen fließen würden – falls euch beim Kinobesuch etwas auffällt, lasst es uns und die anderen Leser*innen in den Kommentaren wissen.
„Die Addams Family“ startet am 24. Oktober 2019 in den deutschen Kinos. Die Spielzeiten in eurer Stadt findet ihr bei uns.
Fazit: „Die Addams Family“ – Familienfilm mit deutlicher Botschaft
Die Addams sind anders, aber deswegen nicht weniger liebenswert. Das begreifen am Ende auch die Konformisten aus Assimilation. Die Angst vor Fremden lässt uns schnell in die Arme derer laufen, die uns Sicherheit versprechen, Wohlstand und Glück. Diese schüren Hass, Ausgrenzung und Verfolgung, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Wer sich nicht von Angst und Populisten steuern lässt, sondern neugierig in die Welt blickt, offen ist und das Andere verstehen will, findet Freundschaft, Liebe, neue Erfahrungen und vielleicht sogar Abenteuer. Aber niemand ist frei von Intoleranz und Ignoranz, wir alle müssen uns im Gegenteil üben.