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Die Nacht der Nächte: Es gibt sie noch, die Langzeitliebenden. Obwohl es heute, wo Scheidungen ebenso häufig sind wie Hochzeiten, fast anachronistisch wirkt, war die Heirat für unsere Großeltern noch wirklich verbindlich, eine lebenslange Beziehung. Umso wichtiger war es, den richtigen Partner zu finden, um nicht nur die Nacht der Nächte, die Hochzeitsnacht, sondern auch das Leben danach zu genießen. Die Geschwister Şamdereli („Almanya...

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Handlung und Hintergrund

Es gibt sie noch, die Langzeitliebenden. Obwohl es heute, wo Scheidungen ebenso häufig sind wie Hochzeiten, fast anachronistisch wirkt, war die Heirat für unsere Großeltern noch wirklich verbindlich, eine lebenslange Beziehung. Umso wichtiger war es, den richtigen Partner zu finden, um nicht nur die Nacht der Nächte, die Hochzeitsnacht, sondern auch das Leben danach zu genießen. Die Geschwister Şamdereli („Almanya - Willkommen in Deutschland“) haben vier Paare auf drei Kontinenten besucht, die seit mehr als 50 Jahren miteinander leben.

„Die Nacht der Nächte“ — Hintergründe

Yasemin Şamdereli und ihrer Schwester Nesrin Şamdereli ist eine wundervoll offene Dokumentation über die Liebe gelungen. Interviewt haben sie ein indisches Ehepaar, dass entgegen dem Kastensystem geheiratet hat und für ihre Liebe mit ihren Familien brechen musste, ein zwangsverheiratetes japanisches Ehepaar, zwei Liebende aus dem Ruhrgebiet und ein homosexuelles Paar aus den USA, das lange nicht heiraten durfte.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Nesrin Samdereli,
  • Yasemin Samdereli
Produzent
  • Arne Birkenstock,
  • Anja-Karina Richter
Drehbuch
  • Nesrin Samdereli,
  • Yasemin Samdereli,
  • Arne Birkenstock
Musik
  • Dürbeck & Dohmen
Kamera
  • Marcus Winterbauer,
  • Thomas Schneider
Schnitt
  • Mechthild Barth

Kritikerrezensionen

    1. Höchst unterhaltsamer Dokumentarfilm der Samdereli-Schwestern über vier Paare, die seit über fünfzig Jahren zusammen sind und über ihr gemeinsames Leben und die Geheimnisse ihrer Liebe sprechen.

      Es fällt schwer, darüber nachzudenken, was in fünf Jahren ist. Geschweige denn in fünfzig. Doch hätte man Bill Novak damals gefragt, hätte er bereits sicher eines sagen können: Mit Norman MacArthur will ich auch in fünfzig Jahren noch zusammen sein. Bill und Norman sind nur eines von vier Paaren, die die Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli auf der ganzen Welt besucht haben. Da gibt es noch Kamala und Nagarajayya in Indien, Shigeko und Isao in Japan und Hildegard und Heinz in Deutschland. Sie alle eint eines: Sie sind seit über fünfzig Jahren zusammen. Und im Laufe der Gespräche, bei denen man das Vertrauen zu den Filmemacherinnen spürt, die mit großem Feingefühl in die jeweiligen Lebensumstände eintauchen, wird immer stärker klar, dass die Wahrheit einer großen Liebe in den kleinen Momenten liegt. Denn nicht immer war die Beziehungswelt der Paare rosarot. So mussten Bill und Norman, aufgrund der Homosexuellenfeindlichkeit der amerikanischen Gesellschaft, genauso um ihre Liebe kämpfen wie Kamala und Nagarajayya, die verschiedenen Kasten angehörten, was in Indien eine Eheschließung eigentlich unmöglich macht. Bei Shigeko und Isao wiederrum war es nicht etwa Liebe auf den ersten Blick, sondern eher rationale Überlegungen, die die Ehe veranlassten. Dass daraus dann eine Liebe wurde, die die Jahrzehnte überdauerte, wird bei den beiden ebenso sichtbar wie bei Hildegard und Heinz, die in ihrer Ehe bereits einige Klippen umschiffen mussten. Untermalt werden die Interviews der Paare von der Animationskünstlerin Izabela Plucinska, die mit stimmigen Knetanimationssequenzen die Beziehungen anschaulicher illustriert und auch charakterisiert. DIE NACHT DER NÄCHTE ist eine liebevolle, charmante und äußerst unterhaltsame Reise mit acht Menschen, die miteinander leben, sich streiten, sich anschweigen, sich blind verstehen, sich ergänzen, sich gegenseitig ärgern und zur Weißglut bringen. Ein lebensbejahendes Plädoyer für die Liebe.

      Jurybegründung:

      In guten und in schlechten Zeiten - Ein Leben lang!? Wie lange halten heute noch Partnerschaften oder Ehen? Zwei Generationen früher war diese Dauer gewollt oder ungewollt eine Frage der Konvention der Gesellschaft. Der Druck von Moral, von wirtschaftlicher Abhängigkeit, vom gesellschaftlichen Ruf, gerade in Zeiten des Patriarchats - da ging man nicht so schnell oder gar nicht auseinander, auch wenn es manchen Ehepartnern lebenslanges Leid verschaffte. Und Glück in der Ehe und eine erfüllte Sexualität - das waren dabei oftmals nicht die Themen, obwohl die Tradition der Hochzeitsnacht und das berühmte „erste Mal“ natürlich eine Rolle spielten.
      Wir erleben vier Ehepaare aus vier Ländern und drei Kontinenten, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Doch alle vier Paare zeichnet eines aus: Sie haben es geschafft, mehr als 50 Jahre zusammen zu bleiben, und es scheint, als ob tatsächlich der Tod sie erst scheiden wird. Sie erzählen offen und ehrlich, wie sie sich kennen gelernt haben und was es bedeutet, so viele Jahrzehnte ein Leben gemeinsam zu verbringen. Das Ehepaar Rotthäuser aus Deutschland sieht sich heute noch nicht auf der sicheren Seite eines dauerhaften Beisammenseins. Das Ehepaar Sugihara aus Japan fand mehr in einer Zweckehe zusammen, was aber glücklicherweise in eine echte Liebe führte. Der Inder Hampana erzwang sein Eheglück mit einer List über alle Kastenzwänge hinweg. Und das homosexuelle Paar Norman MacArthur und Bill Novak aus USA musste so viele Jahrzehnte durch das Verbot der Homosexualität im Verborgenen ihr Leben teilen, bis sie nach 53 Jahren endlich heiraten konnten.
      Die vier Lebensgeschichten stehen auf eine bestimmte Weise exemplarisch für viele andere. Sie sind der Beweis dafür, dass das Leben keine Feier ist, sondern in guten und auch in harten Zeiten von jedem viel zu fordern vermag. Die Bereitschaft dazu, eine Portion Verzicht auf sein Ego und viel Toleranz, die Eigenarten des Partners oder der Partnerin zu ertragen, gehören dazu. All dies zeigt der Film in Fülle. Er ist aber bestimmt kein großes Plädoyer für den Status der Ehe, vielmehr für die Erfüllung von Lebensglück in einer Partnerschaft. Durch die Auswahl der vier Paare bietet der Film aber auch eine Reise durch die Kontinente und durch die Kulturgeschichten der Länder. Das ist spannend und berührend zugleich. Ein gelungener Kunstkniff ist das Spiel der eingefügten animierten Knetfiguren. Diese verkörpern nicht nur verblüffend die Identität der Protagonisten, sondern karikieren auch liebevoll deren Eigenarten.
      Eine schöne Kameraführung und eine perfekte Montage, die auf eine lineare Erzählung der vier Lebensgeschichten verzichten konnte und außerdem durch die Animationen bereichert wurde, gehören zu den handwerklichen Leistungen eines Filmes, der nicht nur das erfahrenere Kinopublikum ansprechen dürfte. Denn die Geschichten der Menschen sind für alle Altersgruppen ein großer Hör- und Sehgenuss.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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