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Incendies: Als der Notar Lebel den Zwillingen Jeanne und Simon Marwan den letzten Willen ihrer Mutter Nawal eröffnet, sind die beiden bass erstaunt, zwei Umschläge überreicht zu bekommen - einen Brief für ihren Vater, von dem sie glaubten, er sei tot, und einen für ihren Bruder, von dessen Existenz sie überhaupt nichts wussten. Jeanne glaubt, dass in diesem rätselhaften Erbe der Schlüssel zu Nawals Schweigen liegt, in dem...

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Handlung und Hintergrund

Die in Montreal aufgewachsenen Geschwister Jeanne und Simon erfahren bei der Testamentseröffnung ihrer Mutter, dass sie einen Bruder haben. Die beiden sind schockiert. Der Notar, ein Freund ihrer Mutter, die über ihre Vergangenheit immer geschwiegen hat, übergibt ihnen zwei Briefe, einen an den Bruder, einen an den Vater gerichtet. Jeanne will herausfinden, wer Vater und Bruder sind, Simon dagegen die Vergangenheit ruhen lassen. So bricht Jeanne allein auf Spurensuche in den Nahen Osten auf und deckt ein schreckliches Detail nach dem anderen ihrer vom Krieg bestimmten furchtbaren Familiengeschichte auf.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Denis Villeneuve
Produzent
  • Stephen Traynor,
  • Sylvie Trudelle,
  • Luc Déry,
  • Kim McCraw
Darsteller
  • Lubna Azabal,
  • Mélissa Désormeaux-Poulin,
  • Maxim Gaudette,
  • Rémy Girard,
  • Abdelghafour Elaaziz,
  • Allen Altman,
  • Mohamed Majd,
  • Nabil Sawalha,
  • Baya Belal
Drehbuch
  • Denis Villeneuve
Musik
  • Grégoire Hetzel
Kamera
  • André Turpin
Schnitt
  • Monique Dartonne
Casting
  • Constance Demontoy,
  • Lucie Robitaille

Kritikerrezensionen

    1. Der kanadische Film „Die Frau die singt“ von Regisseur Denis Villeneuve war in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für den Oscar 2011 nominiert. Das sehr realitätsnah wirkende Bürgerkriegs- und Familiendrama basiert auf dem Theaterstück „Verbrennungen“ des gebürtigen Libanesen Wajdi Mouawad, welches auch schon auf deutschen Bühnen aufgeführt wurde. Mouawad floh als Kind mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg aus dem Libanon. Auch in der Filmadaption scheint sein Kenntnisreichtum bezüglich der komplizierten Verhältnisse im Nahen Osten durch. Das hebt dieses Drama gewinnbringend von anderen Spielfilmen mit ähnlicher Thematik ab.

      Villeneuve erzählt die bewegende Geschichte einer Frau und ihrer erwachsenen Kinder in einer Gegenwarts- und einer Vergangenheitsebene, die er kunstvoll ineinander verschachtelt. Man weiß immer wieder mal für kurze Momente nicht, ob die junge Frau mit dem christlichen Kettchen um den Hals, die in einer dürren Hügellandschaft im Nahen Osten unterwegs ist, Nawal vor Jahrzehnten, oder ihre Tochter Jeanne in der Gegenwart ist. Bei ihren Recherchen in der Heimat der Mutter stößt Jeanne auf Spuren unvorstellbaren Leids und erlebt die Wucht des Krieges am ihr bisher unbekannten Schicksal ihrer Mutter nach. Es geht auf der persönlichen Ebene um eine verbotene Liebe, eine entehrte Familie, ein der Mutter entrissenes Kind. Auf Landesebene geht es um die Spirale von Gewalt und Vergeltung zwischen den Bevölkerungsgruppen verschiedener Glaubensrichtungen, der sich kaum jemand entziehen konnte.

      Die junge Nawal versteckt ihr Kettchen mit dem Kreuz vorsorglich unter einem Schal, als sie in einen Bus mit muslimischen Flüchtlingen steigt. Minuten später rettet ihr dieses Kreuz das Leben, als christliche Milizen den Bus kapern und ein Blutbad anrichten. Viele Jahre später, als Jeanne, Simon und der kanadische Notar sich vor Ort nach Nawal und ihrem Sohn erkundigen, hören sie von Schicksalen, die zwischen den einstigen Fronten den Halt verloren. Die erschütternde Auflösung am Schluss mag vielleicht zu dick aufgetragen wirken für diesen Film, der vor allem mit seiner Glaubwürdigkeit bewegt.

      Es ist spannend und beeindruckend, wie viel die Handlung auf dieser Reise der Kinder von den örtlichen Traditionen offenbart. Kontakte zu Informanten beispielsweise kämen nicht zustande ohne einheimische Helfer, die auf Einhaltung wichtiger Rituale achten. Mit beinahe dokumentarischen Details werden Szenen des Kennenlernens, an der Haustür oder beim Teetrinken, ausgestattet, bewegen sich Nawals erwachsene Kinder auf einem fremden Territorium, das voller Leben und Mitgefühl, aber auch von unsichtbaren Gräben durchzogen ist.

      Die Unsicherheit der einzelnen Personen, ob sie sich jeweils in Feindesland bewegen, nutzt das Drama auch stilistisch, um die Sinnlosigkeit der Konflikte zu schildern. Das Geschehen wird nur vage lokalisiert, die in Trümmer gelegten Siedlungen sehen aus, als gäbe es sie so an vielen Orten. Nawal bekommt im Gefängnis den Namen „die Frau die singt“. Mit ihren Liedern kämpft sie gegen die Schreie der Gefolterten an, ruft eine Welt jenseits des Grauens herbei. Nawals letzter Wille ist es ebenfalls, die Macht des Krieges zu brechen.

      Fazit: Zwei Kanadier forschen im Nahen Osten nach der Geschichte ihrer Mutter: bewegendes Drama von authentischer Intensität.
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