Es handelt sich um zwei verschiedene Welten Hörspiel und Film. Und die kommen sich auch nicht in die Quere, so Oliver Rohrbeck. Und, noch schnell: Ich freue mich natürlich, das der Film so gut geworden ist. Was alles sehr diplomatisch ist, denn diese Aussage findet sich in einem Presseheft, und Oliver Rohrbeck ist der echte Justus Jonas, der Sprecher, den wir von Kindesbeinen an aus den Hörspielen kennen.
Über Hundert gibt es davon, dazu die Bücher so prägend wie Hui Buh oder der Pumuckl. Besser natürlich ist der Vergleich mit Enid Blytons 5 Freunden, denn bei den Drei Fragezeichen geht es auch um Verbrechen ohne Mord- und Totschlag, trotzdem manchmal unheimlich und immer liebevoll und intelligent. Eine Kunst für sich.
Schon seit den 1960ern gibt es die cleveren Detektive aus dem kalifornischen Rocky Beach. Justus Jonas, der pummelige Superkluge, der zweite, Peter Shaw und natürlich, für Recherchen und Archiv zuständig, Bob Andrews. Es ist schwierig alles auseinander zu dröseln, wenn es um das US-Original und seine Übersetzungen geht, als Buch, als Hörspiel, die Unterschiede dazwischen. Seit einigen Jahren, nur so zum Beispiel, firmieren die Die drei Fragezeichen aufgrund von Rechtsstreitigkeiten nur mehr unter Die Dr3i; Justus heißt nun Jupiter (wie schon immer in Amerika).
Jetzt also hat es sie auch ins Kino verschlagen. Leider. Nicht, weil es sich nicht gehört oder nicht gut tut dass man nun konkret sieht, was man sich vor und für so lange(r) Zeit nur im Kopf ausmalte. Tatsächlich kann und darf ein Film auch und gerade wenn er die Adaption einer so lieben, fast familiären Phantasie-Welt ist, als etwas ganz eigenständiges daherkommen, ganz anders sein, einen anderen Ton haben. Bei der wilden Hui Buh-Verfilmung hat das auch geklappt. Hier tut es das leider nicht so recht.
Natürlich gleicht man immer ab; und das ist legitim, weil die Filmemacher dieser deutschen Produktion auf den Wiedererkennungseffekt, den Erfolg des guten und etablierten Namens spekulieren und sich andererseits die Schwächen dieser ersten Umsetzungen für die große Leinwand durch das Gegeneinanderstellen besser benennen lassen.
Zum einen sind da die drei Detektive zu jung: 13 Jahre alt, doch Bob-Darsteller Cameron Monaghan sieht aus wie zehn, und wenn er dann auch noch mit einem Teddy-Bären auf der Urlaubsfahrt versehen wird, sägt das nicht nur an der Würde der altbekannten Figur, sondern stört auch in der Konzeption des Films. Die überhaupt etwas unausgegoren wirkt: Kein Jugend-, ein Kinderkrimi will es sein, aber auch Abenteuerschnitzeljagd mit wilden Wendungen, mit Action wie einer überzogenen Drachenflugverfolgungsjagd im Finale, mit Kaspereien wie einem High Tech-Juckpulver-Blasrohr. In der Hinsicht schrammt der Film manches dürftige Mal am Klamauk vorbei, setzt auf vordergründige Pointen.
Dann wieder wird die Figur des Justus notdürftig durchpsychologisiert: Seine Eltern sind bei einem unaufgeklärten Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, weswegen er die Detektei gegründet und im Rätsellösen seine Profession gefunden hat. Eine kleine Liebelei mit Chris gibt es denn auch, und ein moralisches Dilemma, mal kurz, mittendrin.
Zu viel wird zu widersprüchlich in die Figuren gepackt oder nur behauptet, insbesondere die Charakterzügen: Justus Klugheit oder Peters Hasenfüßigkeit kommen zur Sprache, bleiben aber in dem Einerlei nur einerlei. (Die Schauspielleistung in allen Altersklassen ist vielleicht auch deshalb so oberflächlich geblieben.)
Mal kurz Rocky Beach, schon geht es nach Südafrika (in dem drehtechnisch auch Rocky Beach entstand). Regisseur Florian Baxmayer müht sich denn auch redlich, die schöne Landschaft mitzuliefern, und unter der teilweise arg dicken Musik könnte glatt noch das Traumschiff einlaufen schon würde es passen.
Dabei ist die Geschichte an sich nicht schlecht, auch wenn sie mit der Originalstory um die Geisterinsel, wie man sie aus Buch und Hörspiel kennt, kaum mehr etwas gemein hat. Die Drehbuchautoren wissen in der Handlungsfolge, die bewährten Momente und typische Mischung aus Rätseln und Gefahren, Umschwüngen und Figurenkonstellationen zu präsentieren. Doch man ertappt sich ständig dabei, wie man sich das Ganze lieber in der Hälfte der Zeit vor dem Kassettenrekorder sitzend anhört. Und sei es auch nur, weil allzu oft die Figuren sowieso das, was gerade zu sehen ist, noch mal beschreiben.
Letztlich weiß man nicht, woran man ist, und noch schlimmer: woran man sein sollte. Art und Niveau ist nix für die Älteren (und was man an Erinnerung mitbringt, steht nur im Weg), für die Jüngeren hätte es die Referenzen nicht gebraucht, im Gegenteil, sie halte nur auf. Die drei ??? Das Geheimnis der Geisterinsel bleibt so ein harmloser, etwas gezwungener TV-Film (trotz aller Produktionswerte), weil er hier nicht wahrhaftig genug und dort nicht eigenständig und rasant ist, wie er doch insgeheim sein möchte. Nett und ganz okay, vielleicht. Aber da geht noch mehr.
Fazit: Das erste Leinwandabenteuer der berühmten Jugendbuch- und Hörspielreihe um die jungen Privatdetektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews versucht zu viel auf einmal und verrennt sich zwischen Vorlage und Neuinterpretation zum netten aber wirren Kinderfilm.