Wer gute Unterhaltung für seine Kinder sucht, greift häufig zu Disney-Filmen. Immerhin sind die Werke des Haus‘ mit der Maus für die lieben Kleinen bedenkenlos geeignet, richtig? Naja, auf den zweiten Blick kommen einem durchaus Zweifel.
In seiner langen Geschichte hat Disney einige Szenen in seine Filme eingebaut, die heute vermutlich nicht mehr durchgewunken werden würden. Zumindest erweckt die folgende Liste diese Hoffnung. Denn mehr als einmal dürfte sie die Frage aufwerfen: Wie konnte das im fertigen Film landen?
Pinocchio, der Paffer
Ach ja, die 1940er-Jahren waren eben eine andere Zeit. Anders kann man sich kaum erklären, wie Disney mit dieser Szene durchkam. Denn auch wenn Pinocchio eine Puppe ist, so wird sie dennoch personifiziert. Nicht ohne Grund will der Protagonist zu einem „echten Jungen“ werden. Kinder, die rauchen, sind ein derart großes Tabu, dass dieser Moment kaum zugelassen werden würde.
„Aristocats“ und der Rassismus
Die Sensibilität Hollywoods gegenüber Minderheiten hat sich seit 1970 merklich gebessert – auch wenn es zweifellos weiterhin großen Nachholbedarf gibt. Trotz vieler offener Probleme würde die Szene Shun Gon aus „Aristocats“ heute sicherlich anders aussehen. Fast alles darin, von den Zähnen bis zum Einsatz der Essstäbchen, ist unnötig rassistisch und voller asiatischer Stereotype.
Die Sklaven in „Dumbo“
Wo wir gerade bei Rassismus sind, machen wir gleich bei „Dumbo“ weiter. Darin findet sich ein Lied, in dem wir schwarzen Hilfsarbeitern zuhören. Sie singen davon, dass sie den ganzen Tag und die ganze Nacht arbeiten, niemals gelernt hätten zu schreiben und sich abplagen, bis sie tot sind. Das Thema Sklaverei ist kaum zu übersehen, wurde aber nicht gerade mit Fingerspitzengefühl angepackt. Zumal „Dumbo“ eigentlich als Unterhaltung für Kinder gedacht war.
Taran und die wandelnden Leichen
In „Taran und der Zauberkessel“ von 1985 erweckt der böse Gehörnte König eine Armee von Untoten. Also noch einmal zum Mitschreiben: Eine Horde verrottender Leichen und Skelette wandelt plötzlich herum, um den Guten der Geschichte zu töten. Etwas heftig für einen Kinderfilm, eine Spur weniger hätte es auch getan…
Peter Pan macht sich über amerikanische Ureinwohner lustig
Leider ein weiteres Beispiel für den unsensiblen Umgang mit Minderheiten. In „Peter Pan“ geht dieses Fehlverhalten soweit, dass andere Charaktere das stereotype Verhalten von amerikanischen Ureinwohnern nachahmen. Außerdem wird in einer Textzeile besungen, dass vor einer Millionen Jahren ein amerikanischer Ureinwohner Mädchen geküsst habe und dabei errötet sei. Deswegen hätten all seine Nachfahren rote Haut. Das geht über fehlende Sensibilität definitiv hinaus.
Die vielen Penis-Anspielungen
Disney-Filme haben mittlerweile eine zweifelhafte Berühmtheit dahingehend erlangt, dass häufig Phallus-Symbole zu sehen sind. Zum Beispiel bei diesem Bild aus „Hercules“. In „Arielle, die Meerjungfrau“ findet sich eine Penis-Anspielung gleich bei zwei Gelegenheiten: Ein Teil von König Tritons Schloss hat eine unverkennbare Ähnlichkeit mit einem männlichen Glied. Und der Priester, der Eric und Ursula in ihrer Menschenform traut, hat anscheinend eine Erektion unter seiner Kleidung.
Küssen ohne Einverständnis
Die vermeintlich romantische Szene aus „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ ist inzwischen zu einem zynischen Witz verkommen. Der Prinz taucht darin am offenen Sarg von Schneewittchen auf und erweckt die zuvor bewusstlose Prinzessin dadurch zum Leben. Erneut fassen wir gerne zusammen: Der Prinz küsst eine Frau, die er zuvor einmal gesehen hat und die allem Anschein nach tot ist. Dieses Verhalten ist jenseits von unheimlich, heutzutage würde er dafür (hoffentlich) eine Anzeige kassieren.
Der männliche Held
„Die Eiskönigin“, „Rapunzel – Neu verföhnt“, „Merida – Legende der Highlands“. Drei junge Disney-Filme, die eindrucksvoll zeigen, dass Disney aus seinen Fehlern lernt. In den genannten Beispielen begegnen wir weiblichen Hauptfiguren, die ihre Probleme selbst lösen. Früher war das anders. Mehr als einmal wurden Disney-Prinzessinnen zur Jungfrau in Nöten degradiert, die von einem Mann oder mehreren Männern gerettet werden mussten. Siehe das vorherige Beispiel mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Wer hat da die Hexe besiegt? Genau.
Auch Autos können sexy sein. Anscheinend…
Den bisherigen Beispielen wollen wir ein junges aus dem Jahr 2006 entgegensetzen. Menschen gibt es in „Cars“ zwar keine; das hielt die Macher aber nicht davon ab, sexuelle Witze einzubauen. In einer Szene fahren zwei aufgeregte weibliche Fans zum Hauptauto Lightning McQueen – und blenden ihn mit ihren Scheinwerfern. Übertragen auf unsere Welt haben ihm die Fans quasi ihre Brüste gezeigt, was das Verhalten aller erklärt. Die Menge rastet aus, McQueen gefällt, was er sieht (eklig) und die Polizei eskortiert die Fan-Autos weg. Kinder werden diesen „Witz“ vermutlich nicht verstehen, aber einige Erwachsene dürften angewidert reagiert haben.
Eine kurze Szene mit kahlen Brüsten
Freizügigkeit ist für Disney allerdings nichts Neues. Im 1940er-Film „Fantasia“ wird vor allem das Segment Eine Nacht auf dem kahlen Berge lobend erwähnt. Einige dürften dabei aber vergessen haben, dass man in einem kurzen Augenblick nackte Brüste auf sich zufliegen sieht. Diese sind animiert, nur für einen Bruchteil zu sehen, aber dafür kaum zu verpassen. Was die Frage aufwirft: Warum sind sie überhaupt in diesem Disney-Film?