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Jagten: Packender Psychothriller über einen Kindergärtner, der sich an einem Mädchen vergangen haben soll und Zielscheibe aufgestauter Aggressionen wird.

Handlung und Hintergrund

Eine Trennung ist nie einfach und so trifft es den 40-jährigen Lucas (Mads Mikkelsen) schwer, als seine Beziehung in die Brüche geht. Daraufhin arbeitet er hart daran, endlich wieder Fuß zu fassen und das Leben wieder zu genießen. Er trifft eine neue Frau und die beiden kommen zusammen und er scheint endlich wieder einen Halt gefunden zu haben. Auch die Beziehung zu seinem Sohn Marcus (Lasse Fogelstrøm) ist für ihn das Wichtigste.

In einer kleinen dänischen Gemeinde hilft jeder jedem und so kann er sich ohne weiteres auf seine Freunde verlassen. Irgendwann findet er einen Job als Kindergärtner, der ihn glücklich macht, denn die Arbeit mit Kindern erfüllt ihn. Auch die Kinder scheinen den Neuzugang mit offenen Armen zu empfangen, denn nicht nur er hat sehr viel Spaß bei seiner Arbeit, sondern auch die Kinder freunden sich mit ihm an. Besonders die kleine Klara (Annika Wedderkopp) sieht in Lucas einen Freund und sucht stets seine Nähe.

Lucas ist jedoch darauf bedacht allen Kindern gleichviel Aufmerksamkeit zu schenken und so erklärt er Klara, dass er nicht die ganze Zeit mit ihr verbringen kann. Diese fühlt sich von Lucas jedoch versetzt und heckt einen Plan aus, wie er für seine Nichtbeachtung bestraft werden kann. Sie setzt eine verheerende Behauptung in die Welt, die für in der Gemeinde für ordentlich Wirbel sorgt und das Leben von Lucas für immer verändern wird. Der liebenswürdige und sympathische Lucas sieht sich plötzlich mit Anfeindungen und Hass konfrontiert, die ihn immer weiter an den Abgrund treiben.

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Er droht unter der Last von Anschuldigungen einzubrechen, doch er hat sich geschworen den Kampf um seinen Ruf und seine Würde aufzunehmen und ihn zu kämpfen, solange es die Kraft zulässt.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Thomas Vinterberg
Produzent
  • Torben Stig Nielsen,
  • Sisse Graum Jørgensen,
  • Morten Kaufmann
Darsteller
  • Mads Mikkelsen,
  • Thomas Bo Larsen,
  • Susse Wold,
  • Alexandra Rapaport,
  • Annika Wedderkopp,
  • Anne Louise Hassing,
  • Lasse Fogelstrom,
  • Lars Ranthe
Drehbuch
  • Thomas Vinterberg,
  • Tobias Lindholm
Musik
  • Nikolaj Egelund
Kamera
  • Charlotte Bruus Christensen
Schnitt
  • Janus Billeskov Jansen,
  • Anne Østerud

Kritikerrezensionen

    1. Thomas Vinterbergs "Die Jagd" ist in gewisser Weise ein spätes Komplement des auch schon starken Dogma-Vorzeigefilms "Das Fest" aus dem Jahr 1998. Damals ging es um die lange schwärenden Wunden aus der Vergangenheit, in der aktuellen Arbeit um die soziale Dynamik eines Vorurteils. Dem sympathischen Protagonisten Lucas wird ein Stigma angeheftet, womöglich das letzte verbliebene in einer sich liberal dünkenden Gesellschaft – und dieses Stigma wird ihn an den Rand des gesellschaftlichen und menschlichen Abgrunds treiben.

      Mit großer Souveränität und Ruhe zeichnet Vinterberg ("Submarino") eine schleichende Eskalation. Er tut dies nicht im raschen Wechselspiel von körperlicher Aktion und Reaktion, sondern in Gesprächen, in Großaufnahmen, die sich an den Gesichtern seiner Figuren geradezu festsaugen. Ein Showdown bei der Weihnachtsmesse ist wenig mehr als ein Austausch von Blicken, die lediglich der Kontext so auflädt als wären sie Pistolenschüsse.

      Das ist die Meisterschaft dieses Films: Er gewinnt Spannung aus dem Alltäglichen, ohne den Ernst seines Themas an spekulative Momente zu verraten. Bis zum Ende geht die Gewalt nicht über kleinere Handgreiflichkeiten hinaus. Vinterberg hat der Versuchung widerstanden, eine Rache- oder Selbstjustizdrama zu schreiben und zu inszenieren.

      Er denunziert keine seiner Figuren, sondern nimmt sich die Zeit, jede Motivation glaubhaft aus der Situation zu entwickeln. Wer wollte sein Kind noch zu jemandem lassen, über dem so ein Verdacht schwebt? Andererseits: Wie vollkommen zerstört ein solcher Verdacht ein ganzes Leben, geschweige denn ein falscher? Gut und Böse gibt es nicht in der austauschbaren dänischen Kleinstadt, in der Vinterberg das Geschehen angesiedelt hat. Nur eine große Leerstelle, um die Angst und Vorurteile kreisen und die das Zuhören durch den Klatsch ersetzt hat.

      Fazit: Thomas Vinterberg hat mit "Die Jagd" einen vielschichtigen, von souveräner Ruhe getragenen Film über das Skandalthema Kindesmissbrauch gedreht. Doch ihn interessieren nicht der Missbrauch, sondern die Mechanismen der Skandalisierung, und er gewinnt seine Spannung aus einem explosiven sozialen Geflecht und nicht aus spekulativen Bildeffekten.
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    2. Die Jagd: Packender Psychothriller über einen Kindergärtner, der sich an einem Mädchen vergangen haben soll und Zielscheibe aufgestauter Aggressionen wird.

      Jagdszenen in Dänemark: Thomas Vinterberg feiert mit einer Variation von „Der falsche Mann“ ein beeindruckendes Comeback.

      Eine der großen Überraschungen des 65. Festival de Cannes war die Rückkehr von Thomas Vinterberg, der 14 Jahre zuvor in Cannes mit „Das Fest “ einen Volltreffer landete und seither so sehr an der Bürde des frühen Erfolgs litt, dass man ihn gemeinhin schon abgeschrieben hatte. „It’s All About Lov “ und „Dear Wendy“ waren überkandidelte Fehlschläge. „Submarino“ war 2010 in Berlin immer noch weit entfernt von der Klasse, die der Dogma-Mitbegründer einst angedeutet hatte. Und doch markierte diese Tragödie über zwei Brüder am unteren Rand der dänischen Gesellschaft den Moment der Wende, der Zurückorientierung.

      „Jagten/The Hunt“ ist das Ergebnis der Wiederentdeckung der eigenen Stärken, erneut verfasst von „Submarino“-Drehbuchautor Tobias Lindholm. Die Jagdzenen aus Dänemark sind im Grunde eine Variation des klassischen Hitchcock-Themas vom fälschlich verfolgten Jedermann, der aus der Normalität gerissen wird und von heute auf morgen vor dem Nichts steht. Nur mit dem Unterschied, dass es hier noch nicht einmal ein Verbrechen gibt, das Auslöser für die Treibjagd auf einen unbescholtenen Mann ist, sondern einfach nur eine Lüge, unbedacht ausgesprochen von einem fünfjährigen Mädchen mit einer blühenden Fantasie, das sich zurückgewiesen fühlt. Ganz bewusst zeichnet Vinterberg seine Hauptfigur Lucas als Idealbild eines Mannes - besser könnte man sich einen ganzen Kerl gar nicht vorstellen: verständnisvoll, intelligent, humorvoll, trotz seiner Scheidung mit beiden Beinen mitten im Leben stehend, als geschätztes und gemochtes Mitglied einer kleinen Gemeinde, zum Beruf des Kindergärtners förmlich berufen. Doch dann sagt die kleine Klara, die Tochter seines besten Freundes, Lucas habe ihr sein erigiertes Glied gezeigt, und die Katastrophe nimmt unaufhaltsam ihren Lauf.

      Vom kompletten Zusammenbruch der Normalität, von der Ächtung und Jagd auf einen Mann, dem man auf einmal das Schlimmste zutraut, dem Überlebenskampf des Geächteten, der als Freiwild Zielscheibe aufgestauter Aggressionen wird, und der dünnen Decke der Zivilisation erzählt der Film, eine Variation von Peckinpahs „Wer Gewalt sät“, nur dass der Hass sich hier nicht auf einen Außenseiter, sondern auf einen der Eigenen konzentriert. Deckte „Das Fest“ mit fiebrigen Bildern die Abgründe hinter einer mühsam aufrecht erhaltenen Fassade auf, ist „The Hunt“ im Grunde dessen Antithese: Wie lange kann sich das Gute gegen stets zunehmende Aggression behaupten? Der Frage geht Vinterberg mit einem konsequent eskalierenden Survivalthriller mit der Humanität einer Susanne Bier nach, der in einer finalen Konfrontation zwischen Gejagtem und Jägern in einer Kirche kulminiert. Mads Mikkelsen ist phänomenal als in die Enge getriebener Jedermann, dessen gesamtes Leben vor seinen Augen in Chaos und Gewalt zu versinken droht. Der Darstellerpreis in Cannes geht trotz großer Konkurrenz (Trintignant in „Liebe“, Denis Lavant in „Holy Motors„) absolut in Ordnung. ts.
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