Horst Mahler, Otto Schily und Hans-Christian Ströbele: drei Köpfe der 68er, umstrittene Persönlichkeiten und politische Wegbegleiter durch bewegte Kapitel der deutschen Geschichte, von der RAF bis zur aktuellen Terrorismus-Debatte. Die informative und ebenso mutige Dokumentation stellt historisches Bildmaterial den aktuellen Interviews gegenüber und zeichnet so auch deren höchst unterschiedliche Werdegänge nach. Durch einen persönlich gefärbten Zugang zu den politischen Abläufen wird dem Zuschauer viel Raum für eigene Schlussfolgerungen gelassen. So entsteht ein brisanter Film, der durchaus eine Herausforderung darstellt und Material für heiße Diskussionen liefert. Endlich wieder ein extrem spannender, politischer Dokumentarfilm mit viel Zündstoff!
Jurybegründung:
Mit abgeklärter Rhetorik bzw. mit ruhigen, bedachtsam gewählten Worten tragen Juristen zuweilen Sachverhalte vor, denen eine enorme Brisanz innewohnt und die heftige emotionale Reaktionen hervorrufen. Solche Objektivität der Darstellungsform ist in bestimmter Hinsicht auch das Gestaltungsmittel des Dokumentarfilms von Birgit Schulz. Abgesehen von dem kurzen Kommentar zur Einführung sprechen in diesem Film die Protagonisten und die historischen Ereignisse für sich.
Die drei Anwälte Horst Mahler, Otto Schily und Hans-Christian Ströbele, die einst einander nahe standen, erweisen sich als Persönlichkeiten mit Überzeugungen, die teils diametral entgegengesetzt sind, teils erhebliche Variationen erfahren haben. In legendär gewordenen Gerichtsräumen machen sie ‚Zeugenaussagen‘ und geben Erklärungen ab, die mit Archivmaterial zu den betreffenden Ereignissen illustriert werden. Ein erstaunlich breites Themenfeld wird dabei abgehandelt. Wichtige Etappen der bundesdeutschen Geschichte werden beleuchtet und es kommen ‚wunde Punkte‘ zur Sprache.
Der Film führte in der FBW-Jury zu einer angeregten und kontroversen Diskussion. Dabei wurden u. a. die Auffassung vertreten, dass es dem Dokumentarfilm gelungen ist, die Verdienste und Leistungen des demokratischen Gemeinwesens zu verdeutlichen, welche darin bestehen, politische Konflikte und Widerstreite auszutragen und auszuhalten. Genau erfasst die Kamera die psychischen Regungen, welche die verbalen Aussagen der Protagonisten begleiten. Durch geschickte Montage wird der Zuschauer in die Lage versetzt, seine eigenen Schlüsse über Glaubwürdigkeit, logische Stringenz und (partei-)politische Programmatik zu ziehen.
Die Kritik, dass dem Film gewisse Einseitigkeiten anzulasten sind und politische Opponenten aus dem konservativen Lager bzw. juristische Kontrahenten nicht ihre Sicht der Dinge zur Sprache bringen konnten, blieb in der Jury-Diskussion in der Minderheit. In der Gesamtwürdigung votierte die Jury mehrheitlich für das Prädikat besonders wertvoll.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)