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Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte: Der Film stellt die Geschichte Deutschlands der vergangenen 40 Jahre anhand eines Porträts der Anwälte Otto Schily, Hans Christian Ströbele und Horst Mahler dar. Ausgangspunkt ist ein dpa-Pressefoto von 1973, das die drei in einem Berliner Gerichtssaal zeigt; Mahler sitzt auf der Anklagebank, Schily und Ströbele sind seine Verteidiger.

Handlung und Hintergrund

Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler gehören zu den Exponenten der Außerparlamentarischen Opposition (APO). Schily, ein brillanter Rhetoriker in Weste und Anzug, Wahlverteidiger von Gudrun Ensslin, Mitbegründer der Grünen, schlägt später als SPD-Innenminister die politische Volte zu Law & Order. Ströbele, Rechtsreferendar in Mahlers Kanzlei, Verteidiger von Andreas Baader, ist das linke Gewissen der Grünen und auch heute noch ein Unangepasster. Horst Mahler wandelte sich vom Ultralinken in einen rechten Holocaustleugner und Volksverhetzer.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Birgit Schulz
Produzent
  • Sabine de Mardt
Darsteller
  • Otto Schily,
  • Hans-Christian Ströbele,
  • Horst Mahler
Drehbuch
  • Birgit Schulz
Kamera
  • Isabelle Casez,
  • Axel Schneppat
Schnitt
  • Katharina Schmidt

Kritikerrezensionen

    1. Birgit Schulz verfolgt die ganz verschiedenen Lebenswege dreier Männer, die in den 60ern ganz ähnlich begonnen haben: Horst Mahler war damals schon so etwas wie eine Legende unter den links orientierten Studenten; zu ihm gesellten sich die jungen Juristen Otto Schily und Hans-Christian Ströbele. Sie behandelten die Rechtsangelegenheiten der 68er-Studenten, auch im berühmt-berüchtigten Benno-Ohnesorg-Prozess; später vertraten sie gerichtlich auch Baader und seine RAF-Truppe, die sich von den weitgehend friedlichen Protesten der Apo und des SDS abgesondert haben und den gewaltsamen Weg der Revolution gegangen sind.

      Hier schon zweigt sich Horst Mahler von den Kollegen ab: der stets die Revolution befürwortete, weil er in einem autoritären, protofaschistischen Staat (als den er die BRD ansah) keine Zukunft sah. Während Schily stets die Evolution innerhalb des Rechtsstaates als den richtigen Weg verfolgte… Und Ströbele sich ohnehin mit jeder Ungerechtigkeit auseinandersetzte, die der Staat oder die Medien oder sonstige Stärkeren gegen Schwächere, gegen Protestierende, gegen Neinsager betrieb.

      Mahler jedenfalls fuhr mit Baader und Co. ins Terrorcamp in den Libanon: er durchbrach die Grenze zwischen juristischem Beistand und Gemeinmachung mit den Angeklagten. Sein Weg ist ohnehin der gewundenste: während seiner 12 Jahre Haft wegen RAF-Mitgliedschaft konvertierte er zum Rechtsnationalen, und inzwischen ist er verurteilt wegen Holocaust-Leugnens…

      Birgit Schulz zeigt diese Lebenswege, indem sie ihre drei Protagonisten selbst erzählen lässt. Das ist in manchen Aussagen von Horst Mahler kaum erträglich, wenn er seine Radikalisierung in welche Richtung auch immer verteidigt; und mitunter ist es sehr entblößend, wenn Schily seine harte, auf reines Sicherheitsdenken ausgerichtete Innenpolitik nach 2001 als direkte Konsequenz seiner Zeit als Apo-Anwalt ansieht… Schulz zeigt dann ein Foto, das Schily unter Polizeihelm mit Gummiknüppel zeigt, fröhlich vereint mit bundesrepublikanischen Sicherheitskräften – und das in krassem Kontrast steht zu einem zuvor gezeigten Bild von Anfang der 80er, als er von der Polizei bei Anti-Atom-Protesten fortgeschleppt wird…

      In solchen historischen Bildern, verknüpft mit persönlichen Erklärungen der Protagonisten, auch mit nachträglichen Rechtfertigungen, liegt die Kraft des Films, der die drei Anwälte scharf kontrastiert miteinander, aber auch mit der je eigenen Vergangenheit.

      Andererseits zeigt Schulz gerade am Anfang auch wieder mal die immergleichen Bilder der Studentenproteste; vielleicht, um im Zuschauer ein Gefühl für den damaligen Zeitgeist zu entfachen. Für denjenigen, der das alles schon kennt, führen die Wiederholungen der Bilder von Schah-Protest und Springer-Sturm eher zur Abstumpfung. Nicht zuletzt, weil inzwischen diese Bilder von Eichinger gar schon fiktionalisiert wurden in seinem RAF-Blockbuster…

      Auf diese 68er-Zeit legt der Film dramaturgisch zu großes Gewicht – interessanter wären da wohl die 80er gewesen, die Zeit, in der sich Mahlers Wandlung von links- nach rechtsradikal vollzog (die vielleicht auch tatsächlich nur der Sprung auf die andere Seite der Medaille war), in der sich Schily und Ströbele als grüne Bundestagsabgeordnete gegen das Polit-Establishment stellten, in denen sich Schily der SPD zuwendete… Und: Man hätte auch gerne mehr erfahren über die tatsächlichen inneren Beweggründe der Anwälte in ihren Karrieren –von objektiver Seite her, nicht nur aus Selbstzeugnissen heraus.

      Fazit: Die drei Lebenswege der drei Apo- und RAF-Anwälte Mahler, Schily und Ströbele als weiterer Kommentar zur derzeitigen 68er-Debatte ermöglichen einen vertiefenden Einblick in einen wenig bekannten Aspekt der BRD-Geschichte; hätte aber durchaus scharfkantiger ausfallen können.
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    2. Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte: Der Film stellt die Geschichte Deutschlands der vergangenen 40 Jahre anhand eines Porträts der Anwälte Otto Schily, Hans Christian Ströbele und Horst Mahler dar. Ausgangspunkt ist ein dpa-Pressefoto von 1973, das die drei in einem Berliner Gerichtssaal zeigt; Mahler sitzt auf der Anklagebank, Schily und Ströbele sind seine Verteidiger.

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      1. Horst Mahler, Otto Schily und Hans-Christian Ströbele: drei Köpfe der 68er, umstrittene Persönlichkeiten und politische Wegbegleiter durch bewegte Kapitel der deutschen Geschichte, von der RAF bis zur aktuellen Terrorismus-Debatte. Die informative und ebenso mutige Dokumentation stellt historisches Bildmaterial den aktuellen Interviews gegenüber und zeichnet so auch deren höchst unterschiedliche Werdegänge nach. Durch einen persönlich gefärbten Zugang zu den politischen Abläufen wird dem Zuschauer viel Raum für eigene Schlussfolgerungen gelassen. So entsteht ein brisanter Film, der durchaus eine Herausforderung darstellt und Material für heiße Diskussionen liefert. Endlich wieder ein extrem spannender, politischer Dokumentarfilm mit viel Zündstoff!

        Jurybegründung:

        Mit abgeklärter Rhetorik bzw. mit ruhigen, bedachtsam gewählten Worten tragen Juristen zuweilen Sachverhalte vor, denen eine enorme Brisanz innewohnt und die heftige emotionale Reaktionen hervorrufen. Solche Objektivität der Darstellungsform ist in bestimmter Hinsicht auch das Gestaltungsmittel des Dokumentarfilms von Birgit Schulz. Abgesehen von dem kurzen Kommentar zur Einführung sprechen in diesem Film die Protagonisten und die historischen Ereignisse für sich.

        Die drei Anwälte Horst Mahler, Otto Schily und Hans-Christian Ströbele, die einst einander nahe standen, erweisen sich als Persönlichkeiten mit Überzeugungen, die teils diametral entgegengesetzt sind, teils erhebliche Variationen erfahren haben. In legendär gewordenen Gerichtsräumen machen sie ‚Zeugenaussagen‘ und geben Erklärungen ab, die mit Archivmaterial zu den betreffenden Ereignissen illustriert werden. Ein erstaunlich breites Themenfeld wird dabei abgehandelt. Wichtige Etappen der bundesdeutschen Geschichte werden beleuchtet und es kommen ‚wunde Punkte‘ zur Sprache.

        Der Film führte in der FBW-Jury zu einer angeregten und kontroversen Diskussion. Dabei wurden u. a. die Auffassung vertreten, dass es dem Dokumentarfilm gelungen ist, die Verdienste und Leistungen des demokratischen Gemeinwesens zu verdeutlichen, welche darin bestehen, politische Konflikte und Widerstreite auszutragen und auszuhalten. Genau erfasst die Kamera die psychischen Regungen, welche die verbalen Aussagen der Protagonisten begleiten. Durch geschickte Montage wird der Zuschauer in die Lage versetzt, seine eigenen Schlüsse über Glaubwürdigkeit, logische Stringenz und (partei-)politische Programmatik zu ziehen.

        Die Kritik, dass dem Film gewisse Einseitigkeiten anzulasten sind und politische Opponenten aus dem konservativen Lager bzw. juristische Kontrahenten nicht ihre Sicht der Dinge zur Sprache bringen konnten, blieb in der Jury-Diskussion in der Minderheit. In der Gesamtwürdigung votierte die Jury mehrheitlich für das Prädikat besonders wertvoll.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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