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Die Adern der Welt: Einfühlsames Drama um einen zwölfjährigen mongolischen Jungen, der nach einem tragischen Unfall das Erbe seines Vaters fortführt

Handlung und Hintergrund

Amra (Bat-Ireedui Batmunkh) ist zwölf Jahre alt und lebt mit seiner Familie auf der mongolischen Steppe mitten im Niemandsland. Gemeinsam mit seinem Vater Erdene (Yalalt Namsrai), seiner Mutter Zaya (Enerel Tumen) und der kleinen Schwester Altaa (Algirchamin Baatarsuren) hüten sie die Ziegenherde auf ihrer Farm, schöpfen daraus Milch und verarbeiten dies zu Käse. Beim lokalen Markt verkauft Vater Erdene den Käse, hilft bei Reparaturen. Der kleine Amra hat hingegen einen anderen Traum: Er will der Castingshow „Mongolia’s Got Talent“ auftreten und das traditionelle mongolische Lied „Adern der Welt“ singen. Dafür benötigt der Junge die Unterschrift seiner Eltern.

Die haben jedoch allerhand zu tun. Ihr Lebensraum wird zunehmend von internationalen Bauunternehmen zerstört, die auf der mongolischen Steppe günstige Rohstoffe gewinnen können. Erdene wird zum Anführer, der sich der Ausbeutung widersetzt. Ein tragischer Autounfall reißt den Familienvater jedoch aus dem Leben. Amra muss den Kampf seines Vaters alleine fortführen. Doch der pfiffige Junge baut auf das, was er am besten kennt: die Verbindung zur Natur und seiner Familie.

„Die Adern der Welt“ – Kinostart, Besetzung, Hintergründe

In ihrem vierten Film „Die Adern der Welt“ möchte die aus der Mongolei stammende Regisseurin Byambasuren Davaa auf die aktuelle Problematik des Raubbaus und der Verdrängung der Nomaden zu sprechen kommen. Binnen der letzten zehn Jahre haben führende Industrienationen, darunter auch Deutschland, dafür Sorge zu tragen, dass inzwischen 391 Seen, 344 Flüsse und 760 Quellen in der Monoglei vergiftet oder teils versiegt sind.

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Das im Film so prägnante Lied „Die Adern der Welt“ ist kein wirklicher Song, geht jedoch auf eine mongolische Lebensweisheit zurück: „Wenn die letzte Ader Gold aus der Erde gezogen ist, wird diese zu Staub zerfallen.“ Viele der Darsteller*innen im Film sind eigentlich Laiendarsteller und leben wirklich in der mongolischen Steppe.

Der deutsche Kinostar von „Die Adern der Welt“ ist am 29. Juli 2021.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Byambasuren Davaa
Darsteller
  • Bat-Ireedui Batmunkh,
  • Enerel Tumen,
  • Yalalt Namsrai
Drehbuch
  • Byambasuren Davaa,
  • Karen Lönneker

Kritikerrezensionen

    1. FBW-Jury-Begründung:

      Byambasuren Davaas Langfilm führt die Zuschauer in die mongolische Steppe. Hier lebt der elfjährige Amra zusammen mit Vater und Mutter. Auch wenn er in einer traditionellen Jurte zuhause ist kennt er doch Smartphones, YouTube und TV-Casting-Shows. Und er kennt auch die Auswirkungen der Rohstoffausbeutung die internationale Konzerne betreiben. Amras großer Traum ist es, einmal bei „Mongolia’s got Talent“ singen und zu gewinnen. Doch genau an dem Tag, als er endlich die Unterschrift zur Teilnahme an der Show bekommt, geschieht ein furchtbares Unglück.

      DIE ADERN DER WELT betrachtet die Herausforderungen der Moderne auf den traditionellen, nomadischen Lebensstil aus Augenhöhe eines Kindes. Mit dem großen Einschnitt in Amras Leben zerrinnen seine Träume. Um den Lebensunterhalt zu sichern, schwänzt er die Schule, um für illegale Goldgräber zu arbeiten.

      Byambasuren Davaa setzt die Wirkung der mongolischen Natur klug um. Alles Menschliche erscheint winzig vor der Weite der Landschaft. Begeistert hat die Jury die schönen Bilder aufgenommen, mit denen der Film in die mongolische Abgeschiedenheit entführt. In mehr als angemessenem, ruhigen Tempo lässt DIE ADERN DER WELT teilhaben am provinziellen Alltagsgeschehen. Zunehmend aber verdichten sich die Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Die multinationalen Konzerne graben sich immer weiter in die Landschaft und verdrängen traditionelle Lebensformen. Familie und Geschäft, Tradition und Moderne, Kindheit und Erwachsen bilden, so die Jury, gleich auf mehreren Ebenen eine interessante Geschichte.

      Obwohl der Tagebau selbst nur am Rande zu sehen ist, vermag DIE ADERN DER WELT mit seinem vertiefenden Blick in die mongolische Kultur weitaus besser als manch Dokumentation zu vermitteln, was der Eingriff der Konzerne für das Leben dort bedeutet. Immerhin, so erzählt der Film, sind 1/5 der Landesfläche als Abbaugebiet ausgewiesen. Und so stehen die nomadisierenden Hirten vor der Entscheidung, ihre Herden zu verkaufen und das Land zu aufzugeben oder den Kampf gegen die Konzerne aufzunehmen.

      Mit Interesse folgte die Jury Amra auf seiner Reise von kindlicher Unschuld, Trauer und Sinnsuche bis zum Wiederentdecken von Familie und Tradition. Mit toll gezeichneten Charakteren, gelungenen Dialogen und fühlbarer Bescheidenheit hebt sich der Film positiv vom durchschnittlichen Filmeinerlei ab. Sogar die Synchronisierung wirkt auf die Jury gelungen, was nicht selbstverständlich ist.

      Durchweg hat Regisseurin Byambasuren Davaas auf hervorragende Schauspieler zurückgreifen können, die mit ihrem nahezu selbstverständlichen Spiel mit dazu beigetragen haben, dass sich die Jury stets angesprochen gefühlt hat. DIE ADERN DER WELT ist ein wirklich sehenswerter Film aus einem fast noch unbekannten Teil der Erde, der mit seinem stillen Understatement große Wirkung entfalten kann.

      FBW-Jugend-Filmjury:

      (www.jugend-filmjury.com)

      Unser Planet wird durchzogen von Abertausenden Kilometern aus Gold, den Adern der Welt. Als in der mongolischen Steppe das Leben im Einklang der Natur der Familie von Amra von röhrenden Motoren zerstört wird, stellt sich sein Alltag auf den Kopf. Im titelgebenden Lied singt er: „Wenn die letzte Goldader aus dem Boden gezogen / Erwachen die Dämonen.“ Seine Mutter würde die geringe Entschädigung lieber annehmen und ein Leben in der Stadt beginnen, doch sein Vater kämpft für seine Heimat und organisiert den Widerstand gegen die Ausbeutung durch die internationalen Minengesellschaften. Hin und hergerissen zwischen der Wahrung der Tradition und dem vielversprechenden Leben in der Großstadt, wächst er auf und fragt sich, was es heißt Nomade zu sein. Inmitten dieser Welt bekommt Amra die Chance, bei Mongolia’s Got Talent aufzutreten und beginnt zu begreifen, welche Folgen der Raubbau für ihn haben könnte. Einfühlsam gibt uns der Film Einblicke in das nomadische Leben und regt dazu an, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Denn mit ausdauernden und wunderschönen Aufnahmen der mongolischen Steppe schafft er es, auf atemberaubende Weise das Lebensgefühl der Nomaden einzufangen. Doch damit setzt er auf eine andere Erzählweise als die meisten aktuellen Filme und es verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation. Durch diesen Ansatz ist der Film für jüngere Zuschauer*innen unter Umständen zu langsam erzählt, doch wer sich auf die Erzählung einlässt, kann die ruhige Geschichte in vollen Zügen genießen. DIE ADERN DER WELT hinterfragt unsere Gesellschaft, in der immer weniger Zeit für das eigentlich Wichtige bleibt. Für die Heimat und dem Zusammenhalt der Familie kann man sich schon einsetzen, lange bevor eine Katastrophe diese zerstört. Dieser Widerstand, der die Erzählung dominiert, zeigt, dass der Kampf für die eigene Heimat, auch wenn es ein David-gegen-Goliath-Kampf zu sein scheint, es wert ist, ausgetragen zu werden. Die Adern werden unwiederbringlich zerstört, Traditionen verdrängt, betroffene Familien wissen nicht zu reagieren und Kinder zur Arbeit in gefährlichen Minen verleitet. Dies alles wird im Film emotional erzählt. Der Film lässt sich Zeit, die wunderschöne Landschaft auf den*die Zuschauer*in wirken zu lassen. Die ästhetische Kameraführung sowie Farbpalette sorgen für ein visuelles Erlebnis, das man auf der großen Leinwand unbedingt sehen sollte. Obwohl „Die Adern der Welt“ langsam erzählt wird, schafft er es, mit seinen Figuren und dem wichtigen Thema zu überzeugen und empfehlen ihn für alle Filmfans ab elf Jahren.

      ruhig: 5 Sterne
      politisch: 5 Sterne
      ästhetisch: 5 Sterne
      emotional: 3 Sterne
      kulturell: 5 Sterne

      Gesamtbewertung: 4,5 Sterne.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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