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Cave of Forgotten Dreams: Ausnahmeregisseur Werner Herzog entführt in seiner Dokumentation in die geheimnisvolle Welt der Chauvet-Höhlen und deren weltberühmter Höhlenmalereien.

Handlung und Hintergrund

Erst im Jahr 1994 wurden die Chauvet-Höhlen nahe dem südfranzösischen Vallon-Pont-d’Arc entdeckt - und in ihr zwischen 32.000 und 35.000 Jahre alte Felsmalereien. Um diese zu schützen, wurde die Fundstelle bald wieder „versiegelt“ und der breiten Öffentlichkeit der Zugang verwehrt. Dass man dennoch einen Blick in diese geheimnisvolle Vergangenheit werfen kann, ist Werner Herzog zu verdanken, der mit einem Miniteam in das unterirdische Reich vordrang und seine Expedition mit der Digicam filmte.

Erst im Jahr 1994 wurden die Chauvet-Höhlen nahe dem südfranzösischen Vallon-Pont-d’Arc entdeckt - und in ihr zwischen 32.000 und 35.000 Jahre alte Felsmalereien. Um diese zu schützen, wurde die Fundstelle bald wieder „versiegelt“ und der breiten Öffentlichkeit der Zugang verwehrt. Dass man dennoch einen Blick in diese geheimnisvolle Vergangenheit werfen kann, ist Werner Herzog zu verdanken, der mit einem Miniteam in das unterirdische Reich vordrang und seine Expedition mit der Digicam filmte.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Werner Herzog
Produzent
  • Dave Harding,
  • Julian Hobbs,
  • Tabitha Jackson,
  • David McKillop,
  • Erik Nelson,
  • Adrienne Ciuffo
Darsteller
  • Werner Herzog,
  • Dominique Baffier,
  • Jean Clottes,
  • Jean-Michel Geneste,
  • Carole Fritz,
  • Gilles Tosello,
  • Michèle Philippe,
  • Julien Monney,
  • Nicholas Conard,
  • Wulf Hein,
  • Maria Malina,
  • Maurice Maurin
Drehbuch
  • Werner Herzog,
  • Judith Thurman
Musik
  • Ernst Reijseger
Kamera
  • Peter Zeitlinger
Schnitt
  • Joe Bini,
  • Maya Hawke
Sprecher
  • Werner Herzog

Kritikerrezensionen

    1. Über 20.000 Jahre war die Chauvet-Höhle im Tal der Ardeche in Südfrankreich durch einen Felssturz verschüttet gewesen. Erst 1994 wurde sie entdeckt – eine Sensation, denn sie beherbergt 32.000 Jahre alte Höhlenzeichnungen, mehr als doppelt so alt wie alle anderen bisher bekannten bildlichen Darstellungen. Prähistorische mythische Kunst in einer Höhle, die das Werden des menschlichen Geistes verkörpert: Das ist ein Fall für Werner Herzog.

      Im persönlichen Gespräch mit Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterand gelang es Herzog, eine Sondererlaubnis zu erhalten und das Innere der Höhle abfilmen zu können, gegen die symbolische Bezahlung von einem Euro abzüglich Steuern. Unter strikten Bedingungen durften Herzog und sein kleines Team die Höhle betreten – zum Schutz der wertvollen Zeichnungen, der Tierknochen auf dem Boden, der Wände und des Bodens ist die Höhle für die Allgemeinheit unzugänglich, und auch Höhlenforscher dürfen sie nur unter strengen Restriktionen betreten. Auf einem 60cm-Eisensteg darf man sich in der Höhle bewegen, nicht länger als eine Stunde, um die Luftfeuchtigkeit im Höhlenklima durch die Atemluft nicht zu beeinträchtigen. Was bedeutet: Werner Herzog besucht diese Höhle als Stellvertreter der Öffentlichkeit, seine Filmbilder der Höhle werden die einzigen sein, die für lange Zeit öffentlich zu sehen sein werden.

      Und genau deshalb hat Herzog seinen Film in 3D gedreht. Und selten, vielleicht nie zuvor waren die dreidimensionalen Bilder so sinnvoll, so notwendig wie in diesem Fall. Kein rein ästhetischer Mehrwert, keine bloße zusätzliche Sensation für den Zuschauer, keine simple technische Trickbegeisterung stehen hinter der Entscheidung, in 3D zu filmen. Nein: es geht schlicht darum, dass das Gesamte der Höhle anders nicht zu filmen ist. Gerade, wenn man die Verantwortung hat, letztgültige Bilder liefern zu müssen ohne die Möglichkeit späterer Korrekturen. Denn: Die Höhle hat nicht einfach glatte Wände. Da sind gewundene Nischen, Einbuchtungen und Ausbeulungen – und all diese kurvigen Felsformationen haben die Steinzeitmenschen genutzt für ihre bildlichen Darstellungen.

      Pferde, Nashörner, Löwen, Büffel, Hirsche, Hyänen, auch Spinnen und Schmetterlinge sind da abgebildet, in unglaublicher, absolut erstaunlicher Qualität – nicht nur eine Qualität des erhaltenen Pinselstrichs, sondern auch eine künstlerische Qualität der Abbildung der Natur: vollkommen lebensecht wirken diese Zeichnungen, zwei Löwen, die miteinander schmusen, vier Pferde hintereinander stehend, das Nashorn, das mit acht Beinen gemalt ist, offenbar um die rennende Bewegung des Tieres darzustellen, ein anderes, das wie in einem Comic mit doppelten Strichen gemalt ist, um das Beben, das Zittern anzuzeigen, da es zur Attacke heranstürmt. Und diese Gemälde sind alle um die Wölbungen der Felsen gemalt, die Wölbungen wurden offenbar tatsächlich genutzt, um einen künstlerischen Tiefeneffekt zu erreichen. Um das per Film zu repräsentieren ist 3D-Technik unumgänglich. Und Herzog weiß genau, wie er diese Technik einsetzen muss, um das Höhleninnere effektvoll zu zeigen: der Raum wird greifbar und begreifbar, die Höhle und ihre Kunstwerke werden plastisch erfahrbar. Und das, obwohl er nur eine kleine digitale Kamera mitnehmen konnte, trotz des unausbleiblichen Zitterns, das die Handkamera in der engen Höhle mit sich bringt. Allein diese Höhlenbilder machen den Film zu einem Erlebnis.

      Doch Herzog wäre nicht Herzog, wenn er es bei der reinen Repräsentation, beim bloßen Zeigen des Vorhandenen beließe. Herzog will den Dingen auf den Grund gehen, auf seine eigene Weise. Und er fragt nach diesen Steinzeitmenschen, nach diesen frühmenschlichen Künstlern. Was erzählen die Zeichnungen, was erzählt die Höhle uns über sie? Und was erzählen sie – in einem weiteren Schritt – über uns? Die Bilder seien Kommunikation mit der Zukunft; und nun fragt Herzog zurück in die Vergangenheit, und das heißt: er spürt dem Werden des Menschen, des Geistes, der Seele nach. Nahm hier in der Höhle, in der künstlerischen Betätigung, die menschliche Seele ihren Anfang? Herzog befragt Höhlenforscher, beleuchtet umfassend die Steinzeitkunst – auch auf der Schwäbischen Alb, wo diverse uralte Kunstgegenstände gefunden wurden; eine Gegend, die damals wohl über eine eisfreie Zone mit Südfrankreich verbunden war. Und so betastet die Kamera auch verschiedene Skulpturen, mystisch-spirituelle Darstellungen aus der Steinzeit; ein Forscher hat eine Flöte aus dieser Zeit nachgebaut und kann darauf in der Tat den „Star-Spangled Banner“ pfeifen. Ein anderer stellt die damalige Speerjagd dar, mittels einer die Hebelwirkung verstärkenden Speerschleuder – und es ist Teil von Herzogs Humor, dass dieser Mann es nicht so richtig hinkriegt, dass er auch nicht so recht weiß, wie er sich vor der Kamera zu verhalten hat; und dass er dennoch nicht denunziert wird, sondern dass sich gerade durch diese menschlichen Unzulänglichkeiten seine Leidenschaft demonstriert.

      Darauf hat es Herzog in all seinen Filmen abgesehen, auf den Menschen und auf seine Leidenschaften, und darauf, woher diese Leidenschaften kommen. So ist „Cave of Forgotten Dreams“ auch ein Film über die Höhlenforscher selbst: einer, ein Hobby-Höhlensucher, war einst einer der berühmtesten Parfümkreateure Frankreichs, nun versucht er, in Steinspalten die Ausdünstungen verschütterter Höhlen zu erschnüffeln. Einer, der aufwändig ein 3D-Modell der Chauvet-Höhle erstellt, war früher im Zirkus beschäftigt. Als Löwenbändiger?, fragt Herzog aufgeregt – Gefahr ist sein Geschäft –; nein: als Jongleur. Doch auch darin zeigt sich der Wille zum Tun und der Wille zum Wissen, die für Herzog den Menschen ausmachen.

      Einen weiteren großartigen Dokumentarfilm hat Herzog hinbekommen, und zugleich eine weitere essayistische Annäherung an das unsichtbare wahre Wesen des Menschen. Und da er mit seinem trockenen Humor und seiner sanften, deutschgefärbten Stimme (im Original) den Film auf Englisch selbst kommentiert, sind ihm die mythisch-mystisch-spirituellen Gedankengänge, auf die er sich immer wieder lustvoll begibt, nicht nur verziehen, nein: sie sind notwendig für diesen (wie für alle anderen) Herzogfilme.

      In einem bemerkenswerten Epilog kehrt Herzog der Höhle den Rücken, hin zu einem Atomkraftwerk ein paar Kilometer weiter, mit dessen aufgeheizter Kühlflüssigkeit ein Tropenpark beheizt wird. Darin: eine Menge Krokodile, und darunter auch einige Mutanten, Albinos, denen Herzogs besonderes Interesse gilt. Er nimmt wieder die Kamera, um wie in „Bad Lieutenant“ die Krokodile abzutasten und sie als Symbole für die urtümliche menschliche Seele zu nehmen. Was, wenn eines der Albinokrokodile ausbräche, sich auf den Weg machen würde und in die Höhle gelangte? Stände es, das Un- und Urtier, vor diesen paläontologischen Gemälden: was würde es empfinden, eine ähnliche heimlich-unheimliche Ergriffenheit wie wir?

      Fazit: Ein großartiger, vielschichtiger Dokumentarfilm: Unter anderem über uralte Steinzeit-Höhlenmalereien, für deren filmische Aufarbeitung die 3D-Technik unumgänglich ist. Über die Höhlenforscher, über das, was sie antreibt. Über das Wesen und das Werden den Menschen an sich.
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    2. Die Höhle der vergessenen Träume: Ausnahmeregisseur Werner Herzog entführt in seiner Dokumentation in die geheimnisvolle Welt der Chauvet-Höhlen und deren weltberühmter Höhlenmalereien.

      Grizzly Man“ Werner Herzog ist bei dieser fesselnden Dokumentation wieder einmal auf dem Höhepunkt seiner schöpferischen Kraft. Mit dem ihm eigenen Bariton kommentiert er in bestem bayerischem Englisch die (Tier-)Bilder - Bisons, Pferde an der Wasserstelle, Mammuts, eine nackte Frau -, räsoniert über Kunst, stellt die Malereien mit Zeichentrickfilm in Zusammenhang und philosophiert über den Lauf der Welt. Das ist manchmal klug, manchmal witzig, stets informativ und nie langweilig.
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      1. Rund 35.000 Jahre waren die Felsmalereien in den Chauvet-Höhlen in Südfrankreich unter Verschluss. Erst 1994 wurden sie entdeckt und nur wenigen ist seither der Zugang zu den Reliquien aus einer vergangenen Zeit gestattet. Werner Herzog hat den sensationellen Fund nun für seinen Dokumentarfilm in 3D aufbereitet und es gelingt ihm spielend, den Zuschauer 90 Minuten für diese fremde Welt einzunehmen. Die 3D Technik setzt die Malereien wunderbar in Szene und so eröffnen sich atemberaubende Möglichkeiten, über das Raumgefühl die Tierbilder gleichsam zum Leben zu erwecken. Mit seinem Kommentar nimmt Herzog den Betrachter bei der Hand und greift die Fragen auf, die sich ihm aufdrängen. Dabei greift der Film sowohl komplexe Fragen der Kunst als auch allgemeine philosophische Gedanken auf. Ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk der sehr besonderen Art.

        Jurybegründung:

        Werner Herzog, der alte Haudegen des einstmals neuen deutschen Kinos, ist immer noch für eine Überraschung gut. Wer hätte gedacht, das ausgerechnet er (wie mit ‚Pina‘ schon sein alter Mitstreiter Wim Wenders) einen Film in der neuen digitalen 3D-Technik drehen würde. Doch für ‚Die Höhle der vergessenen Träume‘ ist der räumliche Blick durch die bipolare Brille das genau passende künstlerische Mittel, den Herzog steigt für diesen Film in die Chavet-Höhlen in Südfrankreich, in denen mehr als 400 Höhlenmalereien entdeckt wurden, von denen einige mehr als 30.000 Jahre alt sind. Diese Bilder aus der Steinzeit haben einen erstaunlichen ästhetischen Reiz. Man kann hier gar nicht mehr von ‚primitiver Kunst‘ sprechen, denn die Maler beherrschten ihre Ausdrucksmittel so perfekt, sie malten die Tiere so detailreich und ausdrucksstark, dass in diesen frühsten bekannten Werken der menschlichen Malkunst schon eine auch heute noch spürbare Vollendung erreicht wurde. So nutzten die Maler auch die verschiedenen Flächen und räumlichen Besonderheiten der Höhle (der Körper eines Bisons ist etwa flach auf eine Wand im Hintergrund entworfen, während sein Kopf mit einer dreidimensionalen Wirkung auf einen kleinen Felsvorsprung gemalt wurde. Deshalb ist es fast zwingend, dass die Bilder in der Höhle (die ansonsten einer ?-ffentlichkeit nicht zugänglich ist) durch eine dreidimensionale Abbildung dokumentiert werden. Herzog zeigt ganz elementar, wie er mit seinem Team einige Male in die Höhe heruntersteigt, er erzählt, was er unter welchen Bedingungen filmt und er hat auch einige Wissenschaftler und Spezialisten aus der näheren Umgebung befragt, die Wissenswertes berichten über den Fund, die Höhle und die Bedingungen unter denen die Menschen damals gelebt haben. Einige diese Spezialisten (wie etwa jener, der einen Speer mit Steinspitze aus jener Ära nachgebaut hat und diesen eher armselig zwischen Weinreben von sich schleudert) haben als skurrile Typen durchaus Unterhaltungswert und auch die natürlich von Herzog selber ein gesprochenen Kommentare wirken in ihrem (so von Herzog schon lange gewohnten) grandiosen Pathos manchmal beinahe komisch. So etwa der Epilog mit den Albino-Alligatoren im nahe der Höhle gelegenen Tropencenter, das von der Abwärme des benachbarten Atomkraftwerks betrieben wird, der bei jedem anderen Filmemacher als Stilbruch irritiert hätte. Bei Herzog weiß man dagegen, dass all das seinem künstlerischen Überschuss geschuldet ist (und wenn sich irgendwie die Möglichkeit bietet, Reptile in einen Film zu schmuggeln, dann kann er nicht anders). Auf eine verquere Art und Weise ergibt all das dann doch einen (zumindest poetischen) Sinn, und die Bilder in der Höhle sind so überwältigend, dass sie (wie gute Kunst eben), noch lange nachwirken. Es ist Herzog einmal mehr gelungen, die Menschen in Erstaunen zu versetzen, wenn er hier die älteste Kunst mit den modernsten Techniken vermittelt.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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