In der DDR war er ein absoluter Star unter den Fotografen: Günter Rössler. Seine Aktfotos von Models waren hochästhetisch und fern jeder Pornografie. Für alle wichtigen Modemagazine hat Rössler fotografiert und doch musste auch er immer unter den Restriktionen des DDR-Regimes leiden. Bekamen seine berühmten Westkollegen Aufträge in der ganzen Welt, wurden ihm diese Chancen nicht gewährt. Nichtsdestotrotz zeugen seine Bilder von einer ganz eigenen Form der Emanzipation, indem sie den weiblichen Körper selbstbewusst und stolz präsentieren. Zu seinem 85. Geburtstag widmet Filmemacher Fred R. Willitzkat Günter Rössler ein filmisches Porträt. Dabei kommen seine Models ebenso zu Wort wie langjährige Weggefährten und die Familie. Neben einem persönlichen Eindruck von Rössler Leben und Wirken erhält der Zuschauer auch einen Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR. In seinen Erzählungen über vergangene Zeiten bleibt Rössler bescheiden und erscheint als glücklicher Mann und Künstler mit einem erfüllten Leben und einer langjährigen Karriere. Und dem stetigen Blick für das Schöne.
Jurybegründung:
Ein bekannter Kollege, Roger Rössing, schrieb anerkennend über den Fotografen Günter Rössler:
„An den Traum glauben, aber das Leben aufmerksam beobachten - das ist wohl eines der Geheimnisse, die Rösslers Bilder so unverwechselbar werden lassen.“
Er selbst sah einmal scherzhaft seine Biografie als „Mein Leben in vielen Akten.“
Mit seiner Aktfotografie, die er in der DDR als ernsthafte und eigenständige Kunstform in die öffentliche Diskussion einführte, „schrieb“ er Kunstgeschichte.
Rösslers 85. Geburtstag 2011 inspirierte Fred R. Willitzkat zu dem Dokumentarfilm DIE GENIALITÄT DES AUGENBLICKS mit dem Impetus, uns die Persönlichkeit des Künstlers nahezubringen, seine Gedankenwelt, die Spezifik seines Arbeitens, sein Ethos.
Es ist eine dokumentarische Arbeit mit einem einfachen und sehr überschaubaren Konzept. Eigene Rückblicke auf Biografie und Passion, ein Erinnerungsteppich von Freunden, der Familie und vor allem von seinen wichtigsten Modellen.
Ein Film mit ruhigem Fluss des Erzählstromes, sicherlich ohne überraschende Effekte und eigenem Originalitätsehrgeiz. Aber doch immer eine sympathische, emotional berührende Hommage, die der Eigenart des Künstlers gerecht wird.
Wir erfahren und erleben Günter Rössler als einen großen Naiven der Fotografie. Aktfotografie war für ihn „Andachtsfotografie“. Seine Modelle gleichsam Madonnen, vor denen er niederkniete: „Harmonie und Vertrautheit sind mir wichtig.“
Rössler wahrte und hütete die Verletzlichkeit der Aktfotografie und damit auch die Integrität und Identität der Frau. Voyeurismus war ihm fremd und verhasst.
Der Zuschauer spürt in Günter Rössler eine tiefe Sehnsucht nach Schönheit und Harmonie, sieht in ihm einen Glückssucher. So wie Rössler selbst im Abend seines Lebens sich als einen glücklichen Menschen sieht.
Ein Glück, dass man so leben kann… und bei dem man wünscht, dass es noch eine Weile so bleibt.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)