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Die Partei: 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, im Superwahl- und Jubiläumsjahr 2009, versucht eine schmierige kleine populistische Oppositionspartei in Deutschland die Macht zu übernehmen und das Land wieder zu teilen.

Handlung und Hintergrund

DIE PARTEI (Kurzform für „Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“) ging 2004 aus den Redakteuren des Satiremagazins Titanic als Kleinpartei hervor und hat seitdem nichts unversucht gelassen, um ihren Einfluss auf möglichst populistische Weise auszuweiten - von Schleichwerbung bis hin zu Schmierkampagnen. Vor allem Politikverdrossene fühlen sich von der PARTEI und ihrem provokanten Programm angezogen. Die Dokumentation zeigt die Aktionen der PARTEI seit ihrer Gründung.

2004 gründen Redakteure des Satiremagazins Titanic eine Kleinpartei, die von Schleichwerbung bis zu Schmierkampagnen nichts unversucht lässt, um zu provozieren. Humorvolle und gesellschaftskritische Dokumentation.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Martin Sonneborn
Darsteller
  • Martin Sonneborn
Drehbuch
  • Martin Sonneborn

Kritikerrezensionen

    1. Martin Sonneborn ist ein Meister der provokanten Aktion. Mit einer Magisterarbeit über das Frankfurter Satiremagazin „Titanic“ brachte sich der Publizistikstudent zunächst als Mitarbeiter ins Gespräch, um nach fünf Jahren zum Chefredakteur aufzusteigen. Dort fiel er mit getürkten Telefoninterviews und frechen Happenings auf, etwa in der Frankfurter Fußgängerzone, wo die „Titanic“-Crew als obskure Organisationen für bizarre Anliegen warb. Aus einer dieser Ideen erwuchs das Langzeitprojekt „Die Partei“, mit dem man nach eigenen Angaben die „niedersten Instinkte bedienen“ und Ostdeutschland wieder abtrennen wollte, weil nach einer FORSA-Umfrage ein Viertel der Deutschen die Mauer zurück wünschen. Sonneborn rief sich zum Parteivorsitzenden aus und gründete mit seinen Anhängern mehrere Landesverbände. Zumindest 2005 wurde die „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ sogar zur Bundestagswahl zugelassen.

      Martin Sonneborn ist ein Meister der Mehrfachverwertung. Nachdem er durch ein vermeintliches Bestechungsfax ein FIFA-Mitglied verunsicherte und dadurch die Weltmeisterschaftsabstimmung für Deutschland entschied, dokumentierte der Satiriker diese Aktion als „Titanic“-Artikel, per Ausstellung, in Buchform („Ich tat es für mein Land“) und als Multimedia-Lesetournee. In der gleichen Veranstaltung wurden gleichfalls die „Partei“-Eskapaden als Kurzfilm-Einspielungen präsentiert, welche im aktuellen Wahlkampf jetzt als Buch. Lesereise und Kinofilm zu verfolgen sind. Hinter dem Regiekürzel SMAC verbergen sich Produzentin Susanne Müller sowie Andreas Coerper, auch verantwortlich für Buch und Kamera. Mit Sonneborn forschten sie in „Heimatkunde“ schon nach der deutsch-deutschen Befindlichkeit.

      Man muss ihnen zugute halten, dass wenig altes Material im Kinoableger verwendet wurde. Um die Münsteraner Gründungsveranstaltung mit Sonneborns-Vorgänger Oliver Maria Schmitt als Ehrenvorsitzender, der eine stark belachte Parodie auf Politikerfloskeln liefert, kommt man natürlich nicht herum, wobei im Publikum fast das komplette „Titanic“-Team auftaucht. Im Folgenden begibt sich Sonneborn allerdings gemeinsam mit „Wahlkampfleiter“ Georg Behrend und „Titanic“-Hausfotograf Tom Hintner als „Generalsekretär“, vormals noch Leiter der „Hintner-Jugend“, auf Wählerfang.

      Kommentiert von einem euphorischen Off-Erzähler erlebt man das Trio dann in einer Reihe dreister „Titanic“-Eulenspiegeliaden, mitunter als Variante früherer Aktionen angelegt: Angefangen vom gemeinsamen Kauf grauer Anzüge, um künftig mehr Seriosität auszustrahlen, wofür (zufällig ?) Helge Schneider erscheint, über eine Bundestagsinspektion, um schon einmal die künftigen Räumlichkeiten der „neuen Abgeordneten“ auszumessen bis zum Versuch des Mauer-Wiederaufbaus in Thüringen mit Hilfe der hessischen IG Bau. Ein aufgebrachter Taxifahrer erkennt hier immerhin den satirischen Hintergrund („Thomas Gottschalk könnt Ihr vielleicht verarschen!“), während die Bürger in Krefelds hässlicher Fussgängerzone ohne Bedenken auf die Teilungsforderungen einschwenken. Auch der Oppositionsvorsitzende beim „Ost-West-Trennungsgipfel“ in Tiflis und die dortigen Medienvertreter bemerken nicht, dass sie einer deutschen Satiretruppe aufsitzen. Statt Kuckucksuhren lockt Sonneborn dieses Mal mit einem Bierkrug als Gastgeschenk. Angereichert wird das Werk durch falsche Werbespots, etwa für ein neues Mauermodel von „Mörtel Paule“ oder dem ersten, von bewusster Schleichwerbung durchsetzen „Partei“-Spot.

      Martin Sonneborn ist ein Meister schlagfertiger Konversation, der seinen Part stets ernsthaft durchzieht und auf jeden Protest ungerührt reagiert. Dabei gelingen ihm einige Spitzen auf innerdeutsche Verstimmungen und das brüchige Demokratieverständnis der Wähler. Gegen Ende wirken die Aktionen mit Kanzerlinnen-Casting und einem „Spartei“-Programm für eine Supermarktkette als neuen Wunschsponsor etwas aufgesetzt und forciert, wobei sich das Kamerateam bei Einzug in den parteieigenen Supermarkt versehentlich in den Scheiben spiegelt. Ebenso erscheint eine Rapeinlage beim bayerischen Parteitag reichlich überflüssig.

      Allerdings enthält sich die Dokumentarparodie der finalen Wendung, dass „Die Partei“ dieses Mal aufgrund „Zweifel an der Ernsthaftigkeit“ nicht zur Bundestagswahl zugelassen wurde. Offensichtlich muss man jetzt doch für Horst Schlämmer stimmen.

      Fazit: Eine weitgehend bissige Doku-Parodie auf die Mechanismen des Politikbetriebs mit gewohnten „Titanic“-Provokationen.
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