Krista ist die Schönste. Und das schon im zweiten Jahr. Sie hat ihren Titel verteidigt und ist überhaupt die Viertschönste der Welt. Was sie besonders schön macht? Zweifelsfrei die tolle Haltung, das ausdrucksvolle Gesicht. Und natürlich die Flecken am Fell und das große Euter. Denn Krista ist eine Kuh. Und ihre Besitzer, die Landwirts-Familie Seeger, sind sehr stolz auf sie. Denn jede einzelne Eizelle dieses preisgekrönten Tieres ist wertvoll. Der Dokumentarfilm von Antje Schneider und Carsten Waldbauer begleitet mit einfühlsamem Blick Krista und die Familie Seeger auf ihrem Hof im Oldenburger Land. Dabei wirft der Film immer wieder Seitenblicke auf weit reichendere Themen. Denn die Züchtung sogenannter „Superkühe“, die besonders viel Milch geben, perfekt aussehen und die nach Maß zu weiteren Züchtungen verwendet werden können, nimmt gerade richtig Fahrt auf und steuert auf eine globale Massenzüchtung hin, wie man an einer Exkursion der Familie nach Kanada sehen kann. Doch bei diesem Wettbewerb kann längst nicht jeder mithalten - eine Tatsache, die sich auch im Aufgeben vieler Milchbauern und der zunehmenden Gefährdung ländlicher Existenzen aufgrund einer immer härter werdenden Landwirtschaftsindustrie widerspiegelt. Doch im Zentrum dieses ungewöhnlichen Dokumentarfilms steht die schöne Krista, anhand deren „Alltag“ dies alles erzählt wird.
Jurybegründung:
Mit Krista wurde nicht nur das erste Mal eine Kuh in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zum schönsten Holsteiner Schwarzbunt gewählt, zugleich hat Regisseurin Antje Schneider mit Bauer Seeger und seiner Familie einen Glücksgriff getan. Denn der Hof befindet sich im Umbruch.
Ohne Off-Kommentare oder erklärende Zwischen- oder Untertitel verlassen sich die Filmemacher ganz auf ihre Aufnahmen, um das Leben rund um Krista aufzuzeigen. Hier geht es weder um Verklärung bäuerlichen Alltags noch um Kritik an moderner Milch- oder Viehproduktion. Diese Themen werden in kurzen Kommentaren der Protagonisten angerissen, der Zuschauer ist aufgefordert, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Dabei baut der Film durchaus auf die Mündigkeit des Zuschauers, verzichtet im Gegensatz zur Reportage bewusst auf vertiefende Informationen.
Wirken manche Aufnahmen auch sehr inszeniert und lassen Raum für Spontaneität vermissen, so sprechen sie auch für eine intensive Vorbereitung, ein durchdachtes Konzept, das nicht allein auf die Attraktivität der schönen Krista baut. So kann der Zuschauer an den richtigen Stellen lachen, wie er auch in tragischen Momenten mitfühlen und -fiebern kann.
Der SCHÖNEN KRISTA gelingt das Kunststück, 90 Minuten lang konstant zu unterhalten, das Interesse des Zuschauers immer wieder zu wecken und ihn in dem Wissen zu entlassen, einen glaubhaften Einblick in eine Welt bekommen zu haben, die sonst eher der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Dies verdankt der Film einer schlüssigen Dramaturgie, die von bewundernswerter Stringenz geprägt ist. Neue, interessante Welten gibt es nicht nur in der Ferne zu entdecken, vieles liegt auch einfach nur ein paar Kilometer außerhalb der Alltagswelt, direkt vor unserer Tür.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)