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„Eiskönigin 2”: „Wenn das Gesicht nicht funktioniert, kann der Körper machen, was er will”– Interview mit Jacob Frey

„Eiskönigin 2”: „Wenn das Gesicht nicht funktioniert, kann der Körper machen, was er will”– Interview mit Jacob Frey
© Disney

Passend zum Kinostart von „Eiskönigin 2“ haben wir den deutschen Animationskünstler Jacob Frey zum Interview getroffen. Er arbeitet seit 2014 in Los Angeles bei Disney und ist u. a. dafür zuständig, dass Anna und Elsa sich so realistisch in ihrer Welt bewegen.

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Die Eiskönigin 2“ startet am 20. November in den deutschen Kinos. Anlässlich des Presseauftakts haben wir die Walt Disney Animation Studios in Los Angeles besucht und die Filmemacher getroffen.

Zum „Die Eiskönigin 2“-Team gehört auch Jacob Frey, der ursprünglich aus der Nordrhein-Westfälischen Stadt Hilden kommt, mittlerweile aber in L.A. lebt und bei Disney für die Animation der Charaktere zuständig ist.

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Im Interview erzählt Frey, wie er vor dem Spiegel in seine Charaktere hinein schlüpft, was ihn bei seiner Arbeit inspiriert, wie aufwendig es ist, nur wenige Filmsekunden zu produzieren und natürlich auch, wer sein heimlicher Lieblingscharakter ist.

Elsa, Anna und Kristoff - Wie entstehen die Figuren?

Du bist in “Die Eiskönigin 2“ für die Animation der Charaktere zuständig. Wie schaffst du es, dich in die verschiedenen Figuren hineinzuversetzen?

Das kommt mit der Zeit. Je länger man an der Produktion arbeitet, desto genauer weiß man, wie sich die Charaktere verhalten und worauf man achten muss. Unheimlich viel Arbeit wird im Vorhinein aber schon von den Supervisors geleistet, die den Kern der Charaktere vorab für uns finden müssen. Im Falle von „Die Eiskönigin 2“ war das schon leichter, sie kannten die Figuren aus dem ersten Film ja schon sehr gut. Anfangs hat man immer so ein paar Wochen, in denen man warm werden muss, aber nach einiger Zeit weiß man dann genau – okay, bei dem Charakter muss ich auf die Sachen achten, bei dem Charakter auf die.

Wie inspirierst du dich bei deiner Arbeit? Gibt es Dinge aus deinem Umfeld, die du in deine Arbeit übertragen kannst?

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Man hat irgendwann eine Art Bibliothek im Kopf: Wenn ich mir Leute genauer anschaue, speichere ich Bewegungen, Eigenarten oder Emotionen dort ab. Das kann überall sein: Wenn ich die Straße runter gehe, im Zug sitze oder fliege. Hier entdecke ich manchmal kleine Dinge bei Leuten, bei denen ich mir dann denke – hey, die kann ich vielleicht beim nächsten Shot mal anwenden. Manchmal sind das einfach kleine Bewegung, beispielsweise die Art, wie jemand mit den Augen blinzelt oder die Nase runzelt. Irgendwann achtet man besonders auf solche Sachen und ich finde es besonders spannend, das zu beobachten.

Beobachtest du dich auch selber?

Ja, das mache ich sogar bei fast jedem Shot, den ich animiere. Wir haben einen Raum hier, in dem die ganze Wand verspiegelt ist und es eine Kamera gibt. Da können wir Dinge ausprobieren. Das mache ich besonders am Anfang, um eine Idee zu finden und versuche mehrere Versionen zu schauspielern. Das filme ich dann, bring es auf den Computer und nutze das dann als grobe Guideline, während ich einen Shot animiere. Oft macht man nämlich ganz unbewusst kleine Dinge, an die man so gar nicht denken würde. Das geht vom Blinzeln mit den Augen bis hin zu einer unauffälligen Hüftbewegung, die man einfach nicht auf dem Schirm hat. Aber genau diese Bewegungen lassen die Animationen am Ende erst realistisch und natürlich aussehen.

Was ist das Schwerste, wenn man einen Charakter animiert?

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Ich denke, jeder hat andere Stärken und Schwächen. Für mich ist es unheimlich schwer, wenn es sehr subtil wird. Wenn in einem Shot nicht viel passiert und es einfach darum geht, dass die Figur über etwas nachdenkt. Da muss man dann unheimlich viel mit den Augen schauspielern und wirklich nur ganz ganz kleine Bewegungen in den Gesichtsmuskeln machen. Das klingt einfach, weil man denkt, da bewegt sich nicht viel, aber im Endeffekt sind es ganz ganz kleine Nuancen, die das Ganze dann wirklich emotional machen. Da investiere ich immer sehr viel Zeit, damit es am Ende wirklich stark rüberkommt.

Die Arbeitszeit für wenige Sekunden Animation

Was macht einen starken Animationscharakter aus?

Es ist das Gesamtkonzept. Wenn das Gesicht nicht funktioniert, dann kann der Körper machen, was er will. Es muss wirklich alles zusammenwirken und zusammenspielen. Und deswegen dauert Animation so unheimlich lange, weil ein Körper hunderte von beweglichen Stellen hat und das Gesicht hat dann nochmal einen Haufen Punkte zum animieren. Wenige Sekunden im Film dauern da wirklich Wochen. Wenn ich nach sechs bis sieben Monaten um die zwei Minuten animiert habe, ist das schon viel. Deshalb sind allein für die Charaktere um die 80 Animations-Artists angestellt. Manchmal ist es absurd, weil man sich den Kinofilm dann später anschaut und dann kommt ein Shot, den man in langer, mühsamer Arbeit animiert hat – und der ist dann einfach in drei Sekunden vorbei.

Ist das nicht ganz schön frustrierend?

Nein, absolut nicht. Jeder einzelne Shot macht Spaß zu animieren, ist eine neue Herausforderung und ja auch immer ein Teil vom ganzen Film. Deswegen muss man selbst bei kurzen Shots wirklich sein Bestes geben. Also ich bin immer noch völlig geflasht, wenn ich daran denke, dass ich bei Disney arbeite und an Kinofilmen mitarbeiten kann. Ich komme aus einer deutschen Kleinstadt und wenn man da erzählt hat, man möchte bei Disney arbeiten, musste man sich oft anhören „das ist totaler Blödsinn, das schaffst du doch niemals.“ Und deswegen bin ich im Endeffekt unheimlich stolz, es geschafft zu haben.

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Hast du einen Lieblingscharakter in „Die Eiskönigin 2“?

Es gibt jetzt einen Salamander im Film, der unheimlich süß ist! Den habe ich leider nicht animiert, aber der ist gerade meine Lieblingsfigur.

Von Lisa Purrio

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