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Die Boxerin: Irgendwo vor den Toren Berlins. Die Hoffnungslosigkeit hat sich wie eine zweite Haut über die Einwohner gelegt. Auch Johanna raucht stoisch und bestreitet irgendwelche Träume zu haben. Aber nicht mal den miesesten Job lässt man ihr. Als der Kompromiss scheitert, wird ihr klar, dass man sich seinen Träumen stellen muss, wenn man lebendig sein will.

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Handlung und Hintergrund

Die 19-jährige Joe (Katharina Wackernagel) aus Eberswalde hat keinen Bock, gängigen Girlie-Klischees zu entsprechen. Lieber braust sie auf ihrem Moped durch die Gegend, wenn sie nicht gerade mit Freundin Stella (Fanny Staffa) ein Bierchen zischt oder ihrem Chef die Klamotten vor die Füße wirft. Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen und die Aggressionen im lokalen Boxclub in sozialverträgliche Bahnen lenken. Die männlichen Sportkameraden sind misstrauisch, aber Joe beißt sich durch.

Kein deutsches „Million Dollar Baby„, sondern eine lebensnahe Milieustudie erwartet den Kinogänger im dffb-Abschlussfilm von Catharina Deus.

Die fast erwachsene Joe, eine ruppige Außenseiterin, fristet ihr Dasein irgendwo in der ostdeutschen Einöde um Eberswalde. Der Vater ist tot, die Mutter ohne Perspektive, und sie selbst Stammgast auf dem Arbeitsamt. Einzigen Halt geben ihr ihr altes Moped, ihre flippige Freundin Stella und die verehrten Boxer-Devotionalien des toten Vaters. Eines Tages bedrängt sie den befreundeten Boxstall-Besitzer Igor, sie zu trainieren.

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In der brandenburgischen Provinz der Nachwendezeit versucht die 17-jährige Johanna ihren Platz im Leben zu finden. Doch die rebellische Außenseiterin ist allein auf sich gestellt. Ihr Vater ist tot, die Mutter ohne Perspektive und sie selbst verliert wegen ihrer rotzigen Art einen Job nach dem anderen. Ein wenig Abwechslung bieten nur ihr altes Moped, Freundin Stella und die Erinnerungsstücke an ihren Vater, der Boxer war. Da beschließt Johanna, in die Fußstapfen des Vaters zu treten und bittet Boxstall-Besitzer Igor, sie zu trainieren.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Catharina Deus
Produzent
  • Susann Schimk,
  • Jörg Trentmann,
  • Clarens Grollmann,
  • Mario Stefan
Darsteller
  • Katharina Wackernagel,
  • Fanny Staffa,
  • Martin Brambach,
  • Devid Striesow,
  • Teresa Weißbach,
  • Karoline Teska,
  • Bruno F. Apitz,
  • Carmen-Maja Antoni,
  • Manon Straché,
  • Marc Richter,
  • Denise Ilktac,
  • Jana Wagenhuber,
  • Winfried Glatzeder,
  • Richard Heidinger,
  • Jessica Kosmalla
Drehbuch
  • Martina Klein
Musik
  • Birgit Staudt
Kamera
  • Birgit Möller
Schnitt
  • Svenja Cussler,
  • Daniela Boch
Casting
  • Uwe Bünker
Produktionsleitung
  • Jörg Trentmann

Kritikerrezensionen

    1. Um die Tristesse des Ostens nach der Wende zu bebildern, scheint sich die brandenburgische Landschaft für das Kino besonders zu eignen. Da ist diese weite Ebene, in der Joes einsames Elternhaus döst, von Gerümpel und Hühnern umgeben. Oder der Laden, eine Bruchbude mit der alten Aufschrift: „Lebensmittel Verkaufsstelle“.

      Die Metropolen-Avantgarde hat es von der Hauptstadt nicht weit in dieses Brachland, das wie geschaffen scheint für die Besiedelung durch Leinwandträume. „Die wirklich Verrückten bleiben zu Hause“, hat denn auch Mario erkannt, Joes Freund, der Autos zu Cabrios recycelt. In dieser Gegend also hat Regisseurin Catharina Deus einen Haufen abgelegtes Material gefunden und es neu kombiniert zu ihrem Spielfilmdebüt.

      Joe spielt eine Art „Million Dollar Baby“, verkörpert aber eher den wütenden, ohnmächtigen Ossi. Der zu geknickt und empfindsam ist, um sich der importierten Nimm-und-Weg-Mentalität anzupassen. Die Mutter weiß auch nicht, wo es hier noch Jobs gibt, vom Sex mit dem Lebensmittelhändler verspricht sie sich mehr Alimente. Doch selbst der sagt: „Meine ganze Familie ist depressiv“.

      Dies sind nicht die Figuren eines Sozialdramas oder einer Milieustudie, sondern Figuren, die wissen, dass sie Klischees verbraten. Und die wissen, dass sie Sprüche in den Mund nehmen, weil sie irgendwo gehört, gelesen und für cool befunden wurden. Das Drehbuch von Martina Klein experimentiert mit zahlreichen Funden: „Ich bin nicht dein seelischer Mülleimer“, sagt Joes Freundin Stella. Sie sagt auch: „Ich weiß sowieso, dass man Sex nicht überbewerten sollte, es ist doch nur eine von vielen Möglichkeiten, sich auszudrücken.“

      Katharina Wackernagel ist zu erwachsen für die Rolle der Joe, Fanny Staffa als Stella spielt ihren Smiley-Part so phänomenal abgehoben wie das Leinwand-Original Adam Sandler. Doch diese Stella hat ihre Funktion als Entwicklungshelferin für Joe, zieht sie zu einer Karaoke-Show, auf der sie die Bewunderung des smarten Mario erntet. Mit diesem Devid Striesow und seinem Kenner-Lächeln kommt Drive in die Geschichte, passen die Sprüche plötzlich. Das hässliche Entlein Joe nimmt auf einmal auch, was ihr gefällt, und lässt Federn, die ihr nicht mehr stehen.

      Joe und Mario beim Bettgespräch danach: „Wann heiraten wir?“ „Wenn es aufhört, zu regnen.“ „Ich bin eigentlich gegen die Ehe.“ „Du bringst mich aus der Fassung, Joe.“ Das funktioniert, das hat subversiven Charme. Eine so frisch zusammengebastelte Coming-of-Age-Geschichte hängt im Kaufhaus Kino noch nicht an der Stange.

      Fazit: Armes Ossi-Mädchen lernt, sich durchzuboxen: Aus dem Recycling von Klischees ist ein ungewöhnlicher Film mit subversivem Charme entstanden.
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    2. Die Boxerin: Irgendwo vor den Toren Berlins. Die Hoffnungslosigkeit hat sich wie eine zweite Haut über die Einwohner gelegt. Auch Johanna raucht stoisch und bestreitet irgendwelche Träume zu haben. Aber nicht mal den miesesten Job lässt man ihr. Als der Kompromiss scheitert, wird ihr klar, dass man sich seinen Träumen stellen muss, wenn man lebendig sein will.

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      1. Johanna, genannt Joe, hat in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit im tiefen Osten Deutschlands schwere Probleme mit ihren Jobs, muss zeitweise von der Stütze leben, was natürlich vorne und hinten nicht reicht und die Konflikte mit ihrer Mutter schärft. Einen neuen Job in und um Eberswalde zu finden, ist nicht leicht. Joe träumt davon, Boxerin zu werden - so wie ihr verstorbener Vater, der einst ein bekannter Boxer in der Region war. (…)

        Regisseurin Catharina Deus ist ein intensiver Film über das Erwachsenwerden in einer feindseligen Umwelt gelungen, in der alle Anerkennung und aller Respekt schwer erkämpft werden müssen. Die scheinbar aussichtlose Lage, schlecht bezahlte Jobs, ständig drohende Arbeitslosigkeit, Konflikte mit den Eltern, die fehlende Akzeptanz bei den Sportkameraden im Verein, die Rivalitäten der ehemaligen Mitschülerinnen und auch das scheue Glück in all dem Elend sind sensibel und ohne jede Plattheit inszeniert.

        Es ist das Verdienst des Films, mit einem guten Drehbuch, einer klugen Regie und mit durchweg hervorragenden Darstellerleistungen eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, die mit einer spannenden Geschichte über die volle Filmlänge trägt, ohne eine Sekunde der Gefahr von Langweile ausgeliefert zu sein.

        Besonders hervorzuhebenen ist die Darstellung der Auseinandersetzung zwischen der Protagonistin und ihrer Mutter. Wunderbar entwickelt wird das Ertasten der eigenen Sexualität und der Umgang mit den eigenen Launen. Ebenso realitätsbezogen werden die Konflikte zwischen Jugendlichen dargestellt. Ein besonderer Höhepunkt ist dann die Inszenierung des Boxkampfes, eigens von einem auf Boxkampfszenen spezialisierten Cutter geschnitten. Einfallsreiche Dialoge („Du bist wie ein harter Keks, innen mit Schokolade gefüllt“, oder „Du hast einen Körper wie ein Sportwagen“) überwiegen bei weitem die weniger starken Wortwechsel („Du kannst alles machen, nur nicht mir das Herz brechen“).

        Der intensive Film wirkt stellenweise atemberaubend realistisch und überhöht zugleich, sympathisch bescheiden und dennoch voller Kraft. Hier wird nicht illustriert, sondern „volle Kanne“ gelebt.

        Alles ist atmosphärisch dicht erzählt, seien es das Umfeld der Protagonisten und die hoffnungslose Tristesse der Region oder der unbeugsame Wille der Hauptfigur, sich durchzusetzen und trotz aller widrigen Umstände nicht aufzugeben. Die sorgsame Besetzung strahlt bis in die Nebenrollen und bildet ein starkes Ensemble, das die zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, die bis ins Detail ausgearbeitet sind, hervorragend trägt. Angelpunkt des Films ist die großartige Katharina Wackernagel als Joe, die sich mit vollem Einsatz in die Zuschauerherzen und in den Darstellerhimmel spielt.

        „Die Boxerin“ ist eine schöne Liebesgeschichte über die Schwierigkeit, Vertrauen zu fassen zur Welt und auch zu sich selbst. Für Insider besondere Leckerbissen sind Anspielungen auf berühmte Vorbilder, wie etwa „Muriels Wedding“, und erstaunlich sind - bei einem weit kleineren Budget und bei einem Erstlingsfilm - die Parallelen zu „Million Dollar Baby“, der etwa zeitgleich entstand.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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