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„Die Unglaublichen 2“-Kritik: Lustig statt originell

„Die Unglaublichen 2“-Kritik: Lustig statt originell

Der 2004 erschienene Pixar-Film „Die Unglaublichen“ erhielt einen Oscar als Bester Animationsfilm und eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch. Nun hat Autor und Regiseur Brad Bird eine späte Fortsetzung inszeniert, die noch witziger ist als das Original. Aber ist „Die Unglaublichen 2“ deshalb automatisch besser?

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„Die Unglaublichen 2“ – Trailer

Make Superheroes great again

Nachdem Familie Parr/Die Unglaublichen die Stadt Municiberg am Ende des ersten Teils vor dem Omnidroid gerettet hatte, dachte die Regierung darüber nach, die Superhelden wieder zu legalisieren. In der letzten Szene des Films krachte dann der Tunnelgräber durch das Erdreich und die Parrs stürzten sich mit siegessicherer Miene in den Kampf. Die Handlung von „Die Unglaublichen 2“ setzt genau an dieser Stelle wieder ein. In einer wilden Verfolgungsjagd versuchen die vier Superhelden mit der Unterstützung von Frozone, das gigantische Gefährt des Schurken zu stoppen, bevor es das Ratsgebäude der Stadt zerstört.

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Dies gelingt der Heldengruppe zwar, doch der Schaden an der Stadt ist nicht zu übersehen. Außerdem konnte der Tunnelgräber in dem Tumult mitsamt der Beute eines Bankraubs entkommen. Die Regierung reagiert entsprechend unwirsch und besteht weiterhin auf das Superheldenverbot. Weil die Parrs nach ihrer Heldentat wieder in ihr trostloses Undercover-Dasein zurückkehren müssen, herrscht schnell Frust in der Familie. Zum Glück ist der Boss des Telekommunikations-Unternehmens DEVTECH ein riesiger Superheldenfan und hat sich schon einen Plan für deren Rehabilitation ausgedacht.

Der reiche Industrielle möchte Mutter Helen aka Elastigirl in die Stadt New Urbrem schicken und dort durchgehend ihre Heldentaten filmen. So soll die Bevölkerung aus erster Hand erfahren, was die Superhelden tagtäglich leisten könnten, wenn man sie nur ließe. Vater Bob muss derweil in der DEVTECH-Villa bleiben und die Kinder hüten. Das geht natürlich nicht lange gut. Als besonders schwierig erweisen sich dabei die Superkräfte von Baby Jack-Jack, die sich zunehmend Bahn brechen und für heilloses Chaos sorgen. Währenddessen bekommt es Elastigirl mit dem Schurken Screenslaver (ein Wortspiel mit Screensaver) zu tun. Der hypnotisiert via Bildschirm die Menschen und wird bald eine Bedrohung für die gesamte Familie.

„Die Unglaublichen 2“: Disney warnt vor Gesundheits-Gefahr

Jack-Jack: Die Show

In puncto Humor kann „Die Unglaublichen 2“ seinen Vorgänger locker toppen. Das liegt vor allem an Jack-Jack, dessen abgefahrene Fähigkeiten schon im ersten Teil sowie im Kurzfilm „Jack-Jack Attack“ zu sehen waren: Der Kleine geht in Flammen auf, wird zum beißwütigen Monster, schießt Laserstrahlen aus den Augen, kann durch die Dimensionen reisen und noch vieles mehr. In Teil 2 kommen diese Fähigkeiten noch einmal „neu“ zum Vorschein und sorgen für zahlreiche irrwitzige Situationen, zum Beispiel, wenn sich das Superbaby mit einem Waschbären prügelt oder später auf urkomische Weise unter echten Gegnern aufräumt. Ein großer Spaß, der vor allem bei jüngeren Zuschauern für Lachsalven im Kino sorgen wird.

Doch für den Film erweist sich das witzige Baby als Segen und als Fluch zugleich. Da der Kleine bis zum Showdown die komplette Aufmerksamkeit auf sich zieht, sind die anderen Familienmitglieder fast durchgehend dazu verdammt, zu reagieren, statt selbständig zu agieren. Deren Rollen beschränken sich darauf, den Kleinen aufzufangen, zu verfolgen oder irgendwo aufzuspüren. Dadurch bleiben die großartigen Figuren diesmal deutlich blasser und haben kaum Platz, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, geschweige denn, sich irgendwie weiterzuentwickeln.

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Dashs Renn-Fähigkeit kommt zum Beispiel kaum zum Tragen und dem scheinbar unendlich dehnbaren Elastigirl wurde nicht eine einzige skurrile Situation spendiert. Durch den neuen Fokus auf Jack-Jacks Slapstick-Einlagen legt sich „Die Unglaublichen 2“ erzählerisch selbst die Zügel an und schafft es nicht, all die Stärken auszuspielen, die den Vorgänger so einzigartig gemacht haben.

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Kein Kinderkram

Wie „Der Gigant aus dem All“ und der oscarprämierte Kassenhit „Ratatouille“ war auch Brad Birds Animationsfilm „Die Unglaublichen“ aufregend anders. Das ausgefallene 60er-Jahre-Setting, der swingende Soundtrack von Michael Giacchino und das fantastische „James Bond“-Flair bewegten sich so weitab der üblichen Kinder-Zielgruppe, dass der ein oder andere Studio-Boss im Vorfeld ganz sicher ins Schwitzen geraten ist. Doch mehr noch: Bird baute im Laufe seines Films ein Bedrohungs-Szenario auf, dass in Filmen unter dem Disney-Label nicht selbstverständlich ist.

Im ersten Teil findet Mr. Incredible nämlich heraus, dass Bösewicht Syndrome für seine Forschung zahlreiche Superhelden getötet hat. Nicht gefangen genommen oder in ein Teeservice verwandelt — sondern tatsächlich getötet hat. Als Elastigirl später mit Dash und Violetta auf Nomanisan strandet, warnt Mutter Parr ihre Kinder dann davor, dass dies hier nicht wie in einem ihrer Samstagvormittags-Trickfilme sei: Syndromes Handlanger werden keinerlei Rücksicht auf Kinder nehmen und sie töten, sobald sie die Chance dazu haben. So eine Aussage fällt in einem Animationsfilm wirklich nicht alle Tage.

Doch wegen dieser realen Gefahr war „Die Unglaublichen“ so besonders mitreißend. Wenn Dash in einer wahnwitzigen Szene durch den Dschungel prescht und dabei seine Verfolger ausschaltet, wenn es Violetta im letzten Moment gelingt, mit ihrem Schutzschirm tödliches Gewehrfeuer abzuwehren, dann ließ das den Zuschauer vor Anspannung fast aus dem Sitz springen. Von so einer Gefühls-Achterbahn sind andere Animationsfilme oft meilenweit entfernt. Kein Wunder also, dass das Drehbuch von Brad Bird als Oscar-Favorit galt.

Helden im Weichspüler

In „Die Unglaublichen 2“ kehren der swingende Soundtrack und das Sixties-Flair zwar zurück, doch diesmal setzt das Ganze keine neuen Akzente. Es gehört nun einfach zur Ausstattung. Da keiner der Helden in der Basis eines Bösewichts unterwegs ist, fehlt im Sequel außerdem das spezielle Bond-Feeling. Das wäre prinzipiell kein Problem, hätte Bird es nicht verpasst, ein anderes Genre an dessen Stelle treten zu lassen. Als Elastigirl in der Mitte des Films durch zahlreiche dunkle Gassen hetzt, keimt kurz die Hoffnung auf, der Regisseur würde den düsteren Stil des Film Noir aufgreifen. Doch die stilvolle Dunkelheit verschwindet bald wieder sang- und klanglos aufgrund einer von Jack-Jacks (zweifellos witzigen) Eskapaden.

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Mit einer echten Bedrohung kann der Film ebenfalls nicht dienen. Obwohl es bald einen (recht vorhersehbaren) Twist gibt und einige Superhelden böse werden, haben diese in keiner Sekunde den Bedrohungsgrad von Syndromes Schergen. Auch der Screenslaver selbst ist nicht gefährlich genug, um den Film über das Level eines witzigen Animationsabenteuers à la „Ich - Einfach unverbesserlich 3“ zu heben. Da die Handlung des Films nun in beschaulichen Bahnen verläuft, kann das Geschehen nicht mehr in einer entfesselten zweiten Filmhälfte gipfeln und bleibt insgesamt recht unspektakulär.

So fehlt es der Fortsetzung an Energie, Inspiration, Originalität und Grimmigkeit, um letztlich aus dem großen Angebot an Animationsfilmen hervorzustechen. Für einen so großen Geschichtenerzähler wie Brad Bird ist das leider ziemlich enttäuschend. Da es der Filmemacher zudem verpasst, dem allgegenwärtigen Superhelden-Genre ein paar gezielte Seitenhiebe zu verpassen, wird der Eindruck zusätzlich verstärkt, dass der Meister hier zu viel Potential liegen gelassen hat.

Fazit:

„Die Unglaublichen 2“ ist ein äußerst witziges und gut gelauntes Animations-Abenteuer, das deutlich familienfreundlicher daherkommt als sein Vorgänger. Kein Wunder also, dass der Film in den USA sehr erfolgreich war. Für den erhöhten Spaßfaktor opfert Filmemacher Brad Bird allerdings die erzählerische und stilistische Einzigartigkeit seines oscarprämierten Vorgängers. Erwachsene Filmfans dürfte das enttäuschen.

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