Disney-Filme gelten als Spaß für Jung und Alt. Bei genauerer Betrachtung muss man jedoch zugeben, dass die Disney-Filme ein grausames Geheimnis verbergen: Ihre Vorlagen sind oftmals brutale Geschichten, die mit einem hohen Blutzoll daherkommen. Um die Disney-Filme kinderfreundlich zu gestalten, mussten die Macher folglich so manches schreckliche Detail weglassen. Genau diese Details haben wir für euch herausgesucht und präsentieren sie euch auf den folgenden Seiten.
Das Dschungelbuch
Die Vorlage zu dem Klassiker von 1967 stammt bekanntlich vom britischen Literatur-Nobelpreisträger Rudyard Kipling. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Kurzgeschichte, die sich von der Verfilmung vor allem zum Ende hin stark unterscheidet. Anstatt bei seiner Rückkehr in die menschliche Gesellschaft mit offenen Armen empfangen zu werden, schickt man Mogli zurück in den Wald. Die einzige Familie, die ihm bei seiner kurzen Stippvisite geholfen hat, wird von den anderen Dorfbewohnern sogar gefoltert.
Mogli wendet sich im Dschungel an Hathi, der im Film ein liebenswerter, vergesslicher Elefant ist. In Kiplings Version handelt es sich bei ihm jedoch um ein blutdürstiges Rüsseltier, das sich an den Menschen rächen will. Gemeinsam mit Mogli, Baghira und einem Rudel Wölfe zerstört Hathi zum Schluss das gesamte Dorf. Soviel zu Ruhe und Gemütlichkeit.
Disney’s Hercules
Von Hercules hat sicherlich jeder schon einmal gehört. Wer sich in der griechischen Mythologie auskennt, dürfte über die Disney-Version jedoch verwundert die Augen gerieben haben. „Hercules“ hatte mit seiner Vorlage nämlich wenig gemein und wurde stark an das jüngere Publikum angepasst.
Zum Beispiel die Liebesgeschichte mit Megara, genannt Meg. In der Mythologie wurde sie Hercules beziehungsweise Herakles als Preis von ihrem Vater überreicht. Sie brachte drei Kinder von ihrem Ehemann zur Welt, doch Herakles verliert letztlich den Verstand und schlachtet seine gesamte Familie ab. Vermutlich ist Disney mit seinem Happy End besser gefahren…
Pocahontas
Der einzige Disney-Film unserer Liste, der auf einer historischen Vorlage basiert – von der sich Disney allerdings weit entfernt hat. Zwischen dem angeblich großen Liebespaar Pocahontas und John Smith gab es beispielsweise einen beachtlichen Altersunterschied. Pocahontas war elf, Smith 28 Jahre alt, als sie sich das erste Mal trafen und sie sprach ihn aus Respekt mit „Vater“ an.
Die wirkliche Geschichte war zudem wesentlich brutaler. Pocahontas Vater Powhatan war für einen Völkermord verantwortlich, bei dem er einen anderen Indianerstamm ausradierte. Er und John Smith wollten sich gegenseitig umbringen. Der Bösewicht des Films, John Ratcliffe, war in Wahrheit ein angesehener Kaufmann. Das nützte ihm allerdings wenig: Ureinwohner banden ihn letztlich nackt an einen Baum und verbrannten ihn lebendig.
Pocahontas erlitt ebenfalls ein tragisches Schicksal. Sie wurde gefangen genommen und nach England verschleppt. Ihre Entführer logen sie an und erzählten, ihr Vater habe einem Austausch nicht zugestimmt. Mit 21 Jahren wollte sie schließlich nach Amerika zurückkehren. Sie erkrankte jedoch und starb in England. Ihr Vater verstarb kurz darauf, ohne seinen Enkel jemals getroffen zu haben.
Arielle, die Meerjungfrau
Auch die ursprüngliche Geschichte von Hans Christian Andersen unterscheidet sich hinsichtlich ihrer Gewalt von Disneys Adaption. Nachdem der kleinen Meerjungfrau durch den Trank der bösen Meerhexe Beine gewachsen sind, leidet sie unter kaum auszuhaltenden Schmerzen. Als sie dem Prinzen in ihrer neuen Erscheinung begegnet, findet dieser sie unterhaltsam und sie beginnt unter grauenvollen Qualen für ihn zu tanzen – lächelt dabei aber, um sich nichts anmerken zu lassen.
Der Prinz will jedoch ein anderes Mädchen heiraten, womit sich die Meerjungfrau aufgrund ihres Paktes mit der Meerhexe in Schaum auflösen würde. Ihr einziger Ausweg wäre, den Prinzen zu töten und ihre Füße in seinem Blut zu baden, was sie jedoch nicht über sich bringt. Die kleine Meerjungfrau löst sich letztlich in Schaum auf, kann als Luftgeist anschließend allerdings durch gute Taten noch eine unsterbliche Seele erlangen. Fällt das in die Kategorie „Glück im Unglück“?
Pinocchio
Auch hier interpretierte Disney die literarische Vorlage von Carlo Collodi relativ frei. Im Original handelt es sich beim vermeintlich liebenswerten Holzjungen um ein verzogenes Balg. Er bringt seinen Vater Gepetto ins Gefängnis, zeigt sich wiederholt reumütig, um dann doch wieder das Falsche zu tun. Aus Versehen tötet er sogar die Grille Jiminy. Zum Schluss kommt es auch hier zum Happy End, indem Pinocchio seine Lektion gelernt hat und zum richtigen Jungen wird. Zuvor wurden allerdings sämtliche Freunde von ihm, die sich zu Eseln verwandelt hatten, von Raubfischen zerfleischt.
Schneewittchen und die sieben Zwerge
Dass die Gebrüder Grimm nicht zur zimperlichen Sorte gehören, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. So sollte der Jäger Schneewittchen eigentlich nicht bloß töten, sondern der bösen Königin zum Beweis seiner Tat die Zunge und die Leber ihrer Stieftochter bringen. Er brachte der Monarchin jedoch Zunge und Leber eines Frischlings, die die Königin kochte und aß – im Glauben, sie stammten von Schneewittchen.
Selbst Schneewittchen entpuppt sich im Märchen nicht unbedingt als harmloses Geschöpf. Sie trickst die böse Königin aus, die auf Schneewittchens Hochzeit mit dem Prinzen erscheint. Hier vollführt die Braut ihre grausame Rache und lässt ihre Stiefmutter vor allen Hochzeitsgästen glühende Eisenpantoffel anziehen und sich zu Tode tanzen. Dancing with tears in my eyes…
Cinderella
Die Welt der Märchen ist grausam und unerbittlich, zumindest wenn man auf die Originale blickt. In der Fassung der Gebrüder Grimm ist dieses Exemplar beispielsweise erwartbar blutig. Jeder erinnert sich sicherlich, dass der Prinz seine Cinderella im ganzen Land mit Hilfe ihres verlorenen Schuhs sucht. Die bösen Stiefschwestern wollen den Thronfolger natürlich für sich haben und versuchen deswegen mit allen Mitteln, in den Schuh zu passen. Deswegen schneidet sich die eine den Hacken ab und die andere die Zehen. Disney schnitt für seinen Zeichentrickfilm wiederum diesen Teil komplett raus.
Die Eiskönigin – Völlig unverfroren
Auch der Disney-Hit von 2013 basiert auf einem Märchen von Hans Christian Andersen; wobei es ziemlich frei interpretiert wurde. Im Zentrum der eigentlichen Geschichte stehen nicht zwei Schwestern, sondern die beiden Freunde Kay und Gerda. Zwei Splitter eines Spiegels, den einst ein Teufel erschuf, gelangen beim Spielen jedoch in ein Auge und das Herz von Kay. Der wird daraufhin gefühlskalt und empfindet alles Schöne als hässlich. Die Schneekönigin entführt ihn schließlich und sperrt ihn in ihrem Schloss ein.
Gerda begibt sich auf die Suche nach ihrem Freund und findet ihn schließlich nach einer Reise voller Strapazen, bei der unter anderem all ihre Begleiter von Räubern getötet wurden. Durch die Kälte in ihm ist Kay mittlerweile fast erfroren und er erkennt auch seine einstige Freundin nicht wieder. Gerda weint um ihn und ihre Tränen führen dazu, dass Kays Eisherz aufgetaut wird und die Splitter verschwinden. Gemeinsam kehren die beiden nach Hause zurück, wo sie erst als Erwachsene ankommen.
Bambi
Wie viele Tränen wurden schon vergossen, als Bambis Mutter in dem Zeichentrickfilm von einem Jäger erschossen und das kleine Rehkitz zu einer Waise wurde? Es wäre wohl nicht nur bei Tränen geblieben, sondern vielleicht noch einige traumatisierte Kinder hinzugekommen, wenn man sich in dieser Szene an den Roman des österreichischen Schriftstellers Felix Salten gehalten hätte. Darin wird Bambi selbst nämlich angeschossen und muss schwer verletzt und blutend im Kreis laufen, um den Jäger zu verwirren und dadurch dem sicheren Tod zu entgehen. Vermutlich wäre das zu viel Stress für so manch unschuldiges Gemüt gewesen.
Die Schöne und das Biest
Disneys Umsetzung folgt dem französischen Volksmärchen, unterscheidet sich allerdings in manchem Detail. So hat Belles Vater beispielsweise noch andere Töchter (je nach Version zwischen zwei und fünf), die beinahe für ein tragisches Ende verantwortlich gewesen wären. Nach einigen Monaten im Schloss bekommt Belle Heimweh, das Biest lässt sie ziehen, allerdings unter der Bedingung, dass sie innerhalb von einer Woche zu ihm zurückkehrt.
Als die Schwestern sie gut ernährt und in ausgefallenen Kleidern wiedersehen, werden sie neidisch und hintergehen Belle. Mit Zwiebeln rühren sie sich zu falschen Tränen, um ihre Schwester zu überreden, ihretwegen länger zu bleiben. Die fällt auf das Schauspiel herein, nicht ahnend, dass ihre Schwestern das Biest warten lassen wollen, damit es in seiner Wut über Belle diese bei ihrem Wiedersehen frisst. Allerdings erhalten wir auch im Märchen unser Happy End, denn Belle gesteht dem Biest ihre Liebe, dieses verwandelt sich zurück und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Rapunzel – Neu verföhnt
Selbst die Disney-Verfilmung bot überraschend harte Themen wie die Entführung eines Kindes, auf das Niveau der Vorlage ließ man sich dennoch nicht herab. In dem Werk der Gebrüder Grimm wird Rapunzel immerhin von ihren Eltern an die böse Hexe verkauft. Die trickst darüber hinaus später den Prinzen aus, weswegen dieser in ein Dornengebüsch fällt, sein Augenlicht verliert und blind durch die Welt irrt. Letztlich gelangt er zufällig zum Gefängnis von Rapunzel, deren Tränen seine Erblindung heilen, doch der Weg dahin war wahrlich brutal und grausam.