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Die letzten Gigolos: Doku, die Gigolos im Seniorenalter auf Kreuzfahrtschiffen porträtiert.

Handlung und Hintergrund

Man trifft sie auf Kreuzfahrten: Die letzten Gigolos. Stilvoll gekleidet, ausschweifend Tango tanzend auf dem Parkett oder als Begleitung bei einem Tagesausflug an exotische Orte, sind sie das käufliche Accessoire für gut betuchte Frauen ab 60. Agenturen und Reedereien haben ihren Marktwert erkannt und für die Senioren ist es eine willkommene Flucht aus der Alltagstristesse in der Heimat. Der Film begleitet den 74-jährigen Frankfurter Peter Nemela, der als einer der letzten Gentlemen seiner Art die Weltmeere bereist.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Stephan Bergmann
Produzent
  • Dr. Melanie Andernach
Drehbuch
  • Stephan Bergmann
Musik
  • Tilo Busch,
  • The Embassadors
Kamera
  • Janis Mazuch
Schnitt
  • Gesa Marten,
  • Martin Kayser-Landwehr

Kritikerrezensionen

    1. Tanzherren der alten Schule auf Kreuzfahrtschiffen versüßen aufgeschlossenen Damen ab 60 ihren Urlaub. In entspannter Atmosphäre bereisen sie als Gäste von Luxusdampfern die Welt. Sympathisch und offen sprechen die Senioren über ihr sehr bewegtes teilweise mit größeren Härten belegtes Leben, über ihre Sehnsüchte, über das Alter, den Sex und den Wunsch, auf dem Traumschiff Momente des Glücks zu erleben. Dem Regisseur gelingt es, die Personen auf angenehme Weise zu portraitieren. Auch wenn es amüsante Beobachtungen gibt, stellt er seine Protagonisten nie aus, sondern beweist großes Einfühlungsvermögen gerade auch bei rührenden, tragischen oder komischen Momenten. Die Würde des Einzelnen wird hier besonders betont. Die hervorragende Kamera gibt den Glanz der Tanzszene wieder, zeigt aufwändige Roben und schöne elegante tänzerische Darbietungen. Interessant ist auch, wie sie das Leben an Board auf ästhetisch ansprechende Weise einfängt, gleichzeitig auch den riesigen Geschäftsbetrieb von der chemischen Reinigung über teure Geschäftszeilen bis zu den Heerscharen an Personal im Restaurantbetrieb zeigt. Eine wunderbar gestaltete Dokumentation, die sehr facettenreiche Einblicke in die Welt eines wahren Traumschiffes gewährt.

      Jurybegründung:

      Die Kreuzfahrtindustrie boomt und eine Reise auf dem „Traumschiff“ ist für viele Menschen mit großer Sehnsucht verbunden: Exotische Länder und berühmte Sehenswürdigkeiten, Luxus und Wellness, Erholung und Unterhaltung, aber auch eine Möglichkeit, dem grauen Alltag und der Einsamkeit im Alter zu entkommen. Eine solche Reise muss gut vorbereitet sein: dunkler Anzug, elegante Schuhe und eine breite Auswahl an Krawatten - geschmackvoll, dezent, sportlich, festlich - gehören zur Ausstattung des Herrn von Welt, um für alle Anlässe des Lebens an Bord entsprechend ausgestattet zu sein. Und die Herren sind wichtig auf Kreuzfahrtschiffen, denn ein Großteil der Passagiere sind allein reisende ältere Damen, die unterhalten, betanzt und verwöhnt werden wollen. Das ist die Aufgabe der „Gentlemen Hosts“, der von der Reederei engagierten Gesellschafter, die sich in dezenter Art und Weise um die Damen kümmern. Sie sind „die letzten Gigolos“.

      Der Film begleitet zwei von ihnen durch ihren Bordalltag. Ob beim Foxtrott oder Tango im Salon, beim Single-Treff, beim Landgang oder beim entspannten Spaziergang an Bord, immer haben sie die Damen im Auge. Keine soll sich unbeachtet fühlen. Engere Beziehungen sind nicht untersagt, sollen aber diskret gehandhabt werden, denn die Atmosphäre auf dem Traumschiff soll nicht getrübt werden.

      Mit den Herren erhalten wir einen facettenreichen Einblick in die Abläufe und die Stimmung an Bord. Dabei lernen wir sie und einige der Passagiere näher kennen. Wie bei jeder Reise gibt es lockere und intensivere Bekanntschaften. Während einige Herrschaften an Deck stehend oder liegend aus dem Off über ihre Reisemotivationen und Erfahrungen berichten, kommen wir - zusammen mit den Hosts - einigen der Damen im Verlauf des Films näher. Sehr entspannt und mit großer Offenheit berichten sie über ihre Lebenswege, ihre Wünsche und Sehnsüchte, das Älterwerden und die Suche nach dem Glück. Die Passagiere an Bord sind wirtschaftlich gut gestellt, aber ihre Probleme und Bedürfnisse sind allgemein gültig. Während einige auf dem Schiff bewusst eine Auszeit vom Alltag nehmen, wollen andere nach dem Ende der Berufstätigkeit der Leere entgehen oder nach dem Verlust des Partners der Einsamkeit entfliehen. Immer wieder blitzen die Härten des Lebens auf, aber alle Protagonisten eint das Bestreben, die Schatten der Vergangenheit nicht mit an Bord zu nehmen. Zwischendurch gibt es Momente voller Tragik oder Komik, aber keine der Personen wird in diesem Film lächerlich gemacht oder bloßgestellt.

      Regisseur Stephan Bergmann ist eine stimmungsvolle, anrührende Dokumentation gelungen, die in einer sehr besonderen Umgebung Probleme von allgemeiner Gültigkeit behandelt. Die Protagonisten sind gut ausgewählt und werden uns nahe gebracht, ohne dass die Würde des Einzelnen dabei verletzt wird. Die hervorragende Kamera fängt das Leben an Bord, das stilvolle Ambiente, die aufwändigen Roben und die eleganten tänzerischen Darbietungen gekonnt ein. Die Paarbildung wird sehr dezent gezeigt. Es ist bemerkenswert, wie die Annäherung eines Paares allein durch die Tanzschritte beim Tango zum Ausdruck gebracht wird. Auch der Ton ist in einer Mischung aus Originalgeräuschen, Darbietungen der Bordkapelle und bewusst eingesetzten Musikstücken gut gemeistert. Gleichzeitig zeigt der Film mit harten Schnitten auf die Küche, den Maschinenraum oder den Zimmerservice, welch großer technischer und logistischer Aufwand hinter den Kulissen getrieben wird und welche immensen Serviceleistungen und Heerscharen von Bediensteten nötig sind, um die perfekte Illusion vom „Traumschiff“ zu gestalten.

      Auch die Annäherung und der Abschied vom Schiff, das in der Vogelperspektive in den Weiten des Meeres immer kleiner wird, sind gut gelungen. Während ein Paar, das sich auf dem Schiff gefunden hat, auch nach der Rückkehr in München weiterhin gemeinsam leidenschaftlich Tango tanzt, sitzen die beiden anderen Protagonisten allein in der heimischen Küche bzw. im herbstlichen Garten, und man fragt sich, welche Traumreise sie als nächstes unternehmen werden.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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