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Die Blumen von gestern: Kluge, schwarzhumorige Komödie über einen Holocaust-Forscher, der von einer aufgeweckten französischen Kollegin aus einer schweren Lebenskrise gerettet wird.

„Die Blumen von gestern“ im Kino

Aktuell sind keine Kinotickets in diesem Ort verfügbar.

Handlung und Hintergrund

Historiker und Holocaust-Forscher Totila Blumen (Lars Eidinger), kurz Toto, steckt in einer handfesten Midlife-Crisis. Sowohl in seinem Job im Archiv der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen als auch in seiner Ehe mit seiner gestressten Frau Hannah (Hannah Herzsprung) herrscht lähmender Stillstand. Mitten in den schleppenden Vorbereitungen zu einem Auschwitz-Kongress, den seine Kollegen zum reißerischen Event verhunzen wollen, bindet ihm sein Vorgesetzter und Rivale Balthasar (Jan Josef Liefers) eine kapriziöse Studentin aus Frankreich ans Bein. Zunächst nervt die quirlige Praktikantin Zazie Lindeau (Adèle Haenel) den spröden Historiker, da sie ihm wie ein Hündchen auf Schritt und Tritt folgt. Doch die beiden kommen sich bald näher und entpuppen sich nach anfänglichem Schlagabtausch wie füreinander gemacht. Zugleich hat Zazie ihre eigene heimliche Agenda, die eng mit einem dunklen Geheimnis in Totos Familiengeschichte verbunden ist.

Die Blumen von Gestern - Hintergründe

Der deutsche Film kennt sehr unterschiedliche Versuche, der besonderen geschichtlichen Verantwortung des Nationalsozialismus gerecht zu werden: Man denke da nur an den „Der Untergang“ oder „Sophie Scholl„. Die Tragikomödie „Die Blumen von Gestern“ erzählt mit viel schwarzem Humor, welche Fallstricke es bei der Verarbeitung der Vergangenheit in der Gegenwart geben kann. Dabei treffen sich zwei einsame Seelen, die trotz ihrer belastenden Geschichte Verständnis für einander entwickeln. Bei dem Projekt hat Chris Kraus („Poll„, „Vier Minuten„) nicht nur die Regie, sondern auch gleich das Drehbuch übernommen. In der Hauptrollen ist die deutschen Schauspiel-Elite zu sehen. Neben Lars Eidinger, der es mit „Personal Shopper“ nach Hollywood geschafft hat, sind Hannah Herzsprung („Who I Am - Kein System ist sicher„) und Jan Joseph Liefers („Vier gegen die Bank„) dabei.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Chris Kraus
Produzent
  • Kathrin Lemme,
  • Danny Krausz,
  • Gerd Huber,
  • Dr. Kurt Stocker
Darsteller
  • Lars Eidinger,
  • Adèle Haenel,
  • Hannah Herzsprung,
  • Jan Josef Liefers
Drehbuch
  • Chris Kraus
Kamera
  • Sonja Rom
Schnitt
  • Brigitta Tauchner

Kritikerrezensionen

    1. Totila Blumen ist Holocaust-Forscher. Als solcher versteht er keinen Spaß. Per se nicht und auch im Speziellen nicht, wenn seine Kollegen versuchen, aus einem Auschwitz-Kongress ein werbefinanziertes Bling-Bling-Event zu machen und somit das Erbe des gerade erst verstorbenen und von Totila hoch verehrten Professors Norkus mit Füßen treten. Als man Totila dann auch noch die sehr junge und sehr nervige französische Studentin Zazie vor die Nase setzt, die ihm folgt wie ein Hündchen und mit seinem direkten Vorgesetzten ein Verhältnis hat, ist der stets ernst und überlegt dreinblickende Mann am Ende. Doch Jammern hilft nicht - erst recht nicht bei seiner gestressten Frau, die ihn auffordert, weniger zu hadern und sich mit dem zu arrangieren, was das Leben gerade anbietet. Und so macht Totila weiter seine Arbeit, unterstützt von Zazie. Die jedoch scheint ihre ganz eigene Agenda zu haben - eine Agenda, die eng mit Totilas Familie verknüpft ist. Von der ersten Minute an setzt Chris Kraus in seinem neuen Film DIE BLUMEN VON GESTERN den Ton: Schnelle Dialoge, beißender Humor, auf Krawall gebürstete Protagonisten. Das ist der Stoff, aus dem richtig gute Komödien sind, und der Film entspricht diesen Anforderungen komplett. Und das trotz des sehr belasteten und für Humor eher weniger geeigneten thematischen Settings. Dennoch gelingt dem Regisseur und Autor Kraus das Kunststück, den Zuschauer auch tief zu berühren. Denn unter der Oberfläche der vor Witz sprühenden Dialoge und der teilweise sehr obskuren Situationskomik schaffen Kraus und sein hervorragendes Ensemble, das bis in die Nebenfiguren mit Glanzleistungen aufwartet und Figuren voller Tiefe und Tragik schafft. Lars Eidinger spielt den Juniorprofessor zunächst trocken und bierernst. Doch sein betroffener und oftmals waidwunder Blick, die Verzweiflung in seiner Stimme und die Hilflosigkeit seiner Gesten offenbaren jemanden, der innerlich zerrissen ist und nicht nur ein Suchender in Sachen Geschichte, sondern vor allem nach sich selbst ist. Dabei helfen kann ihm nur eine Figur wie Zazie, die von Adele Haenel mit Verve und Esprit gespielt wird. Zazie geht unter die Haut, ist anstrengend und in ihrer Exaltiertheit oftmals unerträglich. Und doch ist sie ein zartes, fragiles und fast schon irreales Geschöpf, dessen Faszination sich nicht nur Totila nicht lange entziehen kann. Der Zuschauer folgt beiden Figuren auf ihrem jeweiligen Weg und spürt mit ihnen ein großes persönliches Geheimnis auf, das sie verbindet und mehr über die Tragik der Geschichte erzählt als jede steife Abhandlung in einem Lehrbuch. Mit DIE BLUMEN VON GESTERN ist Chris Kraus ein meisterlicher Film gelungen, der stilsicher zwischen Komik und Tragik balanciert, ohne albern oder kitschig zu sein. Aberwitzig, anspruchsvoll, genial.

      Jurybegründung:

      Mit DIE BLUMEN VON GESTERN hat Chris Kraus eine erstaunlich mutige und überraschende Tragikomödie über die Erinnerungskultur und Erforschung des Holocaust inszeniert.
      Es geht um einen Holocaustforscher (Lars Eidinger) zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen zwei Frauen und in Verleugnung seiner Vergangenheit. In der Begegnung mit der Enkelin einer Holocaust-Ermordeten eskaliert sein labiles Selbstbild, er stellt seine Ehe in Frage und verliebt sich in die sperrige junge Französin. Dabei entwirft der Film extreme Ambivalenzen in der Charakterzeichnung, und es gelingt ihm, die schwierige Beziehung des Paares überzeugend schauspielerisch zu vermitteln.
      In diesem Film ist ein origineller und ungewöhnlicher Umgang mit dem Holocaust-Diskurs zu bemerken. Er ist mitunter entwaffnend ehrlich bezüglich der Holocaustforschung als einer kommerzialisierten Institution.
      Auf der schauspielerischen Ebene liefert der Film eine intensive Beziehungsdarstellung, die ein Spiel mit der Erwartung des Publikums geschickt nutzt, lenkt und zu überraschenden Wendungen führt. In seinen rasanten Dialogen erinnert der Film mitunter an Hollywoods Screwball Comedies oder die Großstadtfilme Woody Allens. Und die letzte Szene des Films mag sogar als Hommage an diese Filme verstanden werden.
      Die besondere Leistung des Films liegt darin, den Holocaust-Diskurs der 2010er Jahre differenziert zu vermitteln und einen frischen und neuen Blick auf die Erinnerungskultur in Deutschland zu werfen, die zwischen ethischer Verantwortung und kommerziellen Mechanismen aufgerieben scheint.
      Zum Ende hin verliert der Film vielleicht etwas an Fahrt, was mit der ernsthaften Rahmung zusammenhängt - viele Details aus der Vorgeschichte werden hier später geliefert und verändern die Perspektive, was jedoch zusätzliche Aspekte hervorbringt. Insgesamt muss dieser Film als ein außergewöhnliches Autorenwerk betrachtet werden, das ganz eigene und großartige Qualitäten besitzt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Die Blumen von gestern: Kluge, schwarzhumorige Komödie über einen Holocaust-Forscher, der von einer aufgeweckten französischen Kollegin aus einer schweren Lebenskrise gerettet wird.

      Kluge, schwarzhumorige Komödie über einen Holocaust-Forscher, der von einer aufgeweckten französischen Kollegin aus einer schweren Lebenskrise gerettet wird.

      Bei der Beschäftigung mit dem Dritten Reich wird oft auch ein Stück Familiengeschichte aufgearbeitet. So kommt es vor, dass in historischen Archiven heute Enkel von Tätern neben Enkel von Opfern sitzen und forschen, sich zaghaft annähern und im Idealfall gemeinsam ihre Wunden heilen. Eine solche emotional aufgeladene Begegnung thematisiert Chris Kraus in seinem vierten Spielfilm. Er kennt die Historikerszene gut, da er sich selbst intensiv mit der eigenen Familiengeschichte beschäftigt und viel Zeit in einschlägigen Archiven verbracht hat. „Die Blumen von gestern“ ist jedoch kein trockenes Geschichtsdrama, sondern eine schwarzhumorige Komödie, mit bis in kleine Nebenrollen großartigen Darstellern.

      Lars Eidinger spielt den Historiker Totila Blumen, genannt Toto, der in einer schweren Midlife-Crisis steckt. Sowohl in seinem Job im Archiv der Zentralen Stelle Ludwigsburg als auch in seiner Ehe mit Hannah (Hannah Herzsprung) herrscht lähmender Stillstand. Das löst bei Toto eine ungute Mischung aus Selbstmitleid und Aggression aus. Mitten in den schleppenden Vorbereitungen zu einem Auschwitz-Kongress bindet ihm sein Vorgesetzter und Rivale Balthasar (Jan Josef Liefers) eine kapriziöse Praktikantin aus Frankreich (Adèle Haenel) ans Bein, die sich schon bei der Abholung am Flughafen weigert, in einem „Täterauto“ (Mercedes Benz) mitzufahren. Doch es kommt wie es kommen muss. Nach anfänglichem Schlagabtausch entpuppt sich Zazie als Totos Rettung aus dem Jammertal.

      Toto ist eine Paraderolle für Lars Eidinger, der den misanthropischen, zwischen Arroganz und Verletzlichkeit schwankenden Akademiker perfekt verkörpert. Die schon zwei Mal mit dem französischen Filmpreis César prämierte Adèle Haenel, die für den Film extra Deutsch lernte, spielt mit ihm auf Augenhöhe. Mit ihrer sehr selbstbewussten, leicht verspulten Art erinnert Zazie ein bisschen an die Frauenfiguren, die Greta Gerwig in den Filmen von Noah Baumbach verkörpert. Als Historikerkollegen begeistern u. a. Eva Löbau und Cornelius Schwalm, die im breitesten Schwäbisch über den „Holokauscht“ reden und darüber diskutieren, ob man unter einem Auschwitz-Foto sitzend Brotzeit machen darf. Kraus fängt die Komik solcher Situationen perfekt ein, ohne die Figuren dabei der Lächerlichkeit preiszugeben. Auch wenn die Geschichte streckenweise womöglich ein paar Wendungen zu viel nimmt, hat Kraus‘ neuer Film alles, was eine gute Komödie braucht: Schnelle Dialoge, originelle Situationskomik, kluger schwarzer Humor und ganz viel Herz.

      Stefanie Zimmermann.
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