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Die Nacht singt ihre Lieder: Kammerspielartige, melancholische Studie eines jungen Paares, das der Enge der gemeinsamen Wohnung und Beziehung zu entfliehen versucht.

Handlung und Hintergrund

Ein scheinbar durchschnittliches junges Paar in einer deutschen Großstadt: Sie (Anne Ratte-Polle) steckt bis zum Haaransatz voll Energie und Lebenslust, er (Frank Giering) werkelt lieber daheim im Stillen an seinem Roman, für den sich nun doch hoffentlich bald ein großer Verlag interessieren wird. Der Besuch der Schwiegereltern verstärkt die latente Spannung, und das gemeinsame Kind ist auch keine Hilfe. Nach einer Nacht, die sie durchtanzte und er durchlitt, kommt es zur dramatischen Konfrontation.

Romuald Karmakar

Das junge Paar ist frisch verheiratet - von Liebesglück jedoch keine Spur. Er ist arbeitslos und weigert sich, das Haus zu verlassen, und schreibt stattdessen an einem Roman. Er wartet auf den Brief eines Verlages, der das Erscheinen seines Buches verlauten soll. Derweil langweilt sie sich in der häuslichen Enge, in der beide sprachlos nebeneinander herleben. Bis die angespannte Situation dramatisch eskaliert.

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„Wir können so nicht weiterleben“ fleht die junge Frau ihren Lebensgefährten an, der tagein, tagaus auf der Couch hockt und sich als Schriftsteller versucht. Dem Satz folgt ein bitterer Tag, an dessen Anfang der unangenehme Besuch seiner Eltern steht, die ihr Enkelkind sehen wollen. Schließlich flieht die junge Frau für einige Stunden aus ihrem Käfig, um sich mit einer Freundin zu treffen, während er zu Hause vor Eifersucht vergeht. Als sie endlich nach Hause kommt, stehen die Zeichen auf Sturm - mit tödlichem Ausgang.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Romuald Karmakar
Produzent
  • Udo Happel,
  • Dr. Ernst Ludwig Ganzert,
  • Harald Will,
  • Mathias Schwerbrock,
  • Sabine Lamby
Darsteller
  • Frank Giering,
  • Anne Ratte-Polle,
  • Manfred Zapatka,
  • Marthe Keller,
  • Sebastian Schipper,
  • Captain Comatose
Drehbuch
  • Romuald Karmakar,
  • Martin Rosefeldt
Musik
  • Chris & Carla,
  • Maximilian Hecker,
  • Swans,
  • Henry Purcell,
  • Michael Mayer,
  • Captain Comatose
Kamera
  • Fred Schuler
Schnitt
  • Patricia Rommel
Casting
  • Risa Kes

Kritikerrezensionen

  • Die Nacht singt ihre Lieder: Kammerspielartige, melancholische Studie eines jungen Paares, das der Enge der gemeinsamen Wohnung und Beziehung zu entfliehen versucht.

    Fast fünf Jahre dauerte es, bis Romuald Karmakar nach „Manila“ das Geld für seinen neuen Kinofilm zusammen hatte. Auf der Basis von Jon Fosses gleichnamigen Bühnenstück zeichnet er die Hölle einer Zweier-Beziehung, in der Frank Giering und Anne Ratte-Polle sich harte Wortgefechte liefern und die Grenze des Zumutbaren ausloten.

    „Ich halte das nicht mehr aus, nein, ich schaffe das nicht!“, die blonde Frau will und kann nicht mehr. Schon der erste Satz umreißt das Problem eines namenlosen jungen Paares. Kennengelernt haben sie sich wohl vor Urzeiten, und irgendwann müssen sie sich mal geliebt haben. Aber das scheint lange her, auch wenn im Kinderzimmer der gemütlichen Altbauwohnung ein Neugeborenes schläft. Sie, die unternehmungslustige Mutter, will raus aus dem Haus und das Leben genießen, er ,der erfolglose Autor, liegt lethargisch auf dem Sofa und liest. Der Besuch seiner Eltern ist nur eine kurze Unterbrechung der schwelenden Auseinandersetzung. Die junge Frau zieht mit ihrer Freundin durch die Clubs von Berlin Mitte, während der Mann zu Hause nervös auf sie wartet. Da kann es nur zur Katastrophe kommen, wenn ein dritter in dieses fragile Geflecht bricht. Romuald Karmakar feilt auch in seinem neuen Werk genüsslich am Konzept von Selbstzweifel und Selbstzerfleischung. Nach der Bühnenvorlage von Jon Fosse entwirft er ein beklemmendes Psychogramm über die Sprachlosigkeit zwischen Mann und Frau, auch wenn ständig geredet wird. Psychologische Erklärungsmuster oder biografische Hintergründe fehlen, er lässt offen, warum die Beziehung in die Brüche ging, wann es jemals mehr als routinierte Zweisamkeit gab. Die Protagonisten verstecken ihre wahren Emotionen, drehen sich im Kreis und die gebetsmühlenhafte, fast flehentliche Wiederholung des Mannes „Es geht uns doch gut zusammen“, zeugt nur davon, wie schrecklich alles ist. Eine ganze Nacht lang Reden und hilfloses Schweigen, gegenseitiges verletzen, sich verstricken in ein Netz aus Lügen und Wahrheit. Wo Nähe ist, reibt man sich wund, leidet wie ein Tier. Die beiden kämpfen mit verbalen Florett, dennoch treffen die Worte nach und nach wie scharfe Dolche ins Innerste, sind Hülsen und Geschosse in einem. Was Menschen sich einander antun können in einer abgelebten und abgeliebten Beziehung, hier wird es bis ultimo praktiziert. Der verachtende Blick, der beißende Ton, der kalte Abschied sind Ausdruck von Hass und Verzweiflung. Kein Pardon für nichts und niemanden! Mit seinem Minimalismus provoziert und verstört Karmakar. Das Kammerspiel, das nur durch wenige Außenmotive wie ein Ausflug in die Disco oder ein Blick aus dem Fenster, unterbrochen wird, quält und fasziniert zugleich. „Die Nacht singt ihre Lieder“ ist kein typischer Berlin-Film, auch wenn er wie viele andere in Berlin-Mitte spielt. Das renovierungsbedürftige Wohnhaus spiegelt den Zustand der Partnerschaft wieder, es bröckelt nicht nur die Fassade. Auch wenn Karmakar nicht die Intensität von Bergmans „Szenen einer Ehe“ erreicht, er trifft ins Mark, wenn er Gefühle wie unter einem Brennglas seziert. Die ungeschminkte Erzählung von Liebe, die sich nicht mehr erfüllt und von Hoffnung, die wie eine Seifenblase zerplatzt, bietet keine locker-leichte Samstag-Abend-Unterhaltung, aber jede Menge Diskussionsstoff. Bleibt zu hoffen, dass das Publikum den Wagemut honoriert. mk.
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