FBW-Pressetext:
Als die Olchi-Familie auf der Suche nach einem neuen Zuhause mit ihrem fliegenden Drachen Feuerstuhl in Schmuddelfing landet, fühlt sie sich sofort wohl, denn direkt neben dem pittoresken Örtchen türmt sich der Unrat auf einer Müllkippe hoch auf. Das ist genau der richtige Platz für die Olchis, denn die grünen Geschöpfe lieben Müll aller Art und essen ihn auch gerne. Die Bewohner von Schmuddelfing fühlen sich von dem üblen Geruch, der bereits den Tourismus zum Erliegen gebracht hat, allerdings sehr belästigt. Daher stößt der Plan des windigen Baulöwen Hammer, die Deponie durch einen Wellnesstempel zu ersetzen, bei ihnen und bei der amtierenden Bürgermeisterin auf großen Zuspruch. Deren elfjähriger Sohn Max will auch etwas gegen die Müllhalde unternehmen: Mit dem verrückten Professor Brausewein und dessen Nichte Lotta tüftelt er an einer Maschine, die den Gestank des Mülls aufsaugen und neutralisieren soll. Allerdings funktioniert sie noch nicht so richtig. Als Max die Olchis kennenlernt, ist ihm sofort klar, dass ihr Verbleib auf der Deponie die Lösung aller Probleme wäre: Die grünen Wesen hätten ein neues Zuhause, und die Bewohner von Schmuddelfing könnten aufatmen, denn die Olchis würden den Müll vernichten. Dieser Plan passt allerdings nicht allen, und Max und seine Freunde müssen all ihren Ideenreichtum aufbringen, um ihn umzusetzen.
Nach mehr als dreißig Jahren, in denen „Die Olchis“ in der Kinderbuchserie des Autors und Illustrators Erhard Dietl und deren diversen Adaptionen die Kinder erfreut haben, erobern die grünen Wesen jetzt die Leinwand, wo sie ihren Beitrag zur Müllverwertung leisten und für die Akzeptanz von Fremden werben. Der Produktionsfirma WunderWerk und den Regisseuren Toby Genkel (der mit John Chambers auch das Drehbuch schrieb) und Jens Møller ist die Umsetzung der Geschichte und Charaktere in 3-D-Animation gut gelungen. Für Fans gibt es einen hohen Wiedererkennungswert, und Neulingen wird der Eintritt ins Olchi-Universum leicht gemacht.
Die Charaktere und ihre Umgebung sind sehr phantasievoll gestaltet. Schmuddelfing ist ein wirklich hübscher kleiner Ort, abgesehen von den Plastiktüten, die gelegentlich vom Wind durch die Straßen geweht werden. Die Figuren weisen individuelle Besonderheiten auf und sind sehr liebevoll und detailreich modelliert und gut animiert. Fliegen kreisen über den Köpfen der Olchis, eingeblendete Chatverläufe zeugen von der Kommunikation zwischen Max und seiner Mutter. Man kann sofort mitfühlen mit dem Jungen, der von seiner Mutter mit allerhand eng getakteten Aufgaben traktiert wird und damit optimal auf eine Karriere in der Leistungsgesellschaft vorbereitet werden soll.
Die Geschichte ist nicht unkompliziert, und die Motivationen der einzelnen Charaktere, z.B. des Bösewichts, werden mitunter in längeren Monologen erläutert. Allerdings ergibt der Wettlauf mit der Zeit einen schönen Spannungsbogen, wobei die bewegliche Kamera den Wendungen der Geschichte sehr geschickt folgt und durch die fröhliche, aber nie aufdringliche Musik gut unterstützt wird. Während Max seinen Plan umsetzt und dabei mutiger und risikofreudiger wird, treten nicht nur Lotte und der Professor in den Hintergrund, sondern auch die titelgebenden Olchis scheinen zwischenzeitlich an den Rand gedrängt zu werden. Allerdings akzentuiert die Olchi-Farbe Grün nahezu jede Szene des Films und sorgt für deren Präsenz, lang bevor sie tatsächlich in die Gemeinschaft integriert werden. Hilfreich ist, dass die Mutter durch eine überraschende Wendung dazu gebracht wird, einen anderen Standpunkt einzunehmen und sich für Neues öffnen kann.
So erzählt der Film ebenso kindgerecht wie unterhaltsam eine Geschichte, die ganz ohne erhobenen Zeigefinger wichtige Werte und Inhalte vermittelt: Wie wichtig es ist, mit Offenheit und Toleranz auf andere Menschen und fremde Kulturen zuzugehen, voneinander zu lernen und gemeinsam Probleme zu lösen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)